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Mazurkas, Op. 6 (Mazurkas op. 6)

Komponist: Chopin Frédéric

Instrumente: Klavier

Tags: Mazurka Tanz

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Selections (Nos.1-3). Violoncello + Klavier (Leopold Grützmacher)Mazurka No.2. Klavier (Richard Burmeister)Complete. Gitarre (Jan Nepomucen Bobrowicz)
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Fryderyk Franciszek Chopin (auch Szopen, seltener Szopę oder Choppen) oder Frédéric François Chopin (* 22. Februar oder 1. März 1810 in Żelazowa Wola, im damaligen Herzogtum Warschau, Polen; † 17. Oktober 1849 in Paris) war ein polnischer Komponist, Pianist und Klavierpädagoge. Er besaß ab 1835 die französische Staatsbürgerschaft.
Chopins Vater war Franzose, seine Mutter Polin. Er wuchs in liebevoller, anregender häuslicher Atmosphäre auf. Seine lebenslange enge Bindung an Familie und Heimat war bestimmend für seine Persönlichkeit. Der als Wunderkind geltende Chopin erhielt seine musikalische Ausbildung in Warschau, wo er auch seine ersten Stücke komponierte. Die ersten 20 Jahre seines Lebens verbrachte er in Polen, das er am 2. November 1830 aus beruflichen und politischen Gründen verließ. Ab Oktober 1831 bis zu seinem Tod (1849) lebte Chopin überwiegend in Frankreich. Sein Leben war geprägt von Krankheit. Zuletzt war er mittellos und auf die Hilfe von Freunden angewiesen. Er starb im Alter von 39 Jahren, höchstwahrscheinlich an einer Perikarditis (Herzbeutelentzündung) als Folge einer Tuberkulose.
Chopin ist wie Robert Schumann, Franz Liszt, Felix Mendelssohn Bartholdy u. a. ein Repräsentant der Romantik, die in Chopins Wahlheimat Frankreich ihre Blütezeit zwischen 1815 und 1848 hatte. Als Komponist schuf er fast nur Werke für Klavier. Chopins Kompositionsstil ist beeinflusst von der polnischen Volksmusik, der klassischen Tradition Bachs, Mozarts, Webers, Hummels und Schuberts, besonders aber vom Stil des Belcanto der zeitgenössischen italienischen Oper und ihrem Vertreter Vincenzo Bellini. Von prägendem Einfluss war die Atmosphäre der Pariser Salons, in denen Chopin häufig verkehrte. Hier entfaltete er seine Fähigkeiten in freien Improvisationen am Klavier, die oft zur Grundlage seiner Kompositionen wurden. Seine Neuerungen in allen Elementen der Komposition (Melodik, Rhythmik, Harmonik und Formen) und das Einbeziehen der polnischen Musiktradition mit ihrer Betonung des nationalen Charakters waren für die Entwicklung der europäischen Musik wichtig.
Schon zu Lebzeiten galt Chopin als einer der führenden Musiker seiner Zeit. Sein Klavierspiel und sein Wirken als Lehrer wurden wegen der Erweiterung und Ausnutzung der technischen und klanglichen Möglichkeiten des Instrumentes, der Sensibilität des Anschlages, der Neuerungen im Gebrauch der Pedale und im Fingersatz als außergewöhnlich angesehen. Seine Ideen über das Klavierspiel (facilité „Leichtigkeit“, Ablehnung des perkussiven „klopfenden“ Anschlages, Vorbild des Gesanges, des sogenannten Belcanto in Agogik und Artikulation, Ablehnung des mechanischen Übens ohne musikalisches Engagement, Einsatz und Ausbildung der Finger nach ihren natürlichen physiologischen Gegebenheiten anstatt gleichmacherischem Fingerdrill) gelten bis heute in der Klavierpädagogik als grundlegend, beziehungsweise werden in ihrer Bedeutung heute erst richtig erkannt (z. B. in der Prävention von Spielschäden).
Frédéric Chopins Eltern waren der aus Lothringen stammende Sprachlehrer Nicolas Chopin und die Polin Tekla Justyna Chopin, geborene Krzyżanowska. Zur Zeit von Chopins Großeltern wurde Lothringen von König Stanisław Bogusław Leszczyński regiert, der das Herzogtum 1737 als Entschädigung für den Verlust des polnischen Thrones erhalten hatte. Viele seiner polnischen Anhänger, darunter auch Chopins Großvater, Fryderyk Choppen (später Chopin), hatten in Lothringen eine neue Heimat gefunden. Nicolas Chopin, Chopins Vater, nahm die polnische Staatsbürgerschaft an und benutzte als Vornamen die polnische Form „Mikołaj“ [miˈkɔwaɪ̯]. Er arbeitete als Bürokraft und Hilfsarbeiter. Nach dem Untergang des Königreiches Polen 1795 verdiente er seinen Unterhalt als Hauslehrer für Französisch beim polnischen Adel. Später war er Französischlehrer am Liceum Warszawskie, zunächst als Collaborator und ab 1814 bis zur Schließung der Schule 1833 als Gymnasialprofessor.
Die Eltern Chopins verband die Leidenschaft zur Musik: Nicolas spielte Geige und Flöte, Tekla Justyna spielte Klavier und sang. Die Eheschließung fand am 2. April 1804 statt. Sie hatten vier Kinder.
Chopin wurde in Żelazowa Wola geboren, einem Dorf in der Gemeinde Brochów, Departement Warschau, im damaligen Herzogtum Warschau. Er wurde am 23. April 1810 (an einem Ostermontag) in der Kirche Świętego Rocha i Jana Chrzciciela (polnisch „des Heiligen Rochus und Johannes des Täufers“) von Brochów auf die Namen Fryderyk Franciszek getauft.
Die beiden Urkunden verzeichnen als Geburtsdatum den 22. Februar 1810, aber sowohl Chopin als auch seine Mutter gaben als Geburtstag den 1. März 1810 an. In der Familie wurde Chopins Geburtstag immer am 1. März gefeiert. Da beide Daten auf einen Donnerstag fielen, wird heute angenommen, dass sich der Vater, als er bei der Meldung der Geburt zurückrechnete, eine Woche zu viel zählte und fälschlicherweise den 22. Februar als Geburtstag seines Sohnes eintragen ließ.
Im Herbst 1810 zog die Familie nach Warschau in das Sächsische Palais, wo sich das Warschauer Lyceum befand und Nikolaus als Französischlehrer eingestellt wurde. Fryderyk und seine drei Schwestern erhielten eine gründliche Erziehung, die von Herzlichkeit und Toleranz geprägt war. Auf Wunsch seines Vaters erhielt Chopin bis zu seinem 13. Lebensjahr Hausunterricht. Im Alter von fünf Jahren kamen Fryderyk und seine ältere Schwester Ludwika durch die musizierenden Eltern in Kontakt mit dem Klavier. Unter der Anleitung seiner Mutter machte der Junge schnell Fortschritte im Klavierspiel und zeigte eine große manuelle und musikalische Begabung. Die Eltern übergaben 1816 dem Musiklehrer Wojciech Żywny das Kind zur weiteren Ausbildung. Es entwickelte sich rasch zu einem Wunderkind. Żywny legte die technischen Grundlagen, leitete den Sechsjährigen zu seinen ersten Kompositionen an und bereitete ihn auf seine öffentlichen Auftritte vor. Seine ersten Kompositionen, die Polonaisen B-Dur und g-Moll stammen aus dem Jahr 1817. Die Presse machte auf die Veröffentlichung des Erstlingswerkes und das außergewöhnliche Talent des Kindes aufmerksam. Am 24. Februar 1818 trat Fryderyk in einem Konzert auf der Theaterbühne des Radziwiłł-Palastes mit dem Klavierkonzert g-Moll von Adalbert Gyrowetz auf. Das berühmt gewordene Kind wurde bald in die Salons des Adels in Warschau eingeladen und wegen seines Spiels und seiner Fähigkeit zu improvisieren als Attraktion herumgereicht.
1822 beendete Żywny den Klavierunterricht, weil er spürte, dass er dem hochbegabten Kind keine weiteren Impulse mehr geben konnte. Als Chopins Lehrer für Klavier und Orgel folgte Wilhelm Würfel, ein hervorragender Pianist, der den Jungen mit der modernen Spieltechnik, wie sie die zeitgenössische europäische Klaviermusik des style brillant erforderte, vertraut machte. So lernte Chopin die Werke von Johann Nepomuk Hummel, Carl Maria von Weber, Carl Czerny, Ignaz Moscheles, John Field und Ferdinand Ries kennen. Sie hatten einen nachhaltigen Einfluss auf sein virtuoses Spiel und seinen eigenen Kompositionsstil. Ab 1822 nahm Chopin Privatunterricht in Musiktheorie und Komposition bei dem aus Schlesien stammenden Deutschen Joseph Elsner (polnisch: Józef Elsner).
Chopin besuchte bis 1826 das Königlich-Preußische Lyzeum zu Warschau. Es folgte das Studium an der Musikhochschule die heute seinen Namen trägt (Uniwersytet Muzyczny Fryderyka Chopina), wo er von Elsner in Kontrapunkt, Generalbass und Komposition weiter unterrichtet wurde. Er komponierte eifrig und legte Elsner die Ergebnisse vor, der dazu feststellte, dass Chopin mit seinem ungewöhnlichen Talent die ausgetretenen Pfade und gewöhnlichen Methoden meide. Chopins sonstige Interessen waren während seines Musikstudiums weit gefächert. 1827 zog die Familie Chopin in den Czapski-Palast (Warschau) um.
Am 24. Februar 1823 trat Chopin im Rahmen einer Konzertreihe für wohltätige Zwecke mit einem Klavierkonzert von Ferdinand Ries auf und bereits am 3. März 1823 ein weiteres Mal mit dem Klavierkonzert Nr. 5 C-Dur von John Field. Die Rezensionen beider Konzerte würdigten die guten pianistischen und musikalischen Fähigkeiten des jungen Virtuosen.
Unter Elsners Anleitung entstanden 1825 das Rondo c-Moll op. 1, 1826 das Rondo à la Mazur F-Dur op. 5, 1828 das Rondo C-Dur op. 73 in der Fassung für zwei Klaviere und der Krakowiak, Grand Rondeau de Concert F-Dur op. 14 für Klavier und Orchester.
Zu Chopins engsten Jugendfreunden oder Geliebten zählte Tytus Woyciechowski (1808–1879). Er war Studienkollege Chopins am Warschauer Lyceum und häufiger Gast der Familie Chopin. Jugendfreunde, wie Tytus Woyciechowski, Jan Białobłocki, Jan Matuszyński, Dominik Dziewanowski und Julian Fontana blieben ihm lebenslang verbunden. Woyciechowski, den Chopin in seinen Briefen mehrfach mit „Mein liebstes Leben“ ansprach, hatte wie Chopin bei Vojtěch Živný Klavierunterricht und studierte dann Jura an der Universität Warschau. Chopin widmete ihm die Variationen B-Dur op. 2 über das Duett Là ci darem la mano (deutsch „Reich mir die Hand, mein Leben“) aus Mozarts Oper Don Giovanni.
„Wie stets, so trage ich auch jetzt Deine Briefe bei mir. Wie glücklich werde ich sein, wenn ich im Mai vor den Mauern der Stadt wandle, in Gedanken an meine nahende Abreise Deinen Brief hervorhole und mich vergewissere, dass Du mich aufrichtig liebst, – oder zumindest auf die Hand und die Schrift dessen schaue, den nur ich zu lieben verstehe!“
Verbreitet ist die These, dass Tytus auch der Vertraute war während Chopins angeblicher Affaire zu der Sängerin Konstancja Gładkowska (1810–1889), für welche es allerdings keine stichhaltigen Belege gibt. Als Chopin im Herbst 1830 das Land verließ, sang im Rahmen eines gemischten Programms unter anderem auch sie bei seinem letzten öffentlichen Konzert am 11. Oktober 1830 in Warschau.
Schon in seiner Jugend war Chopin viel gereist. Reisen waren bis an sein Lebensende Bestandteil seines Lebens. Seine Interessen waren breit gestreut. Er besuchte Museen, Ausstellungen, Konzerte und Opern, Bibliotheken, Universitäten und bewunderte Bauwerke und deren Architektur. Zu Chopins Zuhörern und Förderern gehörten die reichsten polnischen Familien, wie Radziwiłł, Komar, Potocki, Lubomirski, Plater, Czartoryski u. a., die teils auch später als Emigranten in Paris und als Förderer seiner Kunst eine große Rolle in Chopins Laufbahn spielen sollten.
Chopin, begierig das Musikleben anderer Städte und namhafte Künstler kennenzulernen, hatte im September 1828 die Gelegenheit, einen Freund seines Vaters zu einem Kongress nach Berlin zu begleiten, den Alexander von Humboldt organisierte. Sein Wunsch, mit den Größen des Berliner Musiklebens wie zum Beispiel Carl Friedrich Zelter, Gasparo Spontini oder Felix Mendelssohn Bartholdy in Kontakt zu treten, erfüllte sich nicht, teils weil er zu unsicher war, auf die berühmten Musiker zuzugehen. Zahlreiche Besuche von Konzerten und Opernaufführungen (Carl Maria von Webers Freischütz), wobei ihn die Aufführung von Georg Friedrich Händels Caecilienode in der Berliner Singakademie am stärksten beeindruckte, gestalteten die zweiwöchige Berlinreise zu einem für die künstlerische Entwicklung Chopins wichtigen Ereignis.
Ohne selbst zum hohen Adel zu zählen, hatte Chopin seit seiner Kindheit aufgrund seines musikalischen Talentes Umgang mit Adelsfamilien. Dies hatte neben seiner familiären Sozialisation einen wichtigen Einfluss auf seine Persönlichkeitsentwicklung. Zeit seines Lebens war ihm wichtig, sich in hohen Kreisen angemessen bewegen zu können, angesehen und geachtet zu sein.
Im Juli 1829 beendete Chopin sein Studium. In Elsners Beurteilung heißt es: „Szopen Friderik. Besondere Begabung, musikalisches Genie“ (polnisch „Szopen Friderik. Szczególna zdolność, geniusz muzyczny“). Ein Gesuch beim zuständigen Minister um Unterstützung bei der Finanzierung einer längeren Auslandsreise zur Weiterbildung des jungen Künstlers hatte jedoch keinen Erfolg. So entschied die Familie, Frédéric für einige Zeit nach Wien reisen zu lassen.
Die Reise begann im Juli 1829 in Begleitung von vier Bekannten. Stationen waren Krakau, Bielsko (deutsch Bielitz), Teschen (polnisch Cieszyn) und Mähren. Nach der Ankunft in Wien am 31. Juli 1829 besuchte Chopin polnische Freunde und den Verleger Tobias Haslinger. Dieser versprach, Chopins 1827/28 entstandenes Opus 2, Variationen über das Duett „Là ci darem la mano“ aus Mozarts Oper Don Giovanni für Klavier und Orchester, herauszubringen unter der Bedingung, dass Chopin es vorher in einem Konzert spielte und positive Kritiken den Verkauf förderten. Das Konzert fand am 11. August 1829 im Wiener Kärntnertortheater statt. Chopin spielte neben der Uraufführung der Mozart-Variationen op. 2 noch eine „Freie Fantasie“, eine Improvisation über ein Thema aus der Oper La dame blanche (deutsch Die weiße Dame) von François-Adrien Boieldieu sowie ein polnisches Volkslied. Das Konzert wurde von Zuhörern und Presse als Erfolg gefeiert, führte zu Begegnungen Chopins mit Vertretern der Wiener Musikszene und zu einem zweiten, noch erfolgreicheren Konzert am 18. August 1829, in dem Chopin neben seinen Mozartvariationen auch den Krakowiak, Grand Rondeau de Concert F-Dur op. 14 spielte. Die Kritiken zu beiden Konzerten hoben das nuancenreiche, virtuose Spiel Chopins hervor und lobten die Zartheit seines Anschlages. Man fand aber, dass er zu leise spielte, ein Vorwurf, den Chopin im Verlauf seiner späteren Karriere noch öfter hören sollte. Die Kompositionen wurden dabei in der Neuartigkeit ihrer Klangsprache nicht immer verstanden.
Über die im Wiener Verlag Tobias Haslinger erschienene Notenausgabe brachte die Allgemeine musikalische Zeitung vom 7. Dezember 1831 unter dem Titel Ein Opus II eine Rezension von Robert Schumann, die mit dem Ausruf „Hut ab, Ihr Herren, ein Genie“ eingeleitet wurde. Weiter hieß es: „Chopin kann nichts schreiben, wo nicht spätestens nach dem siebten, achten Takt ausgerufen werden muss: Das ist Chopin!“ An anderer Stelle: „Chopins Werke sind wie unter Blumen verborgene Kanonen“. Chopin verließ Wien mit seiner Begleitung am 19. August 1829. Nach einem dreitägigen Aufenthalt in Prag, einer ausgiebigen Besichtigung der Baudenkmäler und Gemäldegalerie Dresdens sowie dem Besuch einer Aufführung von Goethes Faust erfolgte die Abreise aus der sächsischen Hauptstadt am 29. August 1829. Der Rückweg nach Warschau, das am 10. September 1829 erreicht wurde, ging über Breslau und Kalisz.
Nach der Rückkehr aus Wien widmete sich Chopin intensiv dem Musikleben Warschaus und dem eigenen Schaffen. Wichtige Werke aus dieser Zeit sind das Klavierkonzert f-Moll op. 21, einige der Etüden op. 10, die Polonaise f-Moll op. 71 Nr. 3 und die Walzer op. 70 Nr. 1–3. Die Uraufführung des Klavierkonzertes f-Moll (1836 als 2. Klavierkonzert op. 21 veröffentlicht) fand in kleinem, privatem Rahmen vor geladenen Gästen am 7. Februar 1830 statt. Die öffentliche Aufführung erfolgte am 17. März 1830 im Nationaltheater am Krasiński-Platz in Warschau. Die Rezensionen des Konzertes, in dem Chopin auch seine Grande Fantaisie sur des airs nationaux polonais A-Dur op. 13 spielte, waren sehr positiv. Am 22. März 1830 trat Chopin erneut im gleichen Theater auf. Dieses Mal spielte er neben dem f-Moll Klavierkonzert den Krakowiak, Grand Rondeau de concert F-Dur op. 14 und Improvisationen über Themen aus polnischen Opern (Jan Stefani: Krakowiacy i górale „Die Krakauer und die Bergbewohner“; Karol Kurpiński: Novi Krakowiacy „Die neuen Krakauer“). Auch dieses Konzert war sehr erfolgreich. Noch vor der endgültigen Abreise Chopins entstanden u. a. die Nocturnes op. 9 und das Klavierkonzert e-Moll (1833 als 1. Klavierkonzert op. 11 veröffentlicht).
Im Juli 1830 besucht Chopin Tytus Woyciechowski während zwei Wochen auf dessen Hof in Poturzyn.
„Ich will Dir ehrlich sagen, dass ich mit Freuden an das alles zurückdenke – Deine Felder haben eine gewisse Sehnsucht in mir hinterlassen, – die Birke vor den Fenstern will mir nicht aus dem Sinn. Jene Arbaletta [Armbrust]! – Wie romantisch! Ich erinnere mich an die Arbaletta, deretwegen Du mich so geplagt hast, – für alle meine Sünden.“
Sein letztes Konzert in Polen gab Chopin am 11. Oktober 1830 im Nationaltheater Warschau (Teatr Narodowy) mit der Wiedergabe seines Klavierkonzertes e-Moll (op. 11) und der Grande Fantaisie sur des Airs Nationaux Polonais pour le Pianoforte avec accompagnement d’Orchestre („Große Fantasie über polnische Weisen für das Pianoforte mit Orchesterbegleitung“ A-Dur op. 13) unter der Leitung von Carlo Evasio Soliva.
Chopin wusste, dass die wirklich großen Musiker nicht in Warschau und auch nicht mehr in Wien, sondern in Paris, der Hochburg für Künstler aus aller Welt im 19. Jahrhundert, zu finden waren. Die Größe eines Pianisten wurde damals am Erfolg in dieser Metropole gemessen. Erstmals schickten ihn seine Eltern und sein Lehrer 1829 für drei Wochen nach Wien, um seine künstlerischen Erfahrungen zu erweitern.
Chopin verließ Polen am 2. November 1830 im Alter von 20 Jahren – auch auf Drängen seines Vaters vor der drohenden Revolte – und reiste zusammen mit Tytus Woyciechowski über Kalisz, Breslau, Prag und Dresden nach Wien, wo er am 23. November 1830 ankam. Die Freunde überreichten ihm am letzten Abend einen Silberpokal mit polnischer Erde und sangen ihm am Stadtrand noch ein Abschiedslied, das folgenden Refrain enthielt:
Zrodzony w polskiej krainie, niech Twój talent wszędzie słynie, a gdy będziesz nad Dunajem, Spreją, Tybrem lub Sekwaną, niechaj polskim obyczajem ogłaszanymi zostaną Przez twe zajmujące tony, Co umila nasze strony: Mazur i Krakowiak luby, stąd szukaj zachwytu, chluby, nagrody, talentu, trudów, Że głosząc pieśń naszych ludów, jako ich współziomek prawy, przydasz wieniec do ich sławy. Chór: Choć opuszczasz nacze kraje, Lecz serce Twoje wpośród nas zostaje; pamięć Twojego talentu istnieć u nas będzie … Życzym Ci serdecznie pomyślności wszędzie.
„Refrain: Obwohl du unsere Lande verlässt, bleibt dennoch dein Herz mitten unter uns; die Erinnerung an dein Talent wird bei uns fortbestehen … Wir wünschen dir von Herzen überall Erfolg.“
Chopin kam nach einem viertägigen Aufenthalt in Breslau (mit einem Konzert am 8. November 1830) und einer Woche in Dresden mit seinem Freund Tytus Woyciechowski am 23. November 1830 in Wien an. Chopin versuchte vergeblich, den Musikverleger Carl Haslinger, der ihn freundlich empfing, zu bewegen, seine Kompositionen (Sonate, Variationen) herauszugeben. Der Wiener Musikgeschmack hatte sich geändert, sodass er während seines achtmonatigen Aufenthalts – im Gegensatz zu seinem ersten Aufenthalt in Wien – nur ein öffentliches Konzert am 11. Juni 1831 gab. Es fand im Kärntnertortheater im Rahmen der sogenannten Akademien statt. Chopin spielte in diesem Benefizkonzert ohne Honorar sein Klavierkonzert Nr. 1 e-Moll op. 11. Die Presse lobte zwar sein Klavierspiel, aber nicht die Komposition.
Chopin verkehrte in dieser Zeit häufig bei dem Arzt Johann Malfatti.
Anfang Dezember 1830 erreichte Chopin in Wien die Nachricht, dass am Abend des 29. November 1830 der Novemberaufstand gegen die russische Herrschaft in Warschau ausgebrochen war. Woyciechowski verließ Wien, um am Aufstand teilzunehmen, und hinterließ einen einsamen, von Heimweh geplagten Chopin. Nach einem Aufenthalt von über sieben Monaten, den Chopin als enttäuschend empfand, weil er zwar als Pianist Anerkennung fand, nicht jedoch als Komponist, und weil er von Sorge über das ungewisse Schicksal Polens geprägt war, verließ Chopin am 20. Juli 1831 Wien.
Die komplizierten Ausreiseformalitäten – Chopin war Pole und damit Untertan des russischen Zaren – brachten es mit sich, dass Chopin, trotz seines erstrebten Reisezieles Paris, auf Anraten eines Freundes einen Antrag auf einen Pass nach England stellte, weil er für die Einreise nach Paris weder von den österreichischen noch von den russischen Behörden Unterstützung erhoffen konnte. Sein Gesuch wurde von der russischen Botschaft in Wien abgelehnt. Es gelang ihm aber, ein Visum nach Frankreich zu erhalten. Sein Reisepass trug den Vermerk „passant par Paris à Londres“. Chopin sagte später in Paris öfter scherzhaft, er halte sich hier nur „en passant“ – auf der Durchreise – auf. Chopin hatte jedoch die Absicht, wenigstens drei Jahre in Paris zu bleiben. Er fuhr über Salzburg nach München, wo er am 28. August 1831 in der Philharmonie das Klavierkonzert Nr. 1 e-Moll op. 11 und die Grande Fantaisie sur des airs polonais A-Dur op. 13 spielte. In Stuttgart, das er Anfang September 1831 erreichte, erfuhr er von der Niederschlagung des polnischen Aufstandes und der am 8. September 1831 erfolgten Kapitulation Warschaus. Er setzte die Reise über Straßburg nach Paris fort.
Chopin kam am frühen Abend des 5. Oktober 1831 als ein völlig Unbekannter in Paris an. Er hatte lediglich zwei Empfehlungsschreiben bei sich: eines von seinem Lehrer Józef Elsner für den Komponisten und Kompositionslehrer Jean-François Lesueur, das andere von dem Mediziner Johann Malfatti für den Komponisten Ferdinando Paër, der für eventuelle Kontakte zu Gioachino Rossini, Luigi Cherubini und Friedrich Kalkbrenner wichtig war.
Der italienische Komponist und Hofkapellmeister Ferdinando Paër setzte sich bei den Behörden für Chopin ein, um eine Aufenthaltsgenehmigung zu erlangen. Chopin war von Paris fasziniert. Hier lernte er Friedrich Kalkbrenner kennen, den er als Pianisten schätzte und der das Angebot machte, ihn drei Jahre lang zu unterrichten. Damit hätte sich Chopin auch verpflichtet, für diesen Zeitraum auf Auftritte zu verzichten. Kalkbrenner hatte das außergewöhnliche Talent Chopins erkannt und wollte im Musikbetrieb womöglich Konkurrenz vermeiden. Chopin lehnte den Vorschlag ab, in der Sorge, seine persönliche Art des Klavierspiels zu verlieren.
Bei Chopins Ankunft in Paris am 5. Oktober 1831 herrschte eine Zeit der wirtschaftlichen Krise, die immer wieder zu Demonstrationen führte. Unruhe, Not und Verbitterung kennzeichneten die Stimmung der Arbeiterklasse. Chopin war in einer schlechten körperlichen und seelischen Verfassung. In einem Brief an Tytus Woyciechowski vom 25. Dezember 1831 beschrieb er seine Lage:
„… meine Gesundheit ist jämmerlich. Ich bin äußerlich fröhlich, besonders unter den Unsrigen (mit Unsrigen meine ich die Polen), aber im Inneren plagt mich etwas – irgendwelche Vorahnungen, Unruhe, Träume oder Schlaflosigkeit – Sehnsucht – Gleichgültigkeit – der Wille zu leben und dann wieder Todesverlangen – irgendein süßer Friede, irgendeine Erstarrung, Geistesabwesenheit und manchmal quält mich eine genaue Erinnerung. Mir ist sauer, bitter, salzig zumute, eine hässliche Mischung von Gefühlen wirft mich hin und her!“
In Paris hatte Chopin nach seiner Ankunft am 5. Oktober 1831 erste Kontakte mit polnischen Emigranten, die im Zuge der sogenannten Großen Emigration (polnisch: Wielka Emigracja) aus Polen gekommen waren. Bald war Chopin Gast in den wichtigsten einflussreichen Pariser Salons. Von besonderer Bedeutung für Chopin sollten die „Salons“ genannten Räume des Gebäudes der Klaviermanufaktur von Camille Pleyel in der Rue Cadet Nr. 9 werden. Hier fand am 25. Februar 1832 durch Vermittlung des Pianisten Friedrich Kalkbrenner, der auch Teilhaber der Firma Pleyel war, das erste Konzert Chopins in Paris statt. Es war ein großer Erfolg und legte den Grundstein für die erfolgreiche Karriere Chopins als Komponist, Pianist und vor allem als gesuchter Klavierlehrer von Angehörigen der Aristokratie. Das gedruckte Programm dieses Grand Concert Vocal et Instrumental, donné par M. Frédéric Chopin, de Varsovie ist erhalten. Chopin spielte sein Klavierkonzert in e-Moll op. 11 (nicht das in f-Moll op. 21, wie man lange Zeit glaubte), seine Grandes Variations brillantes sur un thème de Mozart op. 2 und gemeinsam mit Friedrich Kalkbrenner, Camille Stamaty (anstatt des ursprünglich vorgesehenen Felix Mendelssohn Bartholdy), Ferdinand Hiller, George Osborne und Wojciech Sowiński die Grande Polonaise précédée d’une Introduction et d’une Marche op. 92 von Kalkbrenner in einer Bearbeitung für sechs Klaviere.
Paris, Square d’Orléans (Panoramabild). Rechts im Eingangsbereich (Nr. 9) Chopins Wohnung, links hinter den Bäumen (Nr. 5) die Wohnung von George Sand.
Paris, 5 square d’Orléans. George Sands Wohnung 1842–1847.
Gedenktafel an George Sands Wohnung am Square d’Orléans: „George Sand bewohnte die 1. Etage dieses Hauses von 1842 bis 1847. Die Gesellschaft (Die Freunde George Sands).“
Paris, 9 square d’Orléans. Chopins Wohnung (1842–1849) rechts im Bild.
Gedenktafel an Chopins Wohnung am Square d’Orléans: „Frédéric Chopin bewohnte dieses Haus von 1842 bis 1849“. Die Tafel wurde am 26. Oktober 1919 von der Société Chopin in Paris nach einer Initiative von Édouard Ganche angebracht.
In den 18 Jahren, die Chopin von 1831 bis zu seinem Tode im Jahr 1849 im Wesentlichen in Paris verbrachte, wohnte er in neun verschiedenen Wohnungen.
Chopin bestritt seinen Lebensunterhalt in erster Linie mit Klavierunterricht. Zu Chopins Zeit war das Klavier ein weitverbreitetes Instrument, das vorwiegend von Frauen erlernt wurde. Seine große Beliebtheit seit Beginn des 19. Jahrhunderts, die von manchen Beobachtern wie Heinrich Heine in Paris oder Eduard Hanslick in Wien sehr kritisch beurteilt wurde, hat mehrere Gründe. Der Sozialphilosoph Max Weber sagt, dass das Klavier seinem „ganzen musikalischen Wesen nach ein bürgerliches Hausinstrument“ sei. Es eröffnet durch seine, aus der Sicht des Benutzers, einfache Tonerzeugung einen unmittelbaren Zugang, auch für Laien, zu verschiedenen Arten von Musik, vom einfachen Kinderlied bis zur virtuosen Konzertliteratur.
Durch seinen frühzeitigen Verkehr in den Pariser Salons der Aristokratie und auch der Welt der Politik und Finanzen, die Protektion der polnischen adeligen Emigranten und nicht zuletzt aufgrund des durchschlagenden Erfolges seines ersten Konzertes in Paris (25. Februar 1832) war Chopin bald ein gesuchter, gut bezahlter Klavierlehrer, dessen Schülerinnen und Schüler vorwiegend aus den Kreisen des Adels und den einflussreichen Milieus von Politik und Finanzen stammten.
Chopin hatte ab 1833 ein geregeltes Einkommen, das er durch Honorare für Konzerte und Kompositionen, die er manchmal gleichzeitig Verlegern in Frankreich, England und Deutschland anbot, zusätzlich aufstocken konnte.
Wie aus Briefen an seine Freunde hervorgeht, war Chopin von der Entlohnung und dem Umgang mit seinen Kompositionen manchmal enttäuscht. Er hatte dann keine Scheu, beleidigende und – vom heutigen Standpunkt aus gesehen – teils auch antisemitische Äußerungen zu verwenden.
Chopin hatte in Paris einen aufwendigen Lebensstil. Er leistete sich eine private Kutsche, hatte Bedienstete und legte Wert auf teure Kleidung. Er unterrichtete täglich etwa fünf Stunden. Das Unterrichtshonorar betrug 20 Francs. (Zur Kaufkraft: Eine Kutschenfahrt durch Paris kostete 1 Franc). Bei Hausbesuchen verlangte er 30 Francs pro Stunde, was einem heutigen Wert von etwa 200 € entspricht. Eine Unterrichtsstunde dauerte 45 Minuten, die er jedoch bei seinen begabten Schülern verlängerte. Der Unterricht bei Chopin wurde zu einem Statussymbol. Er hatte in seiner Pariser Zeit insgesamt etwa 150 Schüler.
Insgesamt trat Chopin in etwa 40 öffentlichen Konzerten auf: in Warschau, Bad Reinerz (heute: Duszniki-Zdrój), Breslau (heute: Wrocław), Wien, München, London, Rouen, Manchester, Glasgow, Edinburgh und in Paris. Wie damals üblich, wirkten bei den recht vielseitigen Programmen mehrere Solisten mit, wobei Chopin nicht immer der Hauptsolist war. Manchmal handelte es sich um Benefizkonzerte oder Konzerte anderer Musiker, zu deren Erfolg die berühmten Kollegen durch ihre Teilnahme beitrugen. Chopin zog – im Gegensatz zu Liszt – die intime Atmosphäre der Salons den großen Konzertsälen, in denen sein zartes Spiel nicht zum Tragen kam, vor.
Chopin wurde 1832 eines der ersten Mitglieder der am 29. April 1832 in Paris von polnischen Emigranten gegründeten Société littéraire polonaise (französisch „Polnische literarische Gesellschaft“, polnisch Towarzystwo Literackie w Paryżu). Erster Präsident war Fürst Adam Jerzy Czartoryski, Vizepräsident Ludwik Plater.
Zu Chopins Zeit wurden in Paris etwa 850 Salons geführt, halb private, in großen Häusern übliche Zusammenkünfte von Freunden und Kunstsinnigen, die sich mit gewisser Regelmäßigkeit, wöchentlich oder monatlich, zum Abendessen, Gesprächen und Musik trafen. Wer in diesen Zirkeln der Pariser Großbürger verkehrte, der hatte es zu gesellschaftlicher Reputation gebracht. Am wohlsten dürfte sich Chopin in den Künstlersalons gefühlt haben, wo er unter seinesgleichen verkehrte und Musizieren und Gedankenaustausch intellektuelles Niveau sicherten.
Ein Zeichen für die gesellschaftliche Anerkennung, die Chopin in Paris genoss, ist die Einladung der königlichen Familie, im Palast in den Tuilerien zu spielen. Er erhielt jedes Mal ein Geschenk mit der eingravierten Inschrift: Louis-Philippe, Roi des Français, à Frédéric Chopin („Louis Philippe, König der Franzosen, an Frédéric Chopin“).
Zu Chopins Freundeskreis zählten die Dichter Alfred de Musset, Honoré de Balzac, Heinrich Heine und Adam Mickiewicz, der Maler Eugène Delacroix, die Musiker Franz Liszt, Ferdinand von Hiller, und der Cellist Auguste-Joseph Franchomme. Chopin war auch mehrmals Gast beim Marquis Astolphe de Custine, einem seiner glühendsten Verehrer, in dessen Château in Saint-Gratien. Unter anderem spielte er in Custines Salon, etwa die Etüden op. 25,1-2 sowie die damals noch unvollendete Ballade op. 38.
Von besonderer Bedeutung für Chopin war der gleichaltrige Julian Fontana, mit dem ihn seit der Kindheit eine lebenslange Freundschaft verband. Bis zu seiner Emigration in die Vereinigten Staaten (1841) war er für Chopin unentbehrlich als Kopist, Arrangeur, Sekretär und Impresario, der auch mit den Verlegern verhandelte und sich um die Alltagsgeschäfte seines Freundes kümmerte. Nach Chopins Tod veröffentlichte er – gegen den Willen des Komponisten, aber mit Zustimmung der Familie – einige nachgelassene Werke mit den Opuszahlen 66–73 (erschienen 1855) und opus 74 (erschienen 1859).
Der Pianist, Musikverleger und Klavierfabrikant Camille Pleyel gehörte von Anfang an zu den wichtigsten Personen in Chopins Pariser Zeit. Es war eine von Freundschaft und gegenseitigem Respekt geprägte berufliche Zusammenarbeit, die beiden zugutekam. Die Klaviere und Flügel, die Pleyel Chopin kostenlos zur Verfügung stellte, waren für Chopin, wie er es ausdrückte, das non plus ultra des Klavierbaus; für Pleyel war Chopin ein geschätzter Werbeträger, wie aus den Verkaufsstatistiken der Firma hervorgeht.
Im Jahr 1834 zog der Arzt und enge Jugendfreund Jan Matuszyński zu ihm die Wohnung in der Chaussée-d'Antin Nr. 5 und lebte bis 1836 dort mit ihm zusammen. Im Mai 1834 reiste Chopin nach Aachen zum Niederrheinischen Musikfest. Er besuchte Köln, Koblenz und Düsseldorf, wo er Felix Mendelssohn Bartholdy traf, den er bereits aus Paris kannte. Im Sommer reiste er nach Karlsbad, wo er seine Eltern traf. Nach seiner Weiterreise nach Dresden traf er Familie Wodziński 1836 in Marienbad wieder, wo sie zur Kur weilten und es – trotz des Protestes ihres Onkels – angeblich zur Verlobung von Chopin und Maria Wodzińska kam. Marias Mutter bestand aber angeblich darauf, dass diese bis zum Sommer des darauffolgenden Jahres geheimgehalten werde. Auch dafür gibt es keine stichhaltigen Belege.
1835 machte Chopin in Leipzig, vermittelt durch Felix Mendelssohn Bartholdy, Bekanntschaft mit Clara und Robert Schumann sowie 1836 mit Adolph von Henselt in Karlsbad. Nur ein Jahr später wurde die angebliche Verlobung mit Maria Wodzińska – wohl auf Drängen ihrer Eltern wegen des angeschlagenen Gesundheitszustands Chopins – angeblich wieder aufgelöst.
1836 zog als Nachfolger von Jan Matuszyński der Pianist, Komponist und enge Jugendfreund Julian Fontana bei Chopin ein in der Chaussée-d'Antin.
Trotz seiner Erfolge und starken Verwurzelung im kulturellen Leben von Paris sowie eines großen Freundeskreises polnischer Emigranten sehnte sich Chopin nach Polen und seiner Familie; er litt, wie aus seinen Briefen und Aussagen hervorgeht, unter ständigem Heimweh. Zeitlebens bestand Chopin auf der polnischen Aussprache seines französischen Nachnamens: [ˈʃɔpɛn]. Sein Heimatgefühl und seinen Nationalstolz drückte er besonders in seinen Mazurken und Polonaisen aus. Der Ausdruck der Sehnsucht, Nostalgie und Schwermut (polnisch „żal“) wurde neben der Betonung des Polentums (polnisch „polskość“) zu einem Merkmal seiner Musik. Als glühender polnischer Patriot stand er ganz auf der Seite des Widerstands gegen das zaristische Russland, das das sogenannte Kongresspolen besetzt hielt. Wenn vor Weihnachten ein polnischer Wohltätigkeitsbasar stattfand, half Chopin bei dessen Organisation.
Sein Patriotismus und seine Sehnsucht nach Polen blieben eine Inspirationsquelle für viele seiner Kompositionen. Inspiriert durch den Aufstand entstand seine Revolutionsetüde (Opus 10 Nr. 12).
1837 erhielt Chopin über Graf Carlo Andrea Pozzo di Borgo das Angebot, Hofkomponist und -pianist des Zaren Nikolaus I. zu werden. Hintergrund war ein Konzert, das Chopin im Mai 1825 auf einem Aeolomelodicum (einer Orgelvariante) vor seinem Vorgänger, Zar Alexander I. noch in Warschau in der Dreifaltigkeitskirche gegeben hatte. Chopin lehnte das Angebot des Zaren ab.
Chopin sah die erfolgreiche Schriftstellerin Amandine Aurore Lucile Dupin de Francueil, alias George Sand, zum ersten Mal im Herbst 1836 bei einem Empfang im Hôtel de France in Paris, wo Franz Liszt und seine Geliebte Marie d’Agoult, aus der Schweiz kommend, abgestiegen waren. Seine erste Reaktion auf diese in Männerkleidung auftretende, Zigarren rauchende Frau war Ablehnung. Der 27-jährige Chopin war wegen einer unglücklichen Liebe zu der damals 18-jährigen Maria Wodzińska in eine Lebenskrise geraten. Maria Wodzińska und George Sand waren jedoch grundverschieden. Im Gegensatz zu Wodzińska war George Sand eine selbstbewusste, provozierende und widersprüchliche Persönlichkeit. Die Initiative für die Beziehung mit Chopin ging von ihr aus. Ihr neunjähriges Verhältnis mit Chopin, eine Liebesbeziehung, geprägt anfangs von Vertrauen, gegenseitiger Wertschätzung, Zärtlichkeit, aber später auch von Eifersucht, Hass und Misstrauen, lässt manche Fragen offen.
George Sand war eine leidenschaftliche Frau, die eine Reihe zumeist jüngerer Liebhaber hatte. Das Verhältnis der damals 32-Jährigen zu dem sechs Jahre jüngeren Chopin war von Anfang an von sehr unterschiedlichen emotionalen und sexuellen Bedürfnissen geprägt. George Sand hat zahlreiche an sie gerichtete Briefe vernichtet, was die Beurteilung der Beziehung erschwert. Deutliche Hinweise gibt jedoch ein zweiunddreißig Seiten langer Brief George Sands an Chopins Freund Wojciech Grzymała (1793–1871) von Ende Mai 1838, in dem sie ihn um Rat bat. Sie befand sich in einem Zwiespalt, weil sie noch eine Beziehung zu dem Schriftsteller Félicien Mallefille unterhielt, aber andererseits eine Zuneigung zu Chopin gefasst hatte, über dessen Gefühle zu ihr sie im Unklaren war. Es muss aber auf jeden Fall zu einer näheren Begegnung der beiden gekommen sein.
« Et puisque je vous dis tout, je veux vous dire qu’une seule chose en lui m’a déplu, [c’est qu’il avait eu lui-même de mauvaises raisons pour s’abstenir. Jusque là, je trouvais beau qu’il s’abstînt par respect pour moi, par timidité, même par fidélité pour une autre. Tout cela était du sacrifice et par conséquent de la force et de la chasteté bien entendues. C’était là ce qui me charmait et me séduisait le plus en lui. Mais chez vous, au moment de nous quitter, et comme il voulait surmonter une dernière tentation, il m’a dit deux ou trois paroles qui n’ont pas répondu à mes idées.] Il semble faire fi, à la manière des dévots, des grossièretés humaines et rougir des tentations qu’il avait eues, et craindre de souiller notre amour par un transport de plus. Cette manière d’envisager le dernier embrassement de l’amour m’a toujours répugné. Si ce dernier embrassement n’est pas une chose aussi sainte, aussi pure, aussi dévouée que le reste, il n’y a pas de vertu à s’en abstenir. [Ce mot d’amour physique dont on se sert pour exprimer ce qui n’a de nom que dans le ciel, me déplaît et me choque, comme une impiété et comme une idée fausse en même temps. Est-ce qu’il peut y avoir, pour les natures élevées, un amour purement physique et, pour des natures sincères, un amour purement intellectuel?] Est-ce qu’il y a jamais d’amour sans un seul baiser et un baiser d’amour sans volupté ? »
„Und da ich Ihnen alles sage, will ich Ihnen auch sagen, dass mir eine einzige Sache an ihm missfallen hat. […] Er schien, nach Art der Frömmler, die groben menschlichen Begierden zu verachten und zu erröten über seine Versuchungen, und er schien zu fürchten, unsere Liebe durch eine stärkere Erregung zu beschmutzen. Diese Art der Betrachtung der äußersten Liebesvereinigung hat mich immer abgestoßen. Wenn diese letzte Umarmung nicht eine ebenso heilige und reine Sache ist wie alles andere, so liegt keinerlei Tugend darin, sich ihrer zu enthalten […] Kann es denn jemals Liebe geben ohne einen einzigen Kuss und einen Kuss der Liebe ohne Wollust?“
In der Zeit der neun Jahre dauernden Beziehung hielt sich das Paar abwechselnd in Paris und auf George Sands Landsitz, der heutigen Maison de George Sand, in Nohant-Vic, auf.
Am 18. Oktober 1838 begann George Sand auf ärztlichen Rat mit ihren Kindern Maurice und Solange eine Reise nach Mallorca. Man erhoffte eine Verbesserung des Gesundheitszustandes von Maurice, der an Rheumatismus erkrankt war. Da Chopin an Tuberkulose litt und sich eine Besserung durch ein milderes Klima erhoffte, reiste er am 27. Oktober 1838 der Familie nach, die ihn in Perpignan erwartete. Nach einer Schiffsfahrt nach Barcelona und einem fünftägigen Aufenthalt begann am 7. November 1838 die Überfahrt nach Mallorca mit dem Ziel Palma, das am 9. November 1838 erreicht wurde. Nach verschiedenen Schwierigkeiten verließ die Gruppe Palma und mietete ab dem 15. November eine schön gelegene Villa in der Nähe, bevor sie aus Gründen der Hygiene — Chopins Lungenkrankheit hatte die Ärzte und Behörden alarmiert – den Ort verlassen mussten und sich schließlich in dem verlassenen Kartäuserkloster in Valldemossa einmieteten, wo sie vom 15. Dezember 1838 bis zum 11. Februar 1839 blieben. Während Maurice sich erholte, stand für Chopin der Aufenthalt in der Kartause von Valldemossa unter keinem guten Stern. Die Räumlichkeiten waren kalt und feucht, das Wetter sehr schlecht. Hinzu kam die ablehnende Haltung der Mallorquiner gegenüber dem nicht verheirateten Paar, und auch der Verdacht, dass das Husten Chopins auf eine ansteckende Krankheit deute.
Schon bald zeigten sich bei Chopin alle Anzeichen einer Lungenentzündung, wie George Sand später schriftlich beklagte. Am 13. Februar 1839, nach dreieinhalb Monaten, verließen sie und Chopin die Insel. Trotz der relativen Kürze hatte der Aufenthalt auf Mallorca sowohl Chopin als auch George Sand stark mitgenommen. Aber anders als George Sand, die ihre zum Teil negativen Erfahrungen in dem 1842 erschienenen Bericht Un hiver à Majorque (französisch Ein Winter auf Mallorca) aufarbeitete, reagierte Chopin weniger nachtragend. Der oft zitierte Brief vom 3. Dezember 1838 über die ärztliche Kunst der Mallorquiner ist möglicherweise nicht so sehr boshaft gemeint als vielmehr Zeugnis seiner Selbstironie, deren Chopin sich oft bediente, um mit seiner chronischen Erkrankung umzugehen.
„3 doktorów z całej wyspy najsławniejszych: jeden wąchał, com pluł, drugi stukał, skądem pluł, trzeci macał i słuchał, jakem pluł. Jeden mówił, żem zdechł, drugi – że zdycham, 3-ci – że zdechnę.”
„Die drei berühmtesten Ärzte der ganzen Insel haben mich untersucht; der eine beschnupperte, was ich ausspuckte, der zweite klopfte dort, von wo ich spuckte, der dritte befühlte und horchte, wie ich spuckte. Der eine sagte, ich sei krepiert, der zweite meinte – dass ich krepiere, der dritte – dass ich krepieren werde.“
Vor der Abreise hatte Chopin seinen Freund Camille Pleyel gebeten, ihm ein Klavier nach Mallorca zu schicken. Da dieses erst im Januar 1839 eintraf, musste er sich in der Zwischenzeit in Palma und Valldemossa mit einem schlechten Instrument begnügen. Auf Mallorca wurden die 24 Préludes Opus 28 fertiggestellt, zu denen auch das sogenannte Regentropfen-Prélude zählt. Im Kontext dieser Musikstücke wird gern darauf verwiesen, wie unwohl Chopin sich in der unbehaglichen Umgebung des Klosters gefühlt hatte. Ein Brief vom 28. Dezember 1838 belegt diese Annahme. Chopin schrieb an Julian Fontana:
„Między skałami i morzem opuszczony ogromny klasztor kartuzów, gdzie w jednej celi ze drzwiami, jak nigdy bramy w Paryżu nie było, możesz sobie mnie wystawić nieufryzowanego, bez białych rękawiczek, bladego jak zawsze. Cela ma formę trumny wysokiej, sklepienie ogromne, zakurzone, okno małe, przed oknem pomarańcze, palmy, cyprysy; naprzeciw okna moje łóżko na pasach, pod filigranową rozasą maurytańsfcą. Obok łóżka stary nitouchable kwadratowy klak do pisania ledwo mi służący, na nim lichtarz ołowiany (wielki tu lux) ze świeczką. Bach, moje bazgrały i nie moje szpargały... cicho... można krzyczeć... jeszcze cicho. Słowem, piszę ci z dziwnego miejsca.”
„Nur einige Meilen entfernt zwischen Felsen und Meer liegt das verlassene, gewaltige Kartäuserkloster, in dem Du Dir mich in einer Zelle mit Tür, einem Tor, wie es nie in Paris eins gab, vorstellen kannst, unfrisiert, ohne weiße Handschuhe, blass wie immer. Die Zelle hat die Form eines hohen Sargs, das Deckengewölbe ist gewaltig, verstaubt, das Fenster klein, vor dem Fenster Apfelsinen, Palmen, Zypressen; gegenüber dem Fenster mein Bett auf Gurten unter einer mauretanischen, filigranartigen Rosasse (deutsch Rosette). Neben dem Bett ein nitouchable (deutsch „unberührbar“), ein quadratisches Klapppult, das mir kaum zum Schreiben dient, darauf ein bleierner Leuchter (hier ein großer Luxus) mit einer Kerze, Bach, meine Kritzeleien und auch anderer Notenkram … still … man könnte schreien … und noch still. Mit einem Wort, ich schreibe Dir von einem seltsamen Ort.“
Dieser Brief steht in Kontrast zu dem enthusiastischen Brief, den Chopin aus Palma nach der Ankunft an Fontana in Paris schrieb.
Nach Aussagen von George Sand litt Chopin in jener Zeit oft unter Halluzinationen. Spanische Neurologen kommen zu dem Schluss, dass sich die heftigen Visionen am besten mit der sogenannten Schläfenlappen-Epilepsie erklären lassen.
Nach der Ankunft auf dem Festland, hielt sich die Gruppe über eine Woche in Barcelona auf und traf am 24. Februar 1839 mit dem Dampfer in Marseille ein, wo man auf ärztlichen Rat wegen Chopins Gesundheitszustand drei Monate bis zum 22. Mai 1839 zur Erholung blieb. Eine vom 13. bis 18. Mai 1839 dauernde Seefahrt brachte Chopin und George Sand zu einem Ausflug nach Genua, bevor sie auf der Rückreise über Arles und Clermont am 1. Juni 1839 Nohant erreichten. Hier verbrachte Chopin seinen ersten Sommer im Anwesen von George Sand.
Nach der Rückkehr von Mallorca nahm Chopins Leben in Paris einen geregelten Verlauf. Die Winter waren dem Unterrichten, den gesellschaftlichen Veranstaltungen, dem Kulturleben, den Salons und den wenigen eigenen Auftritten gewidmet. Die mehrmonatigen Sommeraufenthalte verbrachte das Paar bis einschließlich 1846 meist auf George Sands ererbtem Landsitz in Nohant. Chopin verbrachte insgesamt sieben Sommer in Nohant: 1839 und 1841 bis 1846. In dieser Zeit fand Chopin Ruhe zum Komponieren. Eine Reihe der wichtigsten Werke entstand hier. Er empfing Freunde und debattierte mit Delacroix ästhetische Fragen. Er studierte das Belcanto-Repertoire des 18. Jahrhunderts und Luigi Cherubinis Cours de contrepoint et de fugue (deutsch Lehrgang in Kontrapunkt und Fuge).
Ab dem 29. September 1842 wohnte und arbeitete Chopin in Paris am Square d’Orleans Nr. 9, in unmittelbarer Nachbarschaft zu George Sand und deren Freundin, der Gräfin Marliani, Ehefrau des spanischen Konsuls, die die Wohnungen vermittelt hatte.
Die Beziehung zwischen Chopin und George Sand endete 1847. Am 28. Juli 1847 schrieb George Sand ihren letzten Brief an Chopin. Er endet mit den Worten:
„Adieu mon ami, que vous guérissiez vite de tous maux, et je l’espère maintenant (j’ai des raisons pour cela) et je remercie Dieu de ce bizarre dénouement à neuf années d’amitié exclusive. Donnez-moi quelquefois de vos nouvelles. Il est inutile de jamais revenir sur le reste.“
„Adieu, mein Freund, mögen Sie rasch von allen Übeln geheilt werden, ich darf jetzt darauf hoffen (ich habe dafür meine Gründe) und ich werde Gott danken für diese wunderliche Auflösung einer exklusiven, neun Jahre währenden Freundschaft. Lassen Sie mich von Zeit zu Zeit wissen, wie es Ihnen geht. Es ist unnötig, auf das Übrige jemals zurückzukommen.“
Der Grund für die Trennung waren die sich seit Jahren aufgestauten Konflikte zweier grundverschiedener, hochsensibler Charaktere. Aus Briefen von George Sand an Freunde lässt sich entnehmen, dass sie das Leben einer, wie sie es ausdrückt, enthaltsamen Nonne und Krankenschwester eines schwierigen, schwerkranken und launischen Genies nicht länger führen wollte. Die familiären Zwistigkeiten wegen ihrer Tochter waren nur der unmittelbare Anlass. Dass ihre Tochter Solange sich dem mittellosen Bildhauer Auguste Clésinger zugewandt hatte, wollte George Sand nicht akzeptieren. Auch Chopin waren Details zu Clésingers unstetem Leben zu Ohren gekommen. Er riet Solange ebenso eindringlich ab – aber letztlich hielt er an seiner Freundschaft zu ihr fest. Er akzeptierte ihren unbedingten Entschluss, Clésinger zu heiraten und zur Not mit der herrischen Mutter zu brechen. Das war der Auslöser für Familienstreitigkeiten, bei denen es zu Handgreiflichkeiten zwischen dem Sohn Maurice und Clésinger beziehungsweise der dem Sohn beispringenden Mutter kam.
George Sand und Chopin sahen sich noch einmal zufällig am Samstag, dem 4. März 1848. Beim Verlassen der Wohnung von Charlotte Marliani (18, rue de la Ville-Évêque) traf Chopin auf George Sand. Er teilte ihr mit, dass ihre Tochter vier Tage zuvor Mutter geworden war.
In Geschichte meines Lebens schreibt George Sand:
« Je le revis un instant en mars 1848. Je serrai sa main tremblante et glacée. Je voulus lui parler, il s’échappa. […] Je ne devais plus le revoir. […] On m’a dit qu’il m’avait appelée, regrettée, aimée filialement jusqu’à la fin. On a cru devoir me le cacher jusque-là. On a cru devoir lui cacher aussi que j’étais prête à courir vers lui. […] J’ai été payée de mes années de veille, d’angoisse et d’absorption par des années de tendresse, de confiance et de gratitude qu’une heure d’injustice ou d’égarement n’a point annulées devant Dieu. »
„Im März 1848 sah ich ihn einen Augenblick lang wieder. Ich drückte seine kalte, zitternde Hand. Ich wollte mit ihm reden, aber er entzog sich mir. […] Ich sollte ihn nicht wiedersehen. […] Man hat mir gesagt, er habe bis ans Ende nach mir verlangt, mir nachgetrauert, mich wie ein Sohn geliebt, doch man hat es mir verschwiegen. Auch ihm hat man verschwiegen, dass ich immer bereit war, zu ihm zu eilen. […] Für meine Jahre des Wachens, der Angst und der Hingabe haben mich Jahre der Zärtlichkeit, des Vertrauens und der Dankbarkeit belohnt, die eine Stunde der Ungerechtigkeit oder des Irrens vor Gott nicht auslöschen konnte.“
Im Laufe des Jahres 1847 verschlechterte sich Chopins Gesundheitszustand ernstlich. Eine wirksame Therapie gegen die Tuberkulose war seinerzeit nicht bekannt. Chopins Schülerin Jane Stirling, die bis zum Zerwürfnis Chopins mit George Sand eher im Hintergrund für Chopin gewirkt hatte, nahm sich nach der Trennung des Paares der Anliegen Chopins an und versuchte dessen immer größer werdende materielle Not zu lindern.
Am 16. Februar 1848 gab Chopin im Konzertsaal der Firma Pleyel in der Rue Rochechouart Nr. 20 sein letztes Konzert in Paris, das vor einem ausgewählten Publikum stattfand. Es gab nur 300 Eintrittskarten. Das Programm enthielt ein Klaviertrio von Mozart, von Chopin die Cellosonate g-Moll op. 65 (ohne den 1. Satz), ein Nocturne, die Berceuse op. 57, die Barcarolle op. 60, dazu eine Auswahl von Etüden, Préludes, Mazurken und Walzer. Die Kritik stellte das Konzert als ein ungewöhnliches Ereignis heraus (Artikel in der Gazette Musicale vom 20. April 1848).
Nach dem Ausbruch der Revolution in Paris am 22. Februar 1848, der sogenannten Februarrevolution, die durch die Flucht des Königs nach England und die Proklamation der Republik der Julimonarchie ein Ende setzte, fühlte sich Chopin wegen der anhaltenden Unruhen in Paris immer unwohler. Viele seiner Schüler verließen Paris, seine finanzielle Lage wurde wegen fehlender Einkünfte schlechter.
Unter dem Einfluss seiner Schülerin Jane Stirling, die seit Jahren bei Chopin Unterricht nahm und Zuneigung zu ihrem Lehrer entwickelt hatte, fasste Chopin den Entschluss, für eine Zeitlang nach England und Schottland zu reisen, wobei er sich durchaus vorstellen konnte, sich dauerhaft dort niederzulassen. Er verließ Paris am 19. April 1848 und traf am 20. April in London ein. Jane Stirling war mit ihrer verwitweten Schwester vorweg nach London gereist, um Chopins Ankunft vorzubereiten. Die Reise, die insgesamt etwa sieben Monate dauerte, war für Chopin äußerst anstrengend und brachte ihn an den Rand des physischen Zusammenbruchs, weil Jane Stirling Chopin ein strapaziöses Besuchsprogramm mit Konzerten bei ihrer Familie auferlegte und so die dringend benötigte Ruhe verhinderte. Jane Stirling hatte sich vergebens Hoffnungen auf eine Heirat mit Chopin gemacht. Er fand sie unattraktiv und langweilig, war aber dankbar für ihre extreme Fürsorge, wenngleich er sich dadurch unfrei und eingeengt fühlte.
Chopin wurde bald nach seiner Ankunft in die Salons der Londoner Oberschicht eingeladen, wo er bekannte Schriftsteller wie Charles Dickens kennenlernte und Gelegenheit bekam, seine Finanzen durch das Unterrichten adliger Damen aufzubessern. Am 15. Mai 1848 spielte Chopin anlässlich eines Empfanges im Beisein von Königin Victoria. Es folgten Konzerte in London am 23. Juni 1848 (Programm: Berceuse op. 57, Nocturnes, Mazurken, Walzer) und am 7. Juli 1848 (Programm: Berceuse op. 57, Scherzo h-Moll op. 20, eine Ballade, drei Etüden aus op. 25 [Nr. 1 As-Dur, Nr. 2 f-Moll, Nr. 7 cis-Moll] und einige Préludes). Auf Einladung von Jane Stirling fuhr Chopin am 5. August 1848 nach Schottland. Von hier aus musste Chopin am 28. August 1848 zurück zu einem Konzert nach Manchester, wo er in der Concert Hall im Rahmen eines Orchesterkonzertes vor 1500 Zuhörern Solostücke spielte (eine Ballade, die Berceuse op. 57 und weitere Stücke). In Schottland war Chopin in schlechter körperlicher und seelischer Verfassung und litt unter den ihm aufgezwungenen Verpflichtungen. Es folgten Konzerte in Glasgow am 27. September 1848 (Programm: eine Ballade, Berceuse op. 57, Andante spianato aus op. 22, Impromptu Fis-Dur op. 36, eine Auswahl von Etüden und Préludes, Nocturnes op. 27 und 55, Mazurken op. 7 und einige Walzer) und am 4. Oktober 1848 in Edinburgh.
Chopin war körperlich so schwach, dass er manchmal die Treppen hinaufgetragen werden musste. Nach seiner Rückkehr nach London am 31. Oktober 1848 spielte Chopin trotz seines schwer beeinträchtigten Gesundheitszustandes am 16. November 1848 aus Gefälligkeit in der Guild-Hall in einem Benefizkonzert zu Gunsten polnischer Landsleute.
In depressiver Stimmung kehrte Chopin am 23. November 1848 nach Paris zurück. Im Ganzen gesehen war der Aufenthalt in England und Schottland ein Misserfolg. Die schwindenden Kräfte, aber auch die wegen der Unruhen nachlassende Nachfrage erschwerten erheblich eine geregelte Unterrichtstätigkeit. Dies führte zu einem finanziellen Engpass, zumal Chopins Ersparnisse fast aufgebraucht waren. Jane Stirling half mit einer größeren Geldsumme aus. Chopins Erschöpfungszustand hielt an. Die Ärzte empfahlen zur Linderung der Beschwerden einen Aufenthalt auf dem Lande. Ende Mai 1849 zog Chopin in eine Wohnung in der damals noch ländlichen Umgebung von Chaillot (Rue Chaillot 74). Am 22. Juni 1849 erlitt Chopin nachts zwei Blutstürze. Die Hoffnung auf Besserung schwand endgültig, als die Ärzte eine Tuberkulose im Endstadium diagnostizierten. Der Gedanke an den Tod hatte Chopin schon sein ganzes Leben begleitet. Sein Vater, seine jüngste Schwester und zwei engste Freunde waren alle an Tuberkulose verstorben.
Chopin bat seine Schwester Ludwika Jędrzejewicz in einem Brief inständig, mit ihrem Mann und ihrer Tochter zu ihm zu kommen. Sie trafen am 9. August 1849 in Chaillot ein. Nach einer kurzen Besserung rieten die Ärzte zu einem Wohnungswechsel. Die Pariser Freunde und Jane Stirling verschafften ihm dann seine letzte Wohnung an der Place Vendôme 12, die aus drei Zimmern und zwei Vorzimmern bestand. Sie sorgten auch dafür, dass Chopin in seinen letzten Lebensmonaten keinen materiellen Mangel litt, zumal er wegen seines Gesundheitszustandes weder unterrichten noch komponieren konnte und deshalb zuletzt mittellos war.
Am 15. September 1849 empfing er die Sterbesakramente. Am gleichen Tag war Delfina Potocka aus Nizza nach Paris gekommen. Sie sang, sich selbst am Klavier begleitend, zur großen Freude Chopins Arien italienischer Komponisten (Bellini, Stradella, Marcello). Franchomme und Marcelina Czartoryska spielten den Anfang von Chopins Cellosonate op. 65. Anfang Oktober 1849 verfügte Chopin, dass alle unvollendeten und noch nicht veröffentlichten Partituren verbrannt werden sollten.
Chopin starb am 17. Oktober 1849 um zwei Uhr morgens im Alter von 39 Jahren, wahrscheinlich an Tuberkulose. Bei einer 2017 erfolgten Untersuchung des in Cognac eingelegten Herzens stellte man fest, dass Chopin an einer Herzbeutelentzündung (Perikarditis) litt, die infolge einer Tuberkulose entstand.
Zum Zeitpunkt des Todes wachten wahrscheinlich sechs Personen an Chopins Bett: seine Schwester Ludwika Jędzejewicz, Solange Clésinger, Teofil Kwiatkowski, Abbé Alexander Jełowicki, Adolf Gutmann und Dr. Jean-Baptiste Cruveilhier. Am darauffolgenden Morgen nahm Auguste Clésinger Chopin die Totenmaske ab und fertigte einen Abguss von dessen linker Hand an. Teofil Kwiatkowski und Albert Graefle malten bzw. zeichneten den Kopf des Verstorbenen. Der Arzt Jean Cruveilher, der Chopin bis zu seinem Ende behandelte, nahm eine teilweise Autopsie vor, bei der er Chopins Herz entnahm. Chopin hatte gebeten, dass sein Herz in die Heimat gebracht werde. Die Leiche Chopins blieb noch zwei Tage in der Wohnung und wurde dann nach der Einbalsamierung in die Krypta der Kirche La Madeleine gebracht.
Zu Chopins Totenmesse am 30. Oktober um 11 Uhr in der Kirche La Madeleine kamen etwa 3000 Trauergäste. Als der Sarg von der Krypta in die Oberkirche getragen wurde, spielte das Orchester der Société des Concerts du Conservatoire (französisch Konzertgesellschaft des Konservatoriums) unter der Leitung von Narcisse Girard eine von Napoléon-Henri Reber hergestellte Orchesterfassung des Trauermarsches aus Chopins Klaviersonate in b-Moll opus 35. Weiterhin erklangen auf der Orgel, gespielt von Louis James Alfred Lefébure-Wély die Préludes Nr. 4 in e-Moll und Nr. 6 in h-Moll aus opus 28. Den Abschluss bildete Mozarts Requiem, ein Wunsch Chopins. Der Leichenzug zum Friedhof Père-Lachaise wurde von Fürst Adam Czartoryski und Giacomo Meyerbeer angeführt. An der Seite des Sarges schritten Alexander Czartoryski, der Ehemann von Marcelina, Auguste Franchomme, Eugène Delacroix und Camille Pleyel. Hinter dem Sarg gingen Chopins Schwester Ludwika mit ihrer Tochter, Jane Stirling und viele die Chopin nahestanden. Auf Chopins ausdrücklichen Wunsch wurde sein Herz von seiner Schwester Ludwika heimlich in die polnische Heimat gebracht, wo sie es in Warschau in ihrer Wohnung aufbewahrte. (Zum weiteren Schicksal von Chopins Herz: siehe unten.)
Ludwika kam für die Kosten der Beerdigung auf. Jane Stirling übernahm die Reisekosten von Ludwika und ihrer Tochter Magdalena. Sie kaufte den Pleyel-Flügel (Nr. 14810), den Camille Pleyel Chopin zur Verfügung gestellt hatte, die restlichen Möbel und Wertgegenstände Chopins, einschließlich seiner Totenmaske. Aus dem sonstigen Hausrat gestaltete Jane Stirling später in Schottland ein Museumszimmer zum Andenken an Chopin, und sie vererbte diese Gegenstände Jahre später Chopins Mutter nach Warschau. Diese Erinnerungsgegenstände sind zum Teil im Frédéric-Chopin-Museum Warschau (Muzeum Fryderyka Chopina w Warszawie) ausgestellt.
Am Jahrestag von Chopins Tod, am 17. Oktober 1850, enthüllte Auguste Clésinger das von ihm gestaltete Grabmal mit dem Medaillon Fryderyk Chopins. Im Innern des Sockels ließ Jane Stirling eine eiserne Kassette deponieren, die verschiedene Objekte enthielt: ein Blatt Papier mit dem Geburts- und Sterbedatum Chopins und dem Satz: „Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das ewige Leben“, ferner polnische Erde, ein silbernes Kreuz, das Chopin gehörte, ein kleines Medaillon von Tellefsen und Münzen aus dem Geburts- und Sterbejahr Chopins. Jane Stirling streute die polnische Erde, die ihr Ludovika gegeben hatte, auf das Grab.
Chopin war vielseitig begabt. Neben seinem Talent als Komponist, Pianist, Improvisateur, Virtuose und Klavierpädagoge war auch seine komödiantische Gabe, Personen zu imitieren, bekannt – eine aus außergewöhnlicher Beobachtungsgabe gespeisten Fähigkeit, mit der er oft Freunde unterhielt. Dies Schauspielertalent blieb eine seiner gesellschaftlichen Domänen: 1829 parodierte er in Wien das Auftreten und Benehmen österreichischer Generäle und hatte damit den gleichen Erfolg wie als Pianist. Er nahm auch Zeichenunterricht bei Zygmunt Vogel – und nutzte das Zeichnen nicht nur für die Anfertigungen von Karikaturen.
Chopin komponierte fast ausschließlich für das Klavier. Zu den von ihm bevorzugten Formen gehören Mazurken, Walzer, Nocturnes, Polonaisen, Etüden, Impromptus, Scherzi, und Sonaten.
Chopins Kompositionen entwickelten sich häufig aus Improvisationen. George Sand beschreibt die großen Schwierigkeiten, die Chopin hatte, seine auf dem Klavier schon vollständig ausgeführten Ideen auf dem Papier festzuhalten. Das Improvisieren hatte damals einen viel höheren Stellenwert als heute, sowohl in der Ausbildung als auch im Konzertgeschehen. Chopin galt als einer der besten Improvisatoren seiner Zeit.
Neben reiner Klaviermusik und den beiden Klavierkonzerten (Nr. 1 in e-Moll op. 11 (1830, erschienen 1833) und Nr. 2 in f-Moll op. 21 (1829, erschienen 1836)) komponierte Chopin Werke für folgende Gattungen:
Inspirationsquellen und Einflüsse
Chopin übernahm – und überhöhte – die brillante Virtuosenliteratur. Der Einfluss von Ignaz Moscheles, Friedrich Kalkbrenner, Carl Maria von Weber, Johann Nepomuk Hummel und (der ebenfalls von Elsner ausgebildeten) Maria Szymanowska ist deutlich. Von Elsner in konzentrierter und akribischer Arbeit unterwiesen, feilte Chopin manchmal jahrelang an Kompositionsentwürfen. „Er […] wiederholte und änderte einen Takt hundertmal, schrieb ihn nieder und strich ihn ebenso oft wieder aus, um am nächsten Tag seine Arbeit mit der gleichen minutiösen, verzweifelten Beharrlichkeit fortzusetzen.“
Zur Melodik und zum virtuosen Klaviersatz seiner Kompositionen kommt eine hochexpressive Harmonik, die souverän mit Chromatik, Enharmonik und alterierten Akkorden umgeht und neuartige Wirkungen hervorruft. Sein Lehrer Elsner bestärkte Chopin in der Hinwendung zu polnischen Volkstänzen und Volksliedern. Ihre Elemente finden sich nicht nur in den Polonaisen, Mazurkas und Krakowiaks, sondern auch in anderen Werken ohne namentlichen Hinweis. Chopins Leitbilder waren Johann Sebastian Bach, Domenico Scarlatti, Wolfgang Amadeus Mozart und die dem Belcanto verpflichteten italienischen Komponisten wie zum Beispiel Vincenzo Bellini. Auf Elsners Vorhaltung, er würde keine Opern schreiben, entgegnete Chopin, dass Komponisten Jahre darauf warten müssten, bis ihre Opern aufgeführt würden.
„Rzucili się do mnie, że zamiast operę narodową, albo symfonię pisać, łaskoczę nerwy po salonach i piszę głupie exercisy. Jeżeli nie operę, to nie powinienem nic innego tworzyć, jak tylko mazury a polonezy, bo jak nie czują, to im polskości palcem w moich nutach nie pokażę.”
„Sie stürzten sich auf mich (mit dem Vorwurf), dass ich, anstatt eine Nationaloper oder eine Symphonie zu schreiben, in den Salons die Nerven kitzle und dumme Übungen schreibe. Wenn schon keine Oper, dann sollte ich nichts anderes als Mazurken und Polonaisen schaffen, aber wenn sie es nicht fühlen, dann werde ich sie nicht mit dem Finger auf das Polnische in meinen Noten hinweisen.“
Zeitgenossen Chopins beschreiben sein Spiel beziehungsweise seine Interpretation als veränderlich, niemals fixiert, sondern spontan. „Das gleiche Stück von Chopin zweimal zu hören, war sozusagen zwei verschiedene Stücke zu hören“. Fürstin Maria Anna Czartoryska beschrieb es so:
„So wie er seine Manuskripte ständig korrigieren, verändern, modifizieren musste – bis zu dem Punkt, dass seine unglücklichen Herausgeber das gleiche Werk verwechselten – so präsentierte er sich selten im gleichen Gemüts- und Gefühlszustand: es kam deshalb selten vor, dass er die gleiche Komposition identisch spielte.“
Chopin unterrichtete zwar vorwiegend Schülerinnen und Schüler, die aus Kreisen des wohlhabenden Adels kamen, achtete aber auch bei der Auswahl auf deren Talent. Nur wenige von Chopins Schülern wurden später Konzertpianisten. Einer seiner vielversprechendsten Schüler, Carl Filtsch (1830–1845), starb schon als Jugendlicher. Erfolgreich wurde Marie Moke-Pleyel, die – fast gleichaltrig – zwar nicht direkt als Chopins Schülerin gelten kann, aber als intime Kennerin seiner Musik, und die noch in hohem Alter als Professorin am Königlichen Konservatorium Brüssel lehrte.
Chopin lehrte seine Schüler seine sehr persönliche Auffassung von Musik. Die folgende Aussage, Jean-Jacques Eigeldinger nennt sie eine „profession de foi esthétique“ (deutsch: ästhetisches Glaubensbekenntnis), machte Chopin anlässlich eines Gespräches über ein Konzert, das Liszt am 20. April 1840 bei Érard gab.
« La dernière chose, c’est la simplicité. Après avoir épuisé toutes les difficultés, après avoir joué une immense quantité de notes et de notes, c’est la simplicité qui sort avec tout son charme comme le dernier sceau de l’art. Quiconque veut arriver de suite à cela n’y parviendra jamais; on ne peut commencer par la fin. Il faut avoir étudié beaucoup, même immensément pour atteindre ce but; ce n’est pas une chose facile. »
„Das Letzte ist die Einfachheit. Nachdem alle Schwierigkeiten ausgeschöpft sind, eine immense Menge an Noten gespielt worden ist, ist es die Einfachheit, die mit ihrem Charme hervorkommt, wie das letzte Siegel der Kunst. Jeder, der dies sofort erreichen will, wird niemals Erfolg haben; man kann nicht mit dem Ende beginnen. Man muss viel studiert haben, sogar ungeheuer viel, um dieses Ziel zu erreichen; das ist keine leichte Sache.“
Skizzen zu einer Klavierschule
Chopin hinterließ nur Skizzen zu einer Klavierschule, die erst spät veröffentlicht wurden, zuerst von Alfred Cortot (1877–1962) und in jüngster Zeit von Jean-Jacques Eigeldinger, der auch in seinem Werk Chopin vu par ses élèves (deutsch Chopin aus Sicht seiner Schüler) alle die mit diesem Thema zusammenhängenden Probleme behandelt.
Chopin bestand auf einem nach zeitgenössischen Maßstäben niedrigen Klavierschemel, sodass sich die Ellbogen auf gleicher Höhe mit den weißen Tasten befanden. Der Pianist sollte alle Tasten an den beiden Enden der Klaviatur erreichen können, ohne sich zur Seite zu beugen oder seine Ellbogen bewegen zu müssen. Bei der Ausgangslage der Finger liegt der Daumen der rechten Hand auf „e“, der zweite Finger auf „fis“, der dritte auf „gis“, der vierte auf „ais“ (=„b“) und der fünfte Finger auf „h“. Die Finger wurden bei ruhig und unverkrampft gehaltener Hand aus der Grundposition heraus trainiert.
Oft gebrauchte er die Wendung „dire un morceau de musique“ (französisch „ein Musikstück aufsagen“), ganz im Sinne des barocken Konzeptes der „Klangrede“ der historischen Aufführungspraxis nach Nikolaus Harnoncourt. Voraussetzung dafür war Chopins unkonventionelle Schulung der Finger. Chopin versuchte nicht, wie auch heute vielfach noch üblich, durch Übungen die naturgegebene Ungleichheit der Finger zu beheben, sondern jeder Finger sollte gemäß seiner Eigenheit eingesetzt werden. So schätzte er den Daumen als „stärksten und freiesten Finger“, den Zeigefinger als „wichtigste Stütze“, den Mittelfinger als „großen Sänger“ und den Ringfinger als „seinen schlimmsten Feind“.
Die für einen angemessenen Anschlag notwendige unverkrampfte Handhaltung erklärt Chopins Vorliebe für schwarze Tasten. Sie ermöglicht den längeren Mittelfingern eine angenehme Position als Voraussetzung für ein ebenso virtuoses wie expressives Spiel.
Beim Spiel solle die emotionale Beteiligung in die Interpretation einfließen. Chopin war gegen jegliche Manierismen und pathetische Bewegungen. Ein Pianist solle nicht sich und seine Gefühle den Zuhörern präsentieren und sich damit in den Vordergrund stellen, sondern das Werk. Ebenso lehnte er das auf große und laute Show-Effekte zielende Bühnengeschehen nach Art Niccolò Paganinis und Franz Liszts für sich selbst ab. Chopin empfahl, ganz im Einklang mit den zeitgenössischen Klavierschulen (Czerny, Hummel Kalkbrenner) seinen Schülern, die Finger frei und leicht fallen zu lassen, und die Hände in der Luft und ohne Schwere zu halten. Elisabeth Caland wird dies später den „federleichten Arm“ nennen. Beim Spiel der Tonleitern und Übungen sollte zur Erzielung der Gleichmäßigkeit der Akzent auf verschiedene Töne verlagert werden. Hier war Chopin Vorläufer späterer Übepraktiken, zum Beispiel der Klavierpädagogik Alfred Cortots, wo die rhythmischen Varianten bei der Überwindung technischer Problem empfohlen werden. Chopin gebrauchte oft den Begriff „souplesse“ (französisch „Geschmeidigkeit“). Sie war die Grundlage eines physiologisch richtigen Klavierspiels. Auch hier fußt die moderne Klavierpädagogik auf Chopins Anschauung, indem sie bei der Prävention von Spielschäden Geschmeidigkeit und Unverkrampftheit fordert. Ebenso regte er seine Schüler an, die Stücke zu singen, und empfahl den Besuch der Oper, um sich vom italienischen Belcanto inspirieren zu lassen. Die Übezeit sollte drei Stunden am Tag nicht überschreiten, wobei dem Klavierwerk J. S. Bachs eine besondere Bedeutung zukommen sollte.
Im Gegensatz zur Chopininterpretation des ausgehenden neunzehnten und der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, die weitgehend von der Intuition und dem persönlichen musikalischen Geschmack der Interpreten abhing, hat man sich gleichzeitig mit der Erarbeitung von zuverlässigen Urtexten auch bemüht, grundlegende Elemente der Aufführungspraxis auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen. Durch das Erforschen der historischen und soziokulturellen Gegebenheiten ist so auch die Aufführungspraxis objektiver geworden, zumal auch die Kenntnis der alten Instrumente, ihres Baues, ihrer Spielart und ihres von den heutigen Instrumenten verschiedenen Klanges, mit einbezogen wird.
Zur stilgemäßen Darstellung der Kompositionen Chopins ist die Kenntnis der barocken Tradition, auf die sich Chopin beruft, notwendig. So sind Elemente der Improvisation mit der Praxis des Auszierens und der Varianten Rückgriffe auf alte Formen des Musizierens beziehungsweise deren Fortführung. Dies gilt auch für den wichtigen Bereich des Belcanto mit dem zentralen Begriff des Rubato.
Tempo rubato
Um das tempo rubato (italienisch „geraubte Zeit“), meist abgekürzt rubato zu erklären, sagte Chopin, dass die linke Hand der maître de chapelle (französisch „Kapellmeister“) sei, während die rechte Hand ad libitum (italienisch „nach Belieben“) spielen dürfe. Dieses von Chopin oft gebrauchte Bild ist in verschiedenen Varianten überliefert. Er meinte damit das seit dem 17./18. Jahrhundert auch von Mozart beschriebene, sogenannte gebundene rubato: „die Modifizierung einzelner Notenwerte bei gleichbleibender Grundbewegung der Begleitung.“ Um dies zu gewährleisten stand auf Chopins Klavier immer ein Metronom bereit. Die andere Form des rubato, das sogenannte freie rubato ist eine Veränderung des Tempos im Ganzen (Melodie und Begleitung zusammen) und wird bei Chopin durch die Bezeichnungen ritardando (allmähliche Verlangsamung des Tempos) und rallentando (Nachlassen des Tempos) angezeigt. Carl Czerny beschreibt es in seiner Pianoforte-Schule als ein bewusstes Langsamerwerden und Beschleunigen in beiden Händen. Wenn das Rubato übertrieben wird, besteht die Gefahr, dass die Spielweise unnatürlich wirkt und ins Kitschige oder Sentimentale abgleitet. Dies gilt allgemein auch für die Behandlung der Dynamik (Veränderung der Lautstärke) und Agogik (Veränderung des Tempos).
„Chopin, wie es Mme Camille Dubois so schön sagte, verlangte oft, dass die Begleitpartie der linken Hand streng im Takt gespielt werden sollte, während sich die Gesangspartie Freiheit des Ausdrucks durch Tempomodifikation leistete. Das ist durchaus möglich: Man eilt voraus, man kommt mit Verzögerung – die beiden Hände sind nicht ‚en valeur‘ [etwa: im gleichen Zeitmaß]. Im Ganzen aber kompensieren die beiden Bewegungen einander.“
Notation und Ornamentik
In der Praxis werden die Verzierungen in Chopins Klavierwerken häufig falsch ausgeführt, weil die Zeichen falsch interpretiert werden. Zahlreiche handschriftliche Eintragungen in die Exemplare seiner Schüler, die früheren Pianistengenerationen nicht zur Verfügung standen, haben geholfen, Chopins Intentionen zu verstehen. Bei einigen Verzierungen lehnt sich Chopin an die barocke Tradition an. Es gibt bei Chopin im Wesentlichen folgende Verzierungen:
Bei einem Arpeggio verband Chopin manchmal den Beginn mittels einer gestrichelten Linie zur Note des anderen Systems (der anderen Hand), um so den Einsatz auf den Schlag zu markieren.
Varianten
Beim Spiel seiner eigenen Stücke war Chopin streng. Er erlaubte anderen normalerweise keine Abweichung von seinem Notensatz. Es ist jedoch bekannt (Beispiele: Nocturne Opus 9 Nr. 2, Berceuse Opus 57), dass Chopin seinen Schülern erlaubte, Varianten in seiner Musik zu spielen. Als der junge Norweger Thomas Tellefsen seine Variante 1840 spielte, hatte Chopin nichts dagegen einzuwenden. Chopin lehnte es ab, dass seine persönliche Art des Spiels nachgeahmt wurde. Er versuchte vielmehr bei seinen Schülern stets den Sinn für eine mitschöpferische Interpretation zu wecken. „Legen Sie doch Ihre ganze Seele hinein“, lautete eine seiner häufigsten Unterrichtsanweisungen, wobei er Wert darauf legte, dass seine Schüler zuvor eine formale Analyse der Komposition vollzogen.
Pedalgebrauch bei Chopin
In der Geschichte der Klaviermusik gab es keinen Komponisten, der dem Pedalgebrauch soviel Aufmerksamkeit gewidmet hat wie Chopin und viele seiner Werke genau mit Pedalzeichen versehen hat. Die Sorgfalt, mit der Chopin vorging, zeigt, dass das Pedal für ihn ein wesentliches Element der Klanggestaltung war. „Das rechte Klavierpedal [aber] war für ihn integrierender Teil der Interpretation.“ Dieses Thema wird heute weder in der Literatur über aufführungspraktische Fragen des Chopinspiels, noch im Unterricht ausreichend behandelt. Der Beginn des Einsatzes des Forte-Pedals wird durch und das Ende durch (Pedalaufhebungszeichen) notiert.
Chopins Pedalisierung dient als wichtiger Hinweis für die klangliche Gestaltung des Werkes. Nicht ein dichter, durch ständiges „Nachtreten“ gewährleisteter, lückenloser Pedalgebrauch schwebte Chopin vor, sondern ein punktueller, harmonie- und taktbezogener Pedaleinsatz. Im Gegensatz zur starken Wirkung der Dämpfer des heutigen Klaviers, bei dem der Ton nach Loslassen der Taste oder des Pedals vollständig abgedämpft wird, hatten die Töne des Klaviers der Chopinzeit wegen der kleineren Dämpfer einen Nachklang von etwa einer halben Sekunde. Deshalb kam es beim Aufheben des Pedals vor der neuen Harmonie nicht zu einer störenden größeren klanglichen Lücke, was dem chopinschen Ideal des gebundenen, gesanglichen Spiels im Sinne des Belcanto entgegenkam. Aus Chopins Pedalisierung geht auch hervor, dass er in manchen Fällen Mischklänge beabsichtigte, die auch auf dem damaligen Klavier Mischklänge waren und nicht mit dem Argument vermieden werden dürfen, das Klavier habe sich seit der Chopinzeit stark verändert. In dieser Hinsicht verstoßen Herausgeber einiger Chopinausgaben, die die klangliche Sauberkeit in den Vordergrund stellen, manchmal gegen die Absicht des Komponisten. Trotzdem soll nicht vergessen werden, dass sich Chopins Pedalangaben auf ein Instrument beziehen, das sich vom heutigen Klavier, zumal in klanglicher Hinsicht, sehr unterscheidet und die Originalangaben in manchen Fällen den heutigen Gegebenheiten angepasst werden müssen. Das bedeutet für die Praxis, dass wegen der größeren Klangfülle des modernen Flügels für manche Stellen ein häufigerer Pedalwechsel oder auch die Verwendung des Halbpedals angezeigt sind, um ein völliges Verschwimmen des Klanges zu vermeiden. Wiederholungen hat Chopin oft nicht erneut pedalisiert. Wenn ganze Passagen unbezeichnet bleiben, muss das nicht heißen, dass das Pedal nicht verwendet wird.
Viele moderne Pianisten ignorieren die oft subtilen und präzisen Pedalangaben Chopins oder halten sie für nicht verbindlich. Chopin sagte seinen Schülern: „die richtige Anwendung desselben [des Pedals] bleibt ein Studium für das Leben.“. Die Klaviere um 1846 waren weniger resonant und der Spieler konnte das Pedal für eine ganze Phrase gedrückt halten, um der Musik einen schwebenden Klang zu geben. Dies hat sich durch den modernen Klavierbau verändert. Im Jahr 1844 wurde auf der Pariser Ausstellung ein neues Pedal von Xavier Boisselot (1811–1893) vorgestellt, das im Gegensatz zum „rechten Pedal“ nicht alle Dämpfer abhebt. Dieses Pedal wurde „Sostenuto-Pedal“ (italienisch „gehalten“) oder Tonhaltepedal genannt und ermöglicht es, ausgewählte Töne (meistens als Orgelpunkte im Bass) zu halten, während andere davon unbeeinflusst bleiben. Im Klavierwerk Chopins spielt dieses Pedal keine Rolle. Chopin setzte auch das „Una-corda-Pedal“ (italienisch „eine Saite“), das sogenannte „linke Pedal“, ein, ohne es jedoch in seinen Manuskripten anzugeben.
Chopins Technik des Klavierspiels und Klavierbau
Vor seiner Pariser Zeit kannte Chopin nur Flügel mit der „Wiener Mechanik“ (Prellzungenmechanik) und der entsprechenden leichten Spielart. Die Flügel, die er in Paris antraf, hatten die „englische“ Stoßzungen­mechanik, die im Prinzip der Mechanik Bartolomeo Cristoforis (1655–1731) entsprach und seit den Anfängen des Klavierbaus im Einsatz war. Die Flügel von Pleyel schätzte Chopin wegen ihrer leichtgängigen Mechanik Sie kamen mit ihrem, wie Liszt es ausdrückte, „silbrigen, ein wenig verschleierten Ton“ seinem Klangideal am nächsten.
« Quand je suis mal disposé, disait un jour Chopin, je joue sur un piano d’Érard et j’y trouve facilement un ton tout fait. Mais quand je me sens en verve et assez fort pour trouver mon propre son à moi, il me faut un piano de Pleyel. »
„Wenn ich schlecht disponiert bin, spiele ich auf einem Klavier von Érard, weil ich dort einen vorgefertigten Ton vorfinde. Aber wenn ich mich lebendig und stark genug fühle, um meinen eigenen Klang zu finden, brauche ich ein Klavier von Pleyel.“
Ein entscheidender Fortschritt im Klavierbau war die Erfindung und Entwicklung einer Repetitionsmechanik mit doppelter Auslösung (à double échappement französisch „mit doppelter Auslösung“) durch Sébastien Érard ab 1808, die sein Neffe Pierre Érard im Jahr 1821 in England patentieren ließ (Patent Nr. 4631). Sie ermöglichte ein schnelles Repetieren (wiederholtes Anschlagen) von Tönen auch im forte () (deutsch laut, stark). Diese Erfindung, die für die Weiterentwicklung des Klavierspiels von großer Bedeutung werden sollte, war für das Spiel Chopins unerheblich, weil die schnelle Repetition im mittleren dynamischen Bereich (italienisch mezzoforte () ‚mittellaut‘) den Chopin in seinem Spiel bevorzugte, durch die Mechanik der Flügel von Pleyel gewährleistet war. Im Gegensatz zu Érard, verwendete Pleyel weiterhin die einfache Auslösung des englischen Systems. Es gelang ihm aber durch ständige kleinere Verbesserungen seine Mechanik leichtgänger zu machen als das englische Original. Da die Mechanik von Erard eine größere Spieltiefe zuließ, konnte durch einen stärkeren Anschlag ein stärkerer Klang erzeugt werden, was den Erfordernissen der großen Konzertsäle entgegenkam. Die doppelte Auslösung wurde bei Pleyel erst nach 1863 eingeführt.
François-Joseph Fétis schrieb über Chopins Pariser Début in der Revue Musical vom 3. März 1832 eine im Grundton begeisterte Rezension, in der er – neben beträchtlichem Lob – auch nicht mit Kritik an Chopins eigener Wiedergabe seines e-Moll Klavierkonzerts sparte:
„Überflüssige Artikulationen, eine gewisse Zügellosigkeit in der Aufeinanderfolge der Phrasen – mit dem Ergebnis, dass man eher glaubt Improvisationen zu hören, als niedergeschriebene Musik, das sind die Mängel, die sich in die bereits erwähnten Vorzüge mischen.“
In Deutschland griff Ludwig Rellstab Chopins Werke grundlegender an. Die Variationen über Là ci darem la mano brandmarkte er als „slawischen Vandalismus“. Nach der Veröffentlichung der Mazurken Opus 7 schrieb Rellstab in seiner Zeitschrift Iris vom 12. Juli 1833 beispielsweise über Chopin:
„In den Tänzen sättigt er sich in dieser Leidenschaft gesucht und unnatürlich zu schreiben bis zum eklen Übermass. In Aufsuchung ohrzerreissender Dissonanzen, gequälter Übergänge, schneidender Modulationen, widerwärtiger Verrenkungen der Melodie und des Rhythmus, ist er ganz unermüdlich und wir mochten sagen unerschöpflich. Alles, worauf man nur fallen kann, wird hervorgesucht, um den Effect bizarrer Originalität zu erzeugen, zumal aber die fremdartigsten Tonarten, die unnatürlichsten Lagen der Accorde, die widerhaarigsten Zusammenstellungen in Betreff der Fingersetzung. […] Hätte Herr Chopin diese Composition einem Meister vorgelegt, so würde dieser sie ihm hoffentlich zerrissen vor die Füsse geworfen haben, was wir hiermit symbolisch thun wollen.“
Robert Schumann, wenngleich ein großer Verehrer Chopins, schrieb 1840 über die b-Moll-Sonate Opus 35 (Sonate mit dem Trauermarsch), dass sie überhaupt keine Musik sei: „So fängt nur Chopin an und so schließt nur er: mit Dissonanzen durch Dissonanzen in Dissonanzen. […] Dass Chopin es Sonate nannte, möchte man eher eine Caprice heißen, wenn nicht einen Übermut, dass er gerade vier seiner tollsten [Anm.: im Sinne von „wahnsinnigen“] Kinder zusammenkoppelte.“
Hector Berlioz bemängelte, dass sich bei Chopin das ganze Interesse auf den Klavierpart konzentriere und das Orchester in seinen Klavierkonzerten lediglich eine fast überflüssige Begleitung darstelle. Als Chopin im Wiener Theater am Kärntnertor gastierte, wurde das Ungleichgewicht zwischen Klavier und Orchester auch optisch deutlich. Die Bühne war allein für den Solisten reserviert, das Orchester spielte – wie bei einer Opernaufführung – unten im Orchestergraben.
Claude Debussy, schrieb ein halbes Jahrhundert später über die Sonate in h-Moll op. 58, dass diese nur aus „Skizzen“ bestünde. Dabei war Debussy ein Bewunderer Chopins und widmete ihm seine zwölf Etüden.
Kritik am Pianisten
Chopin wurde auch als Pianist kritisiert. Weil sich sein Spiel vorwiegend im unteren und mittleren Bereich der Dynamik bewegte, warfen ihm Zeitgenossen, die ihn in einem seiner wenigen Konzerte in größeren Sälen erlebt hatten vor, er würde zu leise spielen. Chopin trat meistens vor einer kleineren Zuhörerschaft in den Salons auf. Sein mehr zurückhaltendes, aber nuancenreiches, dem emotionalen Gehalt der Musik nachspürendes Spiel, stand im Gegensatz zu dem auf äußere Wirkung angelegten Spiel anderer Künstler, wie zum Beispiel Liszt, der die Effekte, die Paganini auf der Geige erzielte, auf das Klavier übertrug. Chopin versagte diesen Künstlern nicht seine Bewunderung, ging aber seinen eigenen Weg des verinnerlichten, auf Effekte verzichtenden Spiels.
Chopin spielte nicht gern vor einem großen anonymen Publikum, das ihn ängstigte. Er befürchtete, dass die breite Masse – im Gegensatz zum aufgeschlossenen Publikum in den Salons – seine Musik verurteilen würde. Hinzu kommt, dass zu seiner Zeit die Konzertflügel noch nicht die Klangfülle moderner Instrumente hatten und den Pianisten, um gehört zu werden, zu einem Spiel zwangen, das seinem Naturell und auch dem Geist des dargestellten Werkes (wie etwa der Berceuse) widersprach. In den 18 Jahren seiner Pariser Zeit gab er nur insgesamt zehn Konzerte.
Kritik am Klavierpädagogen
Normalerweise war Chopin sehr beherrscht. Bei weniger begabten Schülern konnte er aber auch einen Wutausbruch haben, bei dem auch ein Stuhl zu Bruch gehen konnte oder er mit den Füßen zu trampeln anfing. Solche Unterrichtsstunden nannte seine Schülerin Zofia Rosengardt (1824–1868), die heimlich in Chopin verliebt war, „leçons orageuses“ (deutsch stürmische Lektionen). Später war Chopin ihr Trauzeuge bei ihrer Eheschließung mit Józef Bohdan Zaleski (1802–1886). Zofia nahm ab November 1843 regelmäßig wöchentlichen Klavierunterricht. Sie beschreibt in ihrem Tagebuch die Persönlichkeit und das Verhalten ihres Lehrers in alltäglichen Situationen aus der Perspektive einer Schülerin gegenüber dem von ihr verehrten Meister. Indem sie ein farbenfrohes Porträt von Chopin nachzeichnet, bringt sie seine Sensibilität und auch seine Stimmungsschwankungen und sein stürmisches Temperament zum Ausdruck.
Aspekte des Chopin-Spiels
Nach Chopins Tod begann das Ringen um die Bewahrung des stilechten Umgangs mit seinem Werk. Besonders seine Schüler und Enkelschüler, aber auch sonstige Klavierpädagogen, Pianisten und Liebhaber widmeten sich dieser Aufgabe. Verfälschungen und Missverständnisse blieben nicht aus.
Karol Mikuli war von 1844 bis 1847 Schüler Chopins und genoss das besondere Vertrauen seines Lehrers. Die im Unterricht verwendeten Erstausgaben von Chopins Klavierwerken wurden vom Lehrer, wo nötig, korrigiert und teilweise mit Anmerkungen (zum Beispiel Fingersätzen, Hinweisen zur Ausführung von Verzierungen) versehen. Sie dienten Mikuli als Grundlage seiner 1879 veröffentlichten Chopinausgabe. Mikuli ist der Gründer der sogenannten Lemberger Klavierschule. Er galt als absolute Autorität in allen Fragen, die das Klavierwerk Chopins und seine Interpretation betrafen. Bei seinen Schülern verwarf er jegliche rhythmische Nachlässigkeit, die sich hinter einem falsch verstandenen Begriff des Rubato versteckte, und legte in der Tradition seines Lehrers großen Wert auf ein kantables (italienisch gesanglich, liedhaft) Spiel, das einen harten, „klopfenden“ Ton ausschloss. Härte und Grobheit im Spiel wurden nicht geduldet. Nach Mikulis Worten „sang in Chopins Spiel die musikalische Phrase mit solcher Klarheit, dass jede Note zur Silbe wurde, jeder Takt zum Wort, jede Phrase zum Gedanken, eine Sprache ohne Schwulst, einfach und gleichmäßig“. Die wichtigsten Eigenheiten von Chopins Spiel und Bemerkungen, die die stilechte Interpretation seiner Werke betreffen, hat Mikuli im Vorwort seiner Chopin-Ausgabe dargelegt. Sie sind bis heute Richtschnur besonders der polnischen Tradition des Chopin-Spiels.
Bronisław von Poźniak verfasste seine Schriften zum Klavier- beziehungsweise spezifisch zum Chopin-Spiel in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er betont die Wichtigkeit der Entspannung und das Vermeiden unnötiger Bewegungen. Poźniak sieht sich als Bewahrer der Tradition des polnischen Chopin-Spiels, wie es von Karol von Mikuli (1819–1897), einem Schüler Chopins, in Lwów (Lemberg) gelehrt wurde.
Poźniak wendet sich gegen die übermäßige Betonung der technischen Seite des Klavierwerks Chopins, wie sie vor allem in den übertriebenen Tempi mancher Chopin-Interpreten zum Ausdruck kommt. Dieses Zurschaustellen der technischen Fertigkeiten, wie es besonders bei der Interpretation der Etüden beobachtet wird, sei eine Verfälschung des Geistes der Chopinschen Musik, die sich nach Poźniak durch Noblesse, Poesie, Natürlichkeit, Fehlen jeglicher Sentimentalität und tief empfundener Liebe und Verbundenheit zur polnischen Heimat und dem polnischen Volk auszeichnet.
Eine Dokumentation der historischen Ausgaben findet sich im Werkkatalog von Józef Michał Chomiński und Teresa Dalila Turlo.
Die Mikuli-Ausgabe
Die ursprünglich in 17 Bänden im Januar 1880 herausgekommene Ausgabe wurde später teilweise von anderen Verlagen in Einzelausgaben nachgedruckt (G. Schirmer, Hansen u. a.). Die Autorität der Mikuli-Ausgabe beruht auf den Erfahrungen des mehrjährigen Studiums (1844–1848) des Herausgebers bei Chopin in Paris. Er benutzte als Grundlage die vom Komponisten eigenhändig in Mikulis Unterricht mit Anmerkungen versehenen französischen Erstausgaben, auch Exemplare in die Mikuli während des Unterrichts anderer Schüler Chopins Bemerkungen eintrug, sowie die von den Schülerinnen Delfina Potocka, Marcelina Czartoryska und Friederike Streicher-Müller in ihren Noten gemachten Eintragungen. Für die Textgestaltung holte er sich Rat bei Camille Dubois-O’Meara, Vera Rubio, Ferdinand Hiller und Auguste Franchomme. Es wurde kritisiert, dass Mikuli die Originalfingersätze Chopins nicht kenntlich machte oder nicht übernahm, weil er den Fingersatz als eine individuelle Angelegenheit des Pianisten betrachtete, die mit den physiologischen Gegebenheiten der Hand, mit seiner Technik und seinem Interpretationsstil zusammenhängt. Das Vorwort ist die genaueste Quelle, die wir über Chopins Unterricht kennen.
Die Oxford-Ausgabe
Die Ausgabe bezog ihre Autorität aus der Tatsache, dass Edouard Ganche, Autor einiger Werke über Chopin, mit Personen aus dem Umfeld des Schülerkreises Chopins Kontakt hatte und so zu manchen Problemen authentische Auskunft einholen konnte. Der Verlag warb mit dem Satz: L’oeuvre de Chopin comme il l’écrivit (französisch „Das Werk Chopins wie er es schrieb“). Die Ausgabe war ein großer Fortschritt gegenüber den sogenannten instruktiven Ausgaben, die von den willkürlichen und vom persönlichen Geschmack geleiteten Eingriffen in den Originaltext ihrer Herausgeber gekennzeichnet waren.
Die Paderewski-Ausgabe
Die Chopin-Ausgabe Paderewskis, eine editorische Pionierleistung, die in verschiedensprachigen Versionen mit Fingersatzbezeichnungen und Kommentaren erschien, hat heute vor allem noch historischen Wert. Sie wurde durch die modernen Urtextausgaben (Henle, PWM, Peters, Wiener Urtext, Bärenreiter) abgelöst.
Die Cortot-Ausgabe
Die Breitkopf & Härtel-Ausgaben
Die Ausgabe ist eine Zusammenfassung vieler als Erstausgaben bei Breitkopf zu Lebzeiten Chopins erschienenen Werke.
Diese seinerzeit weitverbreitete, von dem berühmten Chopinspieler Ignaz Friedman als Gesamtausgabe bezeichnete Edition, wurde auf der Grundlage von Original-Manuskripten und der vorhandenen älteren Ausgaben vorgenommen. Es wird aber kein kritischer Kommentar gegeben, aus dem die Auswahl aus den verschiedenen Vorlagen und die Abweichungen ersichtlich wären. Trotz der Bezeichnung Gesamtausgabe fehlen Werke, die Friedmann der Kategorie „Jugendsünden“ und dergleichen zuordnet. Friedman weist darauf hin, dass der Klavierbau seit Chopins Zeiten große Fortschritte gemacht hat ohne dass die älteren Ausgaben dies berücksichtigt hätten. Pedalisierungen, Fingersätze und Phrasierungen seien oft fragwürdig. Friedmann ist der Auffassung, dass Chopins Fingersatz Neuland und „in mancher Hinsicht doch längst überwunden“ sei (aus dem Vorwort). Bezüglich der Rezeption wendet sich Friedmann streng gegen die Auffassung, Chopin sei lediglich ein Salonkomponist und unterstreicht den Einfluss, den Chopin besonders hinsichtlich der Harmonik auf die Komponisten des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts hatte.
Diese auf 12 Bände geplante Ausgabe war bis nach 1945 bereits mit den Editionsnummern (ED 5811–5822) angezeigt, ist aber nie erschienen. Es ist auch nicht bekannt, wie weit der Herausgeber mit seiner Arbeit gekommen war. Lediglich einige Werkeinführungen zur Gesamtausgabe aus dem Jahr 1940 sind erhalten Angesichts der weithin anerkannten Authentizität von Koczalskis Chopinspiel, die allerdings auch von namhaften Pianisten (Claudio Arrau, Artur Rubinstein) bezweifelt wurde, hätte diese Ausgabe eines Enkelschülers Chopins Hinweise zur stilgerechten Wiedergabe des Chopinschen Klavierwerkes geben können.
Die Peters-Ausgaben
Es fand keine größere Revision des Textes der alten Petersausgabe statt. Pożniak versah die Ausgabe mit einem aus der Erfahrung des konzertierenden Pianisten und Pädagogen gewonnenen neuen Fingersatzes, der in bewusster Einfachheit zu manchen Spielerleichterungen führt. Er verzichtet konsequent auf den Fingerwechsel bei repetierten Noten und Verzierungen, wie das schon Ferruccio Busoni praktiziert hatte. Poźniaks sparsame Pedalisierung, die nicht selten im Gegensatz zu Chopins eigenen Angaben steht, hat als Richtlinie die Klarheit in der Harmonik und Linienführung, die nicht verwischt werden soll. Dabei verkennt er jedoch, dass Klangmischungen von nichtverwandten Akkorden von Chopin manchmal beabsichtigt sind und dies auch in der originalen Pedalisierung zum Ausdruck kommt. Pożniak verfolgte mit seiner Ausgabe, wie auch in seinen Schriften, das Ziel, das Chopinsche Klavierwerk einem möglichst großen Kreis von Spielern, auch dem Laienspieler, näher zu bringen. Seine Vorgehensweise entspricht ganz dem Chopinschen Ideal der simplicité (französisch „Einfachheit“) und der von ihm oft im Unterricht gebrauchten Spielanweisung facilement (französisch „ mit Leichtigkeit, ungezwungen“), wie sie von seinen Schülern überliefert wurde. (s. im Literaturverzeichnis die Werke von Jean-Jacques Eigeldinger).
Die Askenase-Ausgabe
In den Jahren 1946 bis 1969 gab Stefan Askenase (1896–1985) eine Reihe von Klavierwerken Chopins bei der Edition Heuwerkemeijer, Amsterdam heraus:
Die Ausgabe ist aus der künstlerischen und pädagogischen Praxis Askenases entstanden. Sie trägt deshalb sehr persönliche Züge und ist am ehesten mit den sogenannten instruktiven Ausgaben der früheren Epoche vergleichbar. Ohne den Benutzer zu informieren, wird in den Text eingegriffen (zum Beispiel mit vom Original abweichenden Umverteilungen auf beide Hände) wenn dies dem Herausgeber praktisch erscheint und dadurch Spielerleichterungen erzielt werden. (Askenase hatte relativ kleine Hände.) Die Ausgaben sind mit Ausnahme des cis-Moll-Nocturnes mit genauen Fingersätzen versehen und vollständig durchpedalisiert. Die Pedalisierung entspricht oft nicht den Originalanweisungen Chopins, sie widerspricht ihnen sogar manchmal, weil Askenase nicht die von Chopin beabsichtigten Klangmischungen berücksichtigt. Es wird auch das von Chopin nachweislich verwendete Fingerpedal genau bezeichnet. Man spricht auch vom Legatissimo-Anschlag: Die zu einer Harmonie gehörenden Töne werden besonders bei Begleitfiguren mit den Fingern gehalten. Der Fingersatz ist von großer Einfachheit und setzt auch das Pedal als Bindepedal ein, wo eine Bindung mit den Fingern auf Schwierigkeiten stößt. Diese Verwendung war von Chopin nicht vorgesehen, da bei ihm das Pedal lediglich eine klangliche Funktion hat.
Von Chopin sind etwa 230 Werke überliefert.
Schuberts und Chopins Impromptus (Stücke aus dem Stegreif) sind so wenig Stegreifstücke wie ihre Walzer. Bekannt wurde vor allem das Fantaisie-Impromptu (komponiert 1834, erschienen 1855 als opus 66). Chopin soll es nicht zur Veröffentlichung freigegeben haben, weil er nach dem Entstehen des Stücks erkannt habe, dass das Hauptthema des ersten Teiles eine große Ähnlichkeit mit dem Thema des Vivace aus dem Impromptus Opus 89 von Ignaz Moscheles aufwies. Musikalisch und pianistisch reicher sind die Impromptus Fis-Dur Opus 36 (1840) und Ges-dur Opus 51 (1843). Das Impromptu As-Dur Opus 29 (1837/38) mit seinem reich verzierten Mittelteil in f-Moll bleibt im Rahmen virtuoser Salonmusik.
Das Konzertrondo für Klavier und Orchester Opus 14 in F-Dur (1828) und der Schlusssatz des e-Moll-Konzerts sind Krakowiaks, polnische Volkstänze, die aus der Region um Krakau stammen.
Chopin vertonte im Laufe von knapp zwei Jahrzehnten 19 damals aktuelle, romantische polnische Gedichte. 17 davon wurden aus dem Nachlass 1859 von Julian Fontana (1810–1869) als Opus 74 herausgegeben. 2 Lieder tragen keine Opuszahl. Die Spannweite der Lieder reicht vom launigen Gesellschaftslied bis zur Rhapsodie, von der balladenartigen Dumka bis zur lyrischen Romanze.
Hauptartikel: Mazurkas (Chopin)
Die Mazurka (russisch; polnisch Mazurek) war, anders als die Polonaise, Anfang des 19. Jahrhunderts eine recht neue Gattung der Klaviermusik, die sich aber schnell in ganz Europa etablierte. Chopin kannte sie als Folklore – Kujawiak ist die langsame, Oberek die schnellere Variante des Mazurek – von seinen Sommeraufenthalten auf dem polnischen Land. Der Begriff leitet sich von der polnischen Landschaft Masowien (polnisch : Mazowsze) ab. Mit 15 Jahren schrieb Chopin seine erste Mazurka (B-Dur K. 891–895). Stilistische Merkmale seiner Mazurkas sind Chromatik, modale Wendungen und zuweilen ein Bass mit Quint-Bordun (tiefer Halteton zur Begleitung einer Melodie). Chopin veröffentlichte 43 Mazurkas, die größtenteils in Gruppen zusammengefasst sind (Opus-Zahlen 6, 7, 17, 24, 30, 33, 41, 50, 56, 59, 63, dazu die Mazurken a-Moll „Gaillard“ und a-Moll „France Musicale“). Die Ausgabe des Henle Verlages, München, verzeichnet insgesamt, mit den nachgelassenen, 57 Mazurken. In der Regel markiert das letzte Stück jeder Opuszahl einen größeren Abschluss. Der Mittelteil der fis-Moll-Polonaise und der Schlusssatz des f-Moll-Konzerts haben den Charakter von Mazurken. Die zahlreichen Mazurken verkörpern eine Art musikalisches Tagebuch des Komponisten.
Chopin schuf insgesamt 17 Polonaisen (von französisch danse polonaise ‚polnischer Tanz‘). Zunächst orientierte er sich an den Polonaisen Michał Ogińskis (1765–1833), Josef Elsners, Johann Nepomuk Hummels und Carl Maria von Webers. Zum Tempo schreibt Bronisław von Poźniak: „Ich weiß positiv, daß Chopin seinen Schülern beim Studium der Polonaisen ausdrücklich das Zählen des Dreivierteltaktes in der Sechsteiligkeit empfahl. Damit bewies er, daß er das Tempo auf keinen Fall anders haben wollte, als man es beim Tanzen nahm.“ Chopins Polonaisen waren trotzdem nicht zum Tanzen gedacht. Sein frühestes, als Druckwerk erhaltene Stück ist eine Polonaise in g-Moll (K. 889) von 1817. Einige Polonaisen ohne Opuszahl sind Jugendwerke, die Chopin später nicht veröffentlichen wollte, weil sie ihm zu schlicht waren. Seine späteren, in Paris entstandenen Werke dieser Gattung machen sich von den Vorbildern frei.
Chopin schrieb fünf Rondos: Rondo in c-Moll, Opus 1, Rondo à la mazur in F-Dur, Opus 5, Rondo in Es-Dur, Opus 16 (auch Introduction et Rondeau genannt), Rondo in C-Dur, Opus posth. 73 (Versionen für Piano solo und zwei Pianos) und Rondo à la Krakowiak, Opus 14. Robert Schumann hörte 1836 zum ersten Mal das Rondo à la Mazur und er nannte es „lieblich, enthusiastisch und voller Anmut. Wer Chopin noch nicht kennt, sollte am besten mit diesem Stück mit ihm Bekanntschaft machen“.
Als Pole hat Chopin – wie seine Landsleute Karol Kurpiński (1785–1857) und Maria Szymanowska – den heimatlichen Tänzen Polonaise und Mazurka ein Denkmal gesetzt. Als Charakterstücke sind sie wie die Walzer nicht zum Tanzen bestimmt. Bei Chopin sind sie stilisierte Tänze für den konzertanten Vortrag.
Das konzertante Opus 19 ist ein Bolero. Trotz des vordergründig spanischen Charakters des Stückes wurde es als verdeckte Polonaise oder als Boléro à la Polonaise beschrieben, da seine Rhythmen eher an den Nationaltanz von Chopins Heimat erinnern als an irgendetwas Spanisches. Chopin schrieb seinen Bolero 1833, fünf Jahre vor seinem ersten Besuch in Spanien.
Frédéric Chopin schrieb seine zwei Bourrées, ursprünglich barocke Hoftänze, 1846 in A-Dur und G-Dur. Sie wurden erst 1968 veröffentlicht, tragen keine Opusnummern und werden nach den Chopin-Werkverzeichnissen (s. Literaturverzeichnis) nummeriert.
Chopin komponierte drei Écossaises (französisch für „schottisch“), Opus 72 Nr. 3/1–3, ursprünglich schottische Rundtänze im 3/2- oder 3/4-Takt, die mit dem Dudelsack begleitet wurden. Es handelt sich um einen in Hofgesellschaften getanzten Kontratanz von lebhafter Bewegung im 2/4-Takt.
Chopin komponierte die Tarantella Opus 43 As-Dur im Juni 1841 und veröffentlichte sie im Oktober 1841.
Hauptartikel: Walzer (Chopin)
Chopin beschäftigte sich immer wieder mit dieser Gattung und schuf ein breites Spektrum an Formen, von virtuosen Paradestücken – den Grandes Valses Brillantes – bis zu tief melancholischen Stimmungsbildern. Sie waren nicht, wie etwa die Walzer von Franz Schubert, zum Tanzen bestimmt.
Der sogenannte „Minutenwalzer“ (Opus 64 Nr. 1, ursprünglich Valse du petit chien, deutsch „Walzer des kleinen Hundes“) ist nicht darauf angelegt, möglichst in einer Minute gespielt zu werden. Zur Entstehung wird die folgende Anekdote erzählt: „George Sand besaß einen kleinen Hund, der die Gewohnheit hatte, sich rund umher zu drehen, um seinen Schwanz zu erfassen. Eines Abends, als derselbe gerade damit beschäftigt war, sagte sie zu Chopin: ‚Wenn ich Ihr Talent hätte, so würde ich für diesen Hund ein Clavierstück schreiben‘. Chopin setzte sich ans Klavier und improvisierte den Walzer in Des-dur.“
Für Chopin waren Walzer Impressionen aus dem zeitgenössischen Salon: abendliche Feste, chevalereske Gesten, wirbelnde Paare – alles in der für Chopin typischen vornehmen Distanz.
Die letzte Opus-Zahl, die Chopin verwendete, war 65, die der Cello-Sonate in g-Moll zugeteilt ist. Mit Erlaubnis der Mutter und der Schwestern des Komponisten, aber gegen seinen erklärten Willen, wählte Julian Fontana weitere unveröffentlichte Klavierstücke und Lieder aus und gruppierte sie in 9 Opusnummern (Opus 66–74). Diese Arbeiten wurden 1855 (op. 66–73) und 1859 (op. 74) veröffentlicht.
Die Werke sind mit den Nummern der Kataloge von Maurice J. E. Brown (B (1972)), Krystyna Kobylańska (KK (1979)), and Józef Michał Chomiński/Teresa Dalila Turło (Cho (1990)) gekennzeichnet.
Godowsky-Studien über die Etüden von F. Chopin
Chopiniana
Der Stammbaum der Familie Chopin ist väterlicherseits bis zu den Ururgroßeltern nachzuverfolgen.
Nicolas Chopin
Tekla Justyna Chopin,geb. Krzyżanowska.
Ludwika Marianna Chopin
Fryderyk Chopin
Izabela Chopin
Emilia Chopin
Chopin hatte durch seinen französischstämmigen Vater einen Anspruch auf die französische Staatsbürgerschaft, die er vier Jahre nach seiner Ankunft in Frankreich zusätzlich erhielt. Der Anspruch leitete sich vom Code Napoléon aus dem Jahre 1804 ab, in dem es in Artikel 10 hieß: „Jedes im Ausland geborene Kind eines Franzosen ist Franzose.“ (französisch Tout enfant né d’un Français a l’étranger est Français.). In Artikel 12 hieß es ferner, dass „der Status einer Ausländerin, die einen Franzosen heiratet, dem Status ihres Ehemannes folge“ (französisch L’étrangère qui a épousé un Français suivra la condition de son mari.). Durch diesen Umstand konnte es Chopin vermeiden, mit einem russischen Pass den Status eines politischen Flüchtlings zu erlangen, denn er war nach dem in Polen geltenden Territorialitätsprinzip Pole mit einem durch den russischen Zaren ausgestellten Pass. Dies hätte auch große verwaltungstechnische Probleme ergeben, Auslandsvisa von der russischen Botschaft zu erlangen. Sein erster französischer Pass wurde am 1. August 1835 ausgestellt.
Juristisch gesehen, besaß der Komponist zwei Staatsbürgerschaften. Nach dem Code civil war er durch den Vater automatisch Franzose, gleichzeitig als Bürger des Herzogtums Warschau auch Pole. Durch Kumulation beider Rechtstitel blieb der Status der doppelten Staatsbürgerschaft zeitlebens wirksam. Insofern war Chopin in Frankreich kein Emigrant wie viele seiner Freunde – auch wenn er sich selbst stets mit der Emigration identifizierte, denn seine persönliche Präferenz war unzweideutig. Als Bürger und Patriot war und blieb er Pole, der am tragischen Schicksal seines Volkes leidenschaftlich Anteil nahm.
Aus Anlass einer Reise von Chopin nach London erhielt dieser am 7. Juli 1837 einen von den französischen Behörden ausgestellten Reisepass. Es ist dort sowohl vermerkt, dass er „grau-blaue Augen“ hat (was nicht mit Delacroix Porträt des Komponisten übereinstimmt), als auch, dass Chopin „von französischen Eltern“ abstammt.
Auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin wurde Chopins Herz von seiner Schwester Ludwika heimlich in die polnische Heimat gebracht, wo sie es in ihrer Wohnung in der Ul. Podwale in der Warschauer Altstadt aufbewahrte. Nach einigen Wochen wurde das Herz den Priestern der Heilig-Kreuz-Kirche in der Ulica Krakowskie Przedmieście anvertraut, wo es zuerst in der Sakristei und dann in der Krypta der Unterkirche aufgebahrt wurde. Während des Warschauer Aufstands in der Nähe der Kirche wurden schwere Kämpfe ausgetragen. Der Kaplan der deutschen Truppen, Pfarrer Schulz, überredete den Priester Niedziela, den Deutschen die Urne zu übergeben, um sie vor der Zerstörung zu bewahren. Am 4. September übergaben die Deutschen die Reliquie dem Erzbischof Antoni Władysław Szlagowski und filmten dieses Ereignis zu Propagandazwecken. Die Urne mit Chopins Herz wurde in Milanówek aufbewahrt, wo die Warschauer Bischöfe interniert waren. Sie stand auf dem Klavier in der Salonkapelle im ersten Stock des Presbyteriums der Heiligen-Jadwiga-Kirche bis zum 17. Oktober 1945. Nach Beendigung des Krieges, am Jahrestag von Chopins Tod, brachten der Pfarrer der Heilig-Kreuz-Kirche, Priester Leopold Petrzyk (1890–1960), der Komponist Bolesław Woytowicz (1899–1980) und der Musikwissenschaftler Bronisław Sydow (1886–1951) die Urne nach Żelazowa Wola. Von dort kam es zu einer feierlichen Rückkehr der Urne, begleitet vom polnischen Staatspräsidenten Bolesław Bierut (1892–1956), von der Geburtsstätte Chopins zurück zur Heilig-Kreuz-Kirche in Warschau. Dort enthält die Säule mit dem Herz Chopins die Inschrift: polnisch Gdzie skarb twój, tam i serce twoje ‚„Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz“‘ (Matthäus 6/21). Die Angabe des Geburtsdatums (22. Februar statt 1. März) entspricht nicht den heutigen Erkenntnissen.
1926/1928 und nochmals 1929 wurde durch den Marschall Józef Piłsudski der Versuch unternommen, die Gebeine Chopins von Frankreich nach Polen zu überführen und sie in der Wawel-Kathedrale von Krakau an jener Stelle beizusetzen, wo Polens Könige und Freiheitskämpfer ruhen. Die damaligen – und auch späteren – politischen Verhältnisse haben dies jedoch nicht zugelassen.
Chopin fühlte sich zutiefst mit dem Christentum verbunden. In vielen Briefen an seine in Polen verbliebene Familie brachte er seine Sehnsucht nach den in polnisch-katholischer Tradition gefeierten Festen etwa zu Weihnachten oder Ostern zum Ausdruck – mit Bräuchen, die den Franzosen völlig fremd waren, wie Pasterka am Heiligen Abend und dem Weihnachtsessen (polnisch Wigilia) mit polnischen Weihnachtsoblaten und polnischen Weihnachtsliedern (polnisch Bożonarodzeniowe opłatki i kolędy). Dabei werden die Oblaten im Familienkreis gegenseitig gebrochen, wobei man sich Glück und Segen für das kommende Jahr wünscht. Oder die Osterspeisensegnung (polnisch Wielkanocne święcone) am Karsamstag, bei dem die Święconki zur katholischen Pfarrkirche gebracht werden und dort gesegnet und mit Weihwasser besprengt werden, bevor man sie traditionell beim Osterfrühstück am Ostersonntag im Kreis der Familie verzehrt.
Die Liste von Chopin-Interpreten enthält bekannte Pianisten, die sich überwiegend mit Chopin-Werken befasst oder sich durch besondere Interpretation ausgezeichnet haben.
Diese Liste enthält Namen von Chopin-Schülern und Enkelschülern, die für die Verbreitung der Lehre Chopins wichtig waren.
Ab 1934 wünschte sich Adolf Hitler eine Versöhnung mit Polen mit dem Ziel einer außenpolitischen Stärkung. Propagandaminister Joseph Goebbels unterzeichnete ein deutsch-polnisches Medienabkommen. Danach sollte „eine freundschaftliche Atmosphäre geschaffen und die Aussöhnung vorangetrieben werden“. Musikalisch musste dafür Fryderyk Chopin herhalten: Seine Werke wurden in den deutschen Rundfunksendern gespielt. In den deutschen Opernhäusern tanzte man Ballette zu Chopins Musik, Deutschland unterstützte Polen finanziell beim Erwerb kostbarer Chopin-Handschriften.
Mit der britisch-französischen Garantieerklärung vom 31. März 1939 an Polen, welche die Unabhängigkeit Polens zum Gegenstand hatte, kippte die Stimmung. Die Nationalsozialisten unterstellten Chopins Musik revolutionäre Gedanken. Seitdem war es verboten, Musikwerke aufzuführen, die mit der polnischen Nationaltradition zusammenhingen. Dies galt auch im Warschauer Ghetto, von dem der Kritiker Marcel Reich-Ranicki (1920–2013) in seiner Autobiographie berichtet, dass gelegentlich ein Pianist ein weniger bekanntes Werk Chopins als Zugabe spielte und auf die Frage eines Aufsehers, wessen Stück er spiele, zynisch auf Schumann verwies.
Hans Frank (1900–1946), nationalsozialistischer Generalgouverneur von Polen, der von Zeitgenossen der „Schlächter von Polen“ oder der „Judenschlächter von Krakau“ genannt wurde, hat Chopin während der Eröffnung einer Chopinausstellung in Krakau am 27. Oktober 1943 zu germanisieren versucht: „Friedrich Schopping war ein Genie, also konnte er nicht polnisch sein. Dies ist der größte Komponist, den der deutsche Boden hervorgebracht hat.“ Es heißt, dass Frank zwar den „slawischen Barbaren“ Kultur bringen wollte, selbst aber auch eine seltsame Affinität zur Kultur Polens hatte.
Am 25. September 1939, um 8 Uhr, fand eine Liveübertragung eines Klavierkonzerts im Polnischen Radio statt. Władysław Szpilman (1911–2000) spielte gerade Chopins Nocturne cis-Moll (B. 49, KK IVa/16 Cho 127:Con gran espressione, auch „Nocturne“ genannt), als die ersten deutschen Bomben auf Warschau fielen und der polnische Rundfunk seine Sendung wegen des Angriffs deutscher Truppen auf Warschau unterbrach. Mit genau demselben Stück nahm der polnische Rundfunk seine Sendungen nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auf.
Das Chopin-Denkmal in Warschau war 1907 von Wacław Szymanowski (1859–1930) entworfen worden und sollte ursprünglich zur Wiederkehr Chopins 100. Geburtstag 1910 eingeweiht werden. Durch Kontroversen über das Design und durch den Ersten Weltkrieg bedingt, wurde es erst 1926 im Łazienki-Park errichtet. Es zeigt den sitzenden Chopin unter einer stilisierten Pianistenhand, die in den Adlerkopf des Wappen Polens übergeht. Nach dem Überfall auf Polen sprengte die deutsche Wehrmacht dieses Denkmal am 31. Mai 1940. Nachdem die Gussform den Zweiten Weltkrieg überstand, konnte ein Replikat des Denkmals nach dem Krieg angefertigt werden, das 1958 am ursprünglichen Ort wieder aufgestellt wurde.
Wacław Szymanowski in seinem Atelier in Krakau während der Arbeit am Denkmal Chopins (1911)
Enthüllung des Warschauer Chopin-Denkmals 1926
Zerstörung des Chopin-Denkmals durch deutsche Truppen am 31. Mai 1940
1958 wieder errichtetes Denkmal Chopins in Warschau
Es gibt einige originale, noch spielbare Klaviere und Flügel von Pleyel, Érard und Broadwood, die mit Chopin in Verbindung gebracht werden oder auf denen Chopin nachweislich gespielt hat. Chopin hatte zu den drei genannten wichtigen Klavierbauern ein gutes Verhältnis. Pleyel war auch mit Broadwood befreundet und empfahl sogar Chopin auf dessen Englandreise 1848 sich der Instrumente von Broadwood zu bedienen. Mit Camille Pleyel hatte Chopin ein enges, freundschaftliches Verhältnis, das von gegenseitiger Wertschätzung und von Vertrauen geprägt war. Pleyel stellte Chopin seine besten Instrumente kostenlos zur Verfügung, die dann nach einiger Zeit verkauft wurden, manchmal von Chopin selbst (so zum Beispiel das „pianino“, Pleyel Nr. 6668 von Valldemossa nach dem Aufenthalt auf Mallorca oder der für die Englandreise nach London gebrachte Pleyel-Flügel Nr. 13819). Es konnten folgende Instrumente von Pleyel nachgewiesen werden, auf denen Chopin mit Sicherheit gespielt hat:
Im Einzelnen:
In Polen stellen nach Art. 1 Abs. 1 des Gesetzes vom 3. Februar 2001 über den Schutz des Erbes von Fryderyk Chopin seine Werke und damit zusammenhängenden Gegenstände ein nationales Gut dar, das einem besonderen Schutz unterliegt. Das Gesetz betrifft die Verwendung von Chopins Bild und Nachnamen in Marken, während es jedoch nicht für seine Werke gilt, die öffentlich zugänglich sind. Das Nationale Fryderyk-Chopin-Institut (NIFC=Narodowy Institut Fryderyka Chopina) befasst sich mit dem Schutz des Erbes des Komponisten, unterstützt vom Patentamt der Republik Polen. Unternehmen, die eine Marke einschließlich des Namens oder der Abbildung von Fryderyk Chopin registrieren möchten, müssen zuvor die Genehmigung des NIFC einholen. Das Institut setzt voraus, dass Produkte, die das Bild oder den Namen eines Komponisten tragen, von hoher Qualität sind und mit Polen assoziiert werden. Um die Verwendung einer solchen Marke für kommerzielle Zwecke zu akzeptieren, erhebt das Institut eine jährliche Gebühr und einen Prozentsatz des erzielten Gewinns.
Chopin-Büste in Belgrad
Chopin-Denkmal in Breslau
Büste von Chopin in Budapest
Chopin Statue in Duszniki-Zdrój (Bad Reinerz)
Chopin-Denkmal in Gödöllő
Chopin Statue im Finanzgarten (Dichtergarten) München
Jacques Froment-Meurice (1864–1947): Chopin au piano et sa muse, 1906, haut-relief de marbre, Parc Monceau, Paris
Statue Chopins in Rio de Janeiro
Chopin-Denkmal in Tirana
Chopin-Skulptur in Ustka
Chopin Memorial in Valldemossa
Chopin-Denkmal in Wien
Chopin-Krater auf dem Planeten Merkur, aufgenommen von der NASA-Raumsonde MESSENGER
Chopin-Rose
Flughafen Fryderyk Chopin in Warschau
Es gibt fast 300 Titel in der größten Internet-Filmdatenbank, Internet Movie Database (IMDb), unter „Frédéric Chopin“, ein weiteres Dutzend lässt sich durch Links finden. Nur wenige polnische Filme werden aufgeführt, obwohl es etwa 50 solcher abendfüllender Spielfilme gibt.
„Die meisten Portraitisten malten Chopin ein face, um die übergroße Hakennase Chopins zu kaschieren. Portraitierten sie ihn jedoch von der Seite, so gingen sie sehr schonend und diskret mit seiner Nase um, denn das Ebenbild des Menschen sollte auch ein Ebenbild seiner Kunst sein, deren Formvollendung und Ebenmaß Laien und Künstler zu entzücken hatte“, analysiert Ludwig Kusche die Gemälde von Chopin. Das beste Porträt Chopins sei das Ölbild von Delacroix, das im Louvre in Paris hängt und den Kopf halb von vorn und halb von der Seite wiedergibt. Das gemeinsame Porträt, das Delacroix von dem Künstlerpaar anfertigte, wurde 1874 von einem Unbekannten zerschnitten. Heute hängt Chopin allein im Louvre, seine einstige Geliebte im Ordrupgaard Museum im dänischen Charlottenlund.
Chopin in polnischer Nationaltracht, Bibliothèque nationale de France
Eliza Radziwiłłówna: Fryderyk Chopin am Klavier, Zeichnung, um 1826, Frédéric-Chopin-Museum Warschau
Maria Wodzinska: Fryderyk Chopin, 1836, Nationalmuseum Warschau
Nicolas-Eustache Maurin: Portrait von Frédéric Chopin, 1845, Frédéric-Chopin-Museum Warschau
Daguerreotypie von Louis-Auguste Bisson, 1846 (nicht authentifiziert)
Ary Scheffer: Chopin, 1847, Dordrechts Museum, Amsterdam
Jan Ciągliński: Portrait von Frédéric Chopin (Scherzo h-Moll), 1909
Marie-Madeleine Gérard: Chopin, 20. Jahrhundert
Chopin Nicht sehr ergiebig im Gespräch, Ansichten waren nicht seine Stärke, Ansichten reden drum herum, wenn Delacroix Theorien entwickelte, wurde er unruhig, er seinerseits konnte die Notturnos nicht begründen. Schwacher Liebhaber; Schatten in Nohant, wo George Sands Kinder keine erzieherischen Ratschläge von ihm annahmen. Brustkrank in jener Form mit Blutungen und Narbenbildung, die sich lange hinzieht; stiller Tod im Gegensatz zu einem mit Schmerzparoxysmen oder durch Gewehrsalven: Man rückte den Flügel (Erard) an die Tür und Delphine Potocka sang ihm in der letzten Stunde ein Veilchenlied. Nach England reiste er mit drei Flügeln: Pleyel, Erard, Broadwood, spielte für zwanzig Guineen abends eine Viertelstunde bei Rothschilds, Wellingtons, im Strafford House und vor zahlreichen Hosenbändern; verdunkelt von Müdigkeit und Todesnähe kehrte er heim auf den Square d’Orleans. Dann verbrennt er seine Skizzen und Manuskripte, nur keine Restbestände, Fragmente, Notizen, diese verräterischen Einblicke – sagte zum Schluß: „Meine Versuche sind nach Maßgabe dessen vollendet, was mir zu erreichen möglich war.“ Spielen sollte jeder Finger mit der seinem Bau entsprechenden Kraft, der vierte ist der schwächste (nur siamesisch zum Mittelfinger). Wenn er begann, lagen sie auf e, fis, gis, h, c. Wer je bestimmte Präludien von ihm hörte, sei es in Landhäusern oder in einem Höhengelände oder aus offenen Terrassentüren beispielsweise aus einem Sanatorium, wird es schwer vergessen. Nie eine Oper komponiert, keine Symphonie, nur diese tragischen Progressionen aus artistischer Überzeugung und mit einer kleinen Hand. Gottfried Benn
Bibliographien
Verzeichnisse von Tonträgern (Diskographien etc.)
Chopin-Gesellschaften
Freie Notenausgaben
Audiodateien