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Engelbert Humperdinck

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Engelbert Humperdinck (* 1. September 1854 in Siegburg; † 27. September 1921 in Neustrelitz) war ein deutscher Komponist der Spätromantik. Berühmt wurde er vor allem durch seine Märchenoper Hänsel und Gretel.
Humperdinck war der älteste Sohn des Altphilologen und Siegburger Gymnasiallehrers Gustav (Ferdinand) Humperdinck. Die Eltern seiner Mutter Gertrud (Helene Olivia) waren der Paderborner Domkantor Franz Xaver Hartmann und dessen aus dem tschechischen Musikantengeschlecht der Tichys stammende Ehefrau. Seine Mutter übte einen großen Einfluss auf die musikalische Entwicklung des jungen Engelbert aus. Dessen musikalische Begabung zeigte sich früh. Schon als Kind und als Jugendlicher verfasste er Kompositionen, die von der Mutter und den Schwestern aufgeführt wurden. Sie sind später durch einen Dachstuhlbrand verloren gegangen. Sein Enthusiasmus überwand zuletzt auch die anfänglichen Bedenken des Vaters, der schließlich in ein Musikstudium des Sohnes einwilligte, nachdem dieser sein Abitur am Paderborner Gymnasium Theodorianum bestanden hatte.
Ab 1872 studierte Humperdinck bei Ferdinand Hiller am Kölner Konservatorium. Seine zarte Konstitution und die Notwendigkeit, neben dem Studium Geld verdienen zu müssen, führten zu teilweise schweren Erkrankungen der Atmungsorgane. Diese suchten ihn auch später zusammen mit rheumatischen Beschwerden immer wieder heim. Seine Erkrankungen zwangen Humperdinck zeitweise, sein Studium zu unterbrechen. 1876 gewann er den Mozart-Preis der Stadt Frankfurt am Main, was ihn seiner finanziellen Sorgen enthob. 1877 ging er nach München und studierte bei Franz Lachner und Josef Rheinberger Kompositionslehre. Seine Lehrer standen der Musik von Richard Wagner kritisch bis ablehnend gegenüber. Auf Humperdinck jedoch machten einige Aufführungen Wagnerscher Opern so großen Eindruck, dass er sich einem Kreis von Wagner-Anhängern anschloss, der sich den Namen „Orden vom Gral“ gegeben hatte. 1879 gewann Humperdinck den Berliner Mendelssohn-Preis und schloss sein Studium in München ab.
Der Mendelssohn-Preis ermöglichte Humperdinck einen Aufenthalt in Italien. 1880 suchte er in Neapel Richard Wagner auf, der dort gerade mit seiner Familie residierte. Humperdinck wurde zunächst durch den Diener abgewiesen. Nach Abgabe seiner Karte, die er mit dem Zusatz „Mitglied des Ordens vom Gral“ versehen hatte, wurde er wieder zurückgerufen. Er genoss nach eigenen Angaben „unter den prüfenden Augen des Meisters“ eine für sein ganzes Leben folgenreiche Unterredung.
Wagner erkannte schnell die Begabung des jungen Mannes und schlug ihm vor, als sein Assistent nach Bayreuth zu kommen. Humperdinck arbeitete dort anderthalb Jahre (Januar 1881 bis Juli 1882) an den Vorarbeiten zur Uraufführung des Parsifal. Der Einfluss Wagners auf ihn war so groß, dass es lange Zeit brauchte, bis er wieder zu einem eigenen Stil fand. Der plötzliche Tod Wagners 1883 traf ihn tief. Den Bayreuther Festspielen blieb er weiterhin treu. Später unterrichtete er Wagners Sohn Siegfried in Kompositionslehre.
Die folgenden Jahre waren eine Zeit der Unruhe. Eine Reise durch Spanien, die ihn bis nach Nordafrika führte, gab ihm die Anregung zu einer „Maurischen Rhapsodie“, die er aber erst viele Jahre später fertig komponierte. Die Folgezeit verging mit einer meist enttäuschenden Suche nach einer festen Stelle. Da er als „Wagnerianer“, also Anhänger Richard Wagners galt, blieben ihm viele Türen verschlossen. Eine Tätigkeit als Kapellmeister des Kölner Stadttheaters endete mit seiner Entlassung „wegen allzu großer Gewissenhaftigkeit“. In seiner Not nahm er 1885 eine Stelle als musikalischer Gesellschafter bei dem betagten Industriellen Alfred Krupp an. Dadurch stand er zwar materiell glänzend da, als Künstler konnte die Tätigkeit ihn jedoch nicht befriedigen. Daher übernahm er noch im Spätherbst des gleichen Jahres eine Professur für Musiktheorie und Komposition am Konservatorium in Barcelona. Mit der dort herrschenden künstlerischen Ausrichtung und dem musikalischen Niveau konnte er sich allerdings nicht anfreunden und kehrte im Sommer 1886 nach Deutschland zurück. Dort erging es ihm mit einer dürftig dotierten Stelle am Kölner Konservatorium ähnlich, die er im Oktober 1888 aufgab. Tätigkeiten als Lektor des Musikverlags B. Schott’s Söhne in Mainz und als Musikkritiker bei der Bonner Zeitung ergaben ein etwas sichereres Einkommen. Zwischendurch hielten ihn Auftragsarbeiten über Wasser. Ein Lichtblick waren erfolgreiche Aufführungen der von ihm als Chorwerk vertonten Ballade Heinrich Heines Die Wallfahrt nach Kevlaar.
Am 18. Mai 1892 heiratete Humperdinck Hedwig Taxer, die Tochter des Buchhändlers Robert Taxer. Aus dieser glücklich verlaufenden Ehe gingen ein Sohn und vier Töchter hervor, von denen eine allerdings schon als Säugling starb.
In dieser Zeit kam sein eigenes musikalisches Schaffen fast zum Erliegen. Seine kompositorische Tätigkeit beschränkte sich im Wesentlichen auf die Bearbeitung fremder und eigener früherer Werke. Es dauerte lange Zeit, bis er sich aus dem übermächtigen Einfluss Wagners befreien konnte.
„Seitdem ich zu Wagner nach Bayreuth gekommen bin, hat es mit der eigenen Produktion ein plötzliches Ende genommen. … Die Hauptsache ist, dass ich mich selbst wieder finde, nachdem ich mir nun Jahre entfremdet gewesen.“
Die Wende trat ein, nachdem er 1890 nach Frankfurt gezogen war, um dort als Dozent am Hoch’schen Konservatorium und als Opernreferent der Frankfurter Zeitung zu wirken. 1890 bat ihn seine Schwester Adelheid, die in Bonn mit dem Arzt Hermann Wette verheiratet war, die Musik zu den Liedern in einem von ihr verfassten Märchenspiel Hänsel und Gretel für Kinder zu schreiben („etwas recht Hübsches, Volkstümliches“). Humperdinck erledigte diesen Auftrag umgehend und zur vollen Zufriedenheit, jedoch ließ ihn der Stoff nicht mehr los. Er gestaltete das kleine Werk nach und nach zu einer Voll-Oper um. Die Uraufführung fand am 23. Dezember 1893 in Weimar unter der musikalischen Leitung von Richard Strauss statt. München, Karlsruhe und andere Theater folgten wenige Tage später. Hatten die Intendanten angesichts des völlig aus dem üblichen Rahmen fallenden Charakters der Oper mit nur wenigen Aufführungen gerechnet, so sahen sie sich bald eines besseren belehrt. Der enorme Erfolg beim Publikum führte dazu, dass in den folgenden Monaten 50 Bühnen „Hänsel und Gretel“ in ihr Programm aufnahmen. Seither gehört „Hänsel und Gretel“ zu den meistgespielten Opern.
In die 1890er Jahre fällt auch die Begegnung mit Hugo Wolf. Humperdinck hatte die von Wolf vertonten Lieder Eduard Mörikes dem Schott-Verlag empfohlen. Daraus entwickelte sich eine enge Freundschaft, die mit der beginnenden geistigen Erkrankung Wolfs ein jähes Ende fand.
Die Einnahmen aus seiner Erfolgsoper erlaubten es Humperdinck, 1897 seine Stelle in Frankfurt aufzugeben. Er erwarb im Rheinstädtchen Boppard ein großes Landhaus (das „Humperdinck-Schlösschen“) und widmete sich ganz dem Komponieren. Sein schöpferischer Elan war wiedergekehrt. In den folgenden Jahren entstanden zahlreiche Kompositionen der verschiedensten Genres – Lieder, Kammermusik, Orchesterwerke, Schauspielmusik und Opern.
Es gelang Humperdinck jedoch nicht, an den Erfolg seiner ersten Oper anzuknüpfen. Es war ihm ein Anliegen, einmal eine komische Oper zu schreiben – gewissermaßen als Gegengewicht zur damaligen Vorherrschaft des pathetischen Stils. Diesem Wunsch entsprechend verfasste seine Frau Hedwig in Anlehnung an das Lustspiel Les Demoiselles de St. Cyr des älteren Alexandre Dumas ein Libretto, das dann als Oper unter dem Titel Die Heirat wider Willen in Töne gesetzt wurde. Diese wurde 1905 anfangs mit großem Beifall aufgenommen, konnte sich aber nicht auf den Bühnen halten.
Noch einmal schien sich ein Erfolg wie der von Hänsel und Gretel anzubahnen. 1894 bat ihn die Dichterin Elsa Bernstein-Porges (Künstlername Ernst Rosmer), zu ihrem Märchenspiel Königskinder eine Bühnenmusik zu verfassen. Humperdinck war von dieser Dichtung so fasziniert, dass er die poetischen Szenen darin in Musik setzte und als sogenanntes gebundenes Melodram, für das er eigene Sprechnoten erfand, herausbrachte. Trotz der Schwierigkeiten, die die Schauspieler mit den Sprechnoten hatten, und trotz sehr gegensätzlicher Kritik wurde das Melodram an 130 Bühnen aufgeführt. Zehn Jahre später entschloss sich Humperdinck, die Königskinder zu einer Voll-Oper auszugestalten. Diese wurde am 28. Dezember 1910 an der Metropolitan Opera in New York uraufgeführt und zu einem zweiten Welterfolg, dem aber keine Dauer beschieden war. Obwohl Kenner die Musik in Teilen höher einschätzen als diejenige von Hänsel und Gretel, verschwand das Werk im Laufe der Zeit immer mehr von den Bühnen und wird heute nur noch selten aufgeführt.
Im November 1900 übersiedelte Humperdinck mit seiner Familie nach Berlin und übernahm dort die Leitung der Meisterschule für musikalische Komposition an der Königlichen Akademie der Künste. Hier komponierte er unter anderem Bühnenmusik für Max Reinhardt am Deutschen Theater – zum Beispiel zu Komödien von Shakespeare.
Die letzten Lebensjahre waren von Krankheit und Schicksalsschlägen überschattet. Im Dezember 1911 reiste er nach London zur Uraufführung des von Max Reinhardt inszenierten und von ihm in Töne gesetzten Mysterienspiels Das Mirakel. Hier erkrankte er schwer und erlitt nach seiner Rückkehr einen Schlaganfall, von dem er sich nie wieder vollständig erholte. 1916 starb seine Frau. Am 27. September 1921 ereilte ihn in Neustrelitz, wo sein Sohn Wolfram die Oper Der Freischütz inszenierte, infolge eines zweiten Schlaganfalls der Tod. Er ist auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf bestattet. Sein Grab ist als Ehrengrab der Stadt Berlin gewidmet.
Humperdincks Musik weist immer wieder eine Nähe zum Volkslied auf. Mehrere von ihm komponierte Lieder haben ausgesprochen volksliedhaften Charakter. In seiner Oper „Hänsel und Gretel“ verarbeitete er bestehende Volkslieder („Suse, liebe Suse, was raschelt im Stroh“ und „Ein Männlein steht im Walde“). Die Oper „Königskinder“ erhält einen besonderen Reiz durch solche Weisen, die teils von einem Kinderchor, teils von einem kleinen Mädchen gesungen werden.
Humperdinck war auch als Bearbeiter von Volksliedern tätig – zunächst für das 1906 veröffentlichte „Volksliederbuch für Männerchor“, das sogenannte Kaiserliederbuch. 1909 und 1911 war er Herausgeber zweier Folgen von „Sang und Klang fürs Kinderherz“ mit Illustrationen von Paul Hey.
Die Universität Berlin ernannte ihn zum Ehrendoktor und die Accademia Santa Cecilia in Rom zum Ehrenmitglied.
Am 9. September 2004 ehrte ihn die Deutsche Post AG anlässlich seines 150. Geburtstages mit einer eigenen Briefmarke zu 45 Eurocent (Michel Nr. 2420). Humperdincks Geburtsstadt Siegburg veranstaltete zu seinem 150. Geburtstag eine Festwoche mit Vorträgen und Konzerten sowie der Publikation einer wissenschaftlichen Festschrift über seine Oper „Königskinder“.
Der Hauptgürtelasteroid (9913) Humperdinck wurde nach dem Komponisten benannt.
Vorsteheramt Bargiel: Woldemar Bargiel (1882–1897) | Heinrich von Herzogenberg (1897–1900) | Engelbert Humperdinck (1900–1920) | Hans Pfitzner (1920–1929) | Heinrich Kaminski (1930–1932) | Franz Schreker (1932–1933) | Max Trapp (1934–1945)
Vorsteheramt Grell: Eduard Grell (1882–1886)
Vorsteheramt Kiel: Friedrich Kiel (1882–1885) | Heinrich von Herzogenberg (1886–1891) | Max Bruch (1892–1913) | Georg Schumann (1913–1945)
Vorsteheramt Taubert: Wilhelm Taubert (1882–1891) | Martin Blumner (1891–1901) | Friedrich Gernsheim (1901–1916) | Richard Strauss (1917–1920) | Ferruccio Busoni (1921–1924) | Arnold Schönberg (1925–1933) | Gerhard von Keußler (1936–1945)