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Annette von Droste-Hülshoff

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Annette von Droste-Hülshoff (* 12. Januar 1797, nach anderen Quellen 10. Januar 1797, auf Burg Hülshoff bei Münster als Anna Elisabeth Franzisca Adolphina Wilhelmina Ludovica Freiin von Droste zu Hülshoff; † 24. Mai 1848 auf der Burg Meersburg in Meersburg) war eine deutsche Schriftstellerin und Komponistin. Sie gehört zu den bedeutendsten deutschsprachigen Dichtern des 19. Jahrhunderts.
Annette von Droste-Hülshoff stammte aus einem der ältesten Adelsgeschlechter Westfalens und gehörte der 20. Generation ihrer Familie an. Sie wurde als zweites von vier Kindern von Clemens-August II. von Droste zu Hülshoff (1760–1826) und Therese von Haxthausen (1772–1853) am 12. Januar 1797 auf der westfälischen Wasserburg Hülshoff zwischen Havixbeck und Roxel bei Münster geboren. Ihren Eltern hat die Dichterin in ihrem Fragment Bei uns zulande auf dem Lande ein literarisches Denkmal gesetzt. Ihre ältere Schwester Jenny war ihre engste Vertraute und malte mehrere Porträts der Dichterin. Ihr jüngerer Bruder Werner-Constantin wurde der Nachfolger des Vaters auf dem Gutsbesitz und der jüngste Bruder Ferdinand, gerade Forstmeister geworden, verstarb jung, nachdem Annette ihn hingebungsvoll gepflegt hatte.
Die Droste zu Hülshoffs waren als ursprünglich edelfreies Geschlecht im Mittelalter mit dem Hochadel verwandt. Danach waren sie als Erbmännerfamilie nicht nur Ritter und Gutsbesitzer gewesen, sondern viele hatten schon im Mittelalter Ämter als Bürgermeister und Ratsherren bekleidet und trieben Handel in der Hansestadt Münster. Zahlreiche unverheiratete Verwandte waren katholische Dom- und Stiftsherren bzw. -damen. Während die männlichen Familienmitglieder meist Universitätsbildung besaßen, erfuhr die weibliche Verwandtschaft ihre Bildung meist in Kanonissenstiften. So hatte auch Annettes Mutter seit ihrem dreizehnten Lebensjahr im Kanonissenstift St. Bonifatius (Freckenhorst) gelebt und unter der Äbtissin Francisca Lucia von Korff zu Harkotten und Störmede eine hervorragende Erziehung erfahren. Während ihre Schwester Jenny noch Stiftsdame im Kloster Hohenholte werden konnte, war diese Art der Erziehung und materiellen Absicherung wegen der Aufhebung dieser Einrichtungen nach der Säkularisation für Annette nicht mehr möglich.
Annettes Eltern ragten aus dem Stiftsadel durch ihre literarische und musikalische Bildung heraus – sie hatten vor ihrer Geburt in der Stadt Münster gelebt, wo sie dem Münsterschen Kreis im Kontext der katholischen Aufklärung angehört hatten. Zu diesem Kreis gehörte auch Bernhard Overberg; seiner – für die damalige Zeit „modernen“ – Pädagogik, die auch die Bildung von Frauen förderte, folgte die Erziehung der Geschwister Droste-Hülshoff. Die Verbindung ihrer Familie zur Literatur war bereits im 16./17. Jahrhundert durch den Humanisten Everwin Droste und das Mitglied der fruchtbringenden Gesellschaft, Everwin von Droste zu Möllenbeck, entstanden. Auch gab es in ihrer Familie bereits seit Generationen eine Musiktradition. Annette selbst wurde – zusammen mit ihren Geschwistern – zunächst von ihrer gebildeten Mutter, dann von einem Hauskaplan, der später Professor am Gymnasium Paulinum (Münster) wurde, und von einer französischen Kinderfrau unterrichtet. Auf diese Weise erwarb das sehr wissbegierige Kind eine Bildung, die für die damalige Mädchenerziehung außergewöhnlich war und z. B. Literatur in lateinischer, griechischer, französischer und englischer Sprache sowie geschichtliche, geografische und naturkundliche Kenntnisse umfasste.
Die Lebensspanne von Annette von Droste-Hülshoff fiel in eine Zeit der politischen Umbrüche und wirtschaftlicher Einschränkungen, die als Biedermeier in die Geschichte einging. Auf die Säkularisation des Fürstbistums Münster (1803) folgten in ihrer Heimat die politischen Herrschaftswechsel zu Preußen (1803–1806 und ab 1815) – unterbrochen durch das Intermezzo des napoleonischen Großherzogtums Berg (1806–1815). Ihr weiteres Leben verbrachte sie in den preußischen Provinzen Westphalen und Rheinland sowie dem Großherzogtum Baden, wo sie im Revolutionsjahr 1848 starb.
Seit ihrer Kindheit und Jugend war Annette kränklich, bedingt durch ihre frühe Geburt; sie war nur 1,50 m groß und zierlich gewachsen. Außerdem war sie extrem kurzsichtig, hatte auffällig wirkende Augen und litt oft unter rasenden Kopfschmerzen. Anders als ihre Schwester Jenny konnte sie daher nur mäßig zeichnen, förderte aber Maler und machte selbst Scherenschnitte in beachtlicher Qualität. Ihre Kurzsichtigkeit befähigte sie andererseits zu einer mikroskopisch-exakten Nahbetrachtung und -beschreibung der Natur. Schon seit ihrer Kindheit standen die gesundheitlichen und auch gesellschaftlichen Einschränkungen und ihre geistigen Tätigkeiten in großer Spannung zu ihrer lebhaften Vorstellungskraft und Unternehmungslust, der „Sehnsucht in die Ferne“.
Schon früh sah Annette von Droste-Hülshoff ihre Berufung als Dichterin und ließ sich darin nicht beirren. Auf Initiative ihrer Eltern wurde sie in den Jahren 1812 bis 1819 von Anton Matthias Sprickmann unterrichtet und gefördert. Besonders ihre pädagogisch interessierte Mutter erkannte ihre Berufung und unterstützte ihre Tochter, indem sie beispielsweise versuchte, den Kontakt mit dem etwas jüngeren Philosophie- und Philologieprofessor Christoph Bernhard Schlüter herzustellen, was aber zunächst misslang, da dieser die zugesandten Manuskripte für nicht ausreichend erachtete. Schlüter wurde Annette von Droste-Hülshoffs lebenslanger Mentor und Freund.
Mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Jenny besuchte Annette mehrfach für längere Zeit die mütterliche Familie von Haxthausen in Ostwestfalen. Ihre Tante Freifrau Dorothea von Wolff-Metternich, geb. Freiin von Haxthausen wohnte auf Schloss Wehrden an der Weser. Und ihre damals in Göttingen studierenden Stiefonkel, Werner von Haxthausen und sein Bruder August von Haxthausen, bildeten u. a. mit den Brüdern Grimm den Mittelpunkt des Bökendorfer Romantikerkreises. In der Familie Haxthausen erzählte man gerne Gruselgeschichten – eine davon verarbeitete die Dichterin später zu ihrer berühmten Novelle Die Judenbuche. Auch Annette liebte das Erzählen von Schauergeschichten, denen sie später in ihren Balladen eine meisterhafte Form gab. Aber weder von ihren dortigen Verwandten noch von deren Freunden bekam die junge Dichterin Anerkennung. Zwar faszinierte sie, doch schreckte ihre geistige Überlegenheit diese auch ab, sodass sie kein gutes Haar an ihrer Dichtung ließen. Annette erlitt dort ihre sog. Jugendkatastrophe – eine Liebesintrige, die ihr die Schuld am Zerwürfnis mit Heinrich Straube zuwies, was sie tief erschütterte, zugleich aber ihre geistige Dichtung reifen ließ. Danach verbrachte sie ihre Jugendjahre zurückgezogen in ihrem Elternhaus Hülshoff und wandte sich stark der Musik zu.
Annette von Droste-Hülshoff war eine geistreiche, humorvolle und unterhaltende Gesprächs- und Korrespondenzpartnerin, führte jedoch meist gezwungenermaßen ein zurückgezogenes und eingeengtes Leben. Wegen ihrer gesundheitlichen Einschränkungen und der nötigen Ruhe für ihre Arbeit wich sie zunehmend Reiseplänen ihrer Mutter aus, die hauptsächlich ausgedehnte Familienbesuche zum Ziel hatten. Zwar konnte die Dichterin bei ihren Reisen entlang des Rheins schon die ersten Dampfschiffe und Eisenbahnen benutzen, doch mussten die übrigen Strecken auf teilweise schlechten Straßen mühsam mit der Kutsche zurückgelegt werden. Eine erste größere und längere Reise allein führte sie 1825, ein Jahr vor dem Tod ihres Vaters, an den Rhein nach Köln, wo sie die Bibliothek ihres Stiefonkels Werner von Haxthausen ordnete und von wo aus sie Tanzbälle besuchte – ihre Familie hoffte nach der Schließung der Damenstifte, sie durch eine Verheiratung materiell abzusichern, doch ergab sich das nicht. Von Köln aus besuchte sie – länger, als mit ihrer Familie vereinbart war – Bonn und Koblenz. In Bonn, wo ihr Lieblingsvetter Clemens-August von Droste zu Hülshoff lebte, lernte sie Sibylle Mertens-Schaaffhausen kennen; zu deren Freundeskreis zählten außer Annette von Droste-Hülshoff Johanna und Adele Schopenhauer sowie Goethes Schwiegertochter Ottilie. In Bonn, das sie bis 1842 mehrfach besuchte, begegnete Annette von Droste-Hülshoff außerdem August Wilhelm Schlegel, dessen sprichwörtliche Eitelkeit sie jedoch abstieß.
Nach dem Tod ihres Vaters 1826 wurde der Familienbesitz von ihrem Bruder Werner-Constantin übernommen, sodass sie und ihre ältere Schwester Jenny mit ihrer Mutter auf deren Witwensitz übersiedelten, das Haus Rüschhaus bei Gievenbeck. Dort bewohnte Annette mit ihrer Amme, welche die Dichterin persönlich bis zu deren Tode dort pflegte, eine kleine Wohnung, die sie ihr „Schneckenhaus“ nannte. Annette bezog, wie ihre Mutter und ihre Schwester Jenny, eine Apanage von ihrem Bruder Werner-Constantin, von der sie allerdings ein Kostgeld an ihre Mutter sowie Reisekosten bezahlen musste. Ihre Versorgung, die – übertragen auf heutige Verhältnisse – ungefähr dem Gehalt eines Volksschullehrers entsprach, reichte bei sparsamer Lebensweise zu ihrem Unterhalt und auch zu einer gewissen Wohltätigkeit aus. Auch konnte Annette ihrer Liebhaberei nachgehen, dem Sammeln von Fossilien, Münzen und Antiquitäten, die in der Verwandtschaft getauscht wurden. In dem damals abgelegenen, noch von Heide umgebenen Gehöft entstand z. B. ihre berühmte Judenbuche.
Bedeutend für ihr literarisches Wirken waren ihre Reisen an den Bodensee, wo sie zunächst zusammen mit der Mutter ihre Schwester Jenny besuchte, die den Freiherrn Joseph von Laßberg („Sepp von Eppishusen“) geheiratet hatte, einen Sammler und Erforscher mittelalterlicher Literatur und Freund zahlreicher Philologen und Dichter. 1835/36, während der Schwangerschaft ihrer Schwester, lebte sie fast ein Jahr lang in der Schweiz auf dem damaligen Besitz ihres Schwagers, Schloss Eppishausen. Ab 1841 wohnte sie vorwiegend bei ihnen auf Schloss Meersburg am Bodensee, sah ihr Zuhause aber bis 1846 im Rüschhaus bei Nienberge, wo sie bei ihrer Mutter wohnte, diese auch gelegentlich in der Haushaltung unterstützte und immer wieder ihre Neffen und Nichten in Burg Hülshoff und Haus Stapel unterrichtete.
Auf Schloss Meersburg hatte die Dichterin eine abgetrennte Wohnung, zu der auch ein Turm gehörte, von dem aus sie einen weiten Blick über den Bodensee genoss. Dort hielt ihr ihre Schwester den Rücken frei von gesellschaftlichen Verpflichtungen, andererseits war sie in deren Familie geborgen, zu der auch zwei Zwillingskinder gehörten. Sie und ihr Schwager Joseph von Laßberg schätzten sich zwar, er und die bei ihm verkehrenden Germanisten und Historiker lebten allerdings geistig „in einer anderen Welt“. In Meersburg fand die Droste die Balance zwischen Gesellschaft und Einsamkeit. Sie lebte ungeniert ohne Rücksicht auf Konventionen.
Durch die geschickte Verhandlung ihres jüngeren Freundes und Förderers Levin Schücking mit der Cotta’schen Verlagsbuchhandlung erhielt Annette von Droste-Hülshoff erstmals ein ansehnliches Honorar für den Abdruck der Judenbuche im Morgenblatt für gebildete Stände. Hiervon konnte sie bei einer Versteigerung am 17. November 1843 ein Haus, das Fürstenhäusle, erwerben, in Aussichtslage oberhalb der Stadt Meersburg mit einem kleinen dazugehörigen Weinberg. Sie freute sich sehr darüber, konnte es aber wegen ihrer abnehmenden Gesundheit kaum mehr richtig genießen. Am Nachmittag des 24. Mai 1848 verstarb Annette von Droste-Hülshoff in ihrer Wohnung auf Schloss Meersburg am Bodensee, vermutlich an einer schweren Lungenentzündung. Ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof Meersburg in Meersburg nahe der alten Friedhofskapelle.
Annette von Droste-Hülshoff las seit früher Jugend viel und war gut über die deutsch-, englisch- und französischsprachige Literatur und die aktuellen literarischen Diskurse informiert. Sie war eine eifrige Kundin der Bücherverleiher und Mitglied eines literarischen Salons in Münster, der sog. Heckenschriftsteller-Gesellschaft, den ihre enge Freundin Elise Rüdiger gegründet hatte und dem auch ihr literarischer Ziehsohn Levin Schücking angehörte. Zwar stand sie in brieflichem Kontakt mit intellektuellen Zeitgenossen, sie entzog sich aber niemals den Anforderungen ihrer Familie, etwa wenn sie immer wieder als Krankenpflegerin herangezogen wurde. Ihr Briefwechsel innerhalb und außerhalb ihrer Familie enthält viele literarische Kostbarkeiten. Sie lehnte die Anpassung an Modeströmungen und Bemühungen um Bekanntheit ab und war selbstbewusst genug, ihren Nachruhm vorauszusehen.
Als Annette von Droste-Hülshoff 1838 bei Aschendorff ihren ersten Gedichtband – aus Angst vor der Reaktion noch halb anonym – veröffentlichte, war dies ein Misserfolg. Sie blieb jedoch ihrer Berufung treu, nahm ihre literarische Arbeit sehr ernst und war sich bewusst, große Kunst zu schaffen. Ihre Balladen wurden berühmt (Der Knabe im Moor) wie auch ihre Novelle Die Judenbuche, die in viele Weltsprachen übersetzt und verfilmt wurde. Noch heute bedeutend ist auch ihre Lyrik. Die Natur des Münsterlandes, der Bodensee mit den Alpen und die geschichtsträchtigen Orte, an denen ihr Schaffen stattfand, wirkten inspirierend auf die Dichterin und wurden oft von ihr literarisch verarbeitet. Durch ihre eindringlichen Naturschilderungen wird sie noch heute als „die“ Dichterin Westfalens und auch des Bodensees wahrgenommen.
Sie gilt zwar seit dem Kulturkampf als katholische Dichterin, jedoch war ihr konfessionelle Enge ein Gräuel – viele ihrer nahen Bekannten und auch Verwandten waren evangelisch. Sie setzte sich auch mit religionskritischen Schriften, z. B. von Ludwig Feuerbach, auseinander. Ein wichtiges Dokument tiefer Religiosität ist ihr Gedichtzyklus Das geistliche Jahr, in dem aber – typisch für die Zeit – auch die Zerrissenheit des Menschen zwischen aufgeklärtem Bewusstsein und religiöser Gläubigkeit gestaltet wird. Annette von Droste-Hülshoff legt dort für jeden Tag des Kirchenjahres ein Gedicht vor, was sie als eine ernsthaft um ihren Glauben ringende praktizierende Katholikin zeigt. Sie widmete den ersten Teil dieses Werkes ihrer Mutter mit einer Widmung, die vorhersah, dass ihre inneren Kämpfe von dieser nicht voll verstanden werden würden. Manche Andeutungen in diesem Werk werden heute auch als autobiographisch erachtet, da sie über 20 Jahre lang an dem gesamten Zyklus arbeitete.
Mit dem o. g. wesentlich jüngeren Literaten und Literaturkritiker Levin Schücking verband sie seit 1837 eine Dichterfreundschaft. Er war der Sohn der Dichterin und Freundin ihrer Eltern Katharina Sibylla Schücking, die starb, als Schücking ca. 17 Jahre alt war. Annette verhalf dem jungen Juristen zum Durchbruch, indem sie ihm anonym ihre Texte für das von ihm mit Freiligrath verfasste Werk Das malerische und romantische Westphalen überließ. Durch Annette von Droste-Hülshoffs Vermittlung wurde er 1841 bei ihrem Schwager auf Burg Meersburg Bibliothekar. Insbesondere unter der Inspiration ihrer mütterlichen Liebe und seiner literarischen Kenntnisse, die zu der sog. „Dichterwette“ führten, entstand in Meersburg ein Großteil der „weltlichen“ Gedichte. Die Abreise Schückings 1842, der weitere berufliche Entwicklung suchte und die Dichterin Louise von Gall heiratete, traf sie ebenso empfindlich, wie Indiskretionen über den Adel, die er in seinem Werk Die Ritterbürtigen verarbeitete. So kam es – auch auf Druck ihrer Familie – zum Bruch der Beziehung mit ihrem Freund und Förderer.
Das Werk der Annette von Droste-Hülshoff gehört literaturgeschichtlich anfangs noch der Romantik, z. B. mit der Judenbuche aber schon dem Realismus an. Die große Dichterin wollte nicht zu ihren Lebzeiten berühmt, sondern „nach hundert Jahren noch gelesen“ werden. In ihrer – fast modern zu nennenden – Seelenschau, in ihrer Opferbereitschaft, in ihrem Selbstbewusstsein und in ihrer gestalterischen Kraft übertraf sie viele Zeitgenossen und -genossinnen und wurde so bis heute zum Vorbild vieler Frauen. Bis in die heutige Zeit wird sie nicht nur im Schulunterricht gelesen, sondern ihr Leben und Werk inspiriert zeitgenössische Autoren und besonders Autorinnen. Die Vielschichtigkeit ihrer Persönlichkeit und ihres Werkes bietet Ansatzpunkte für psychologische und parapsychologische Interpretationen, aber auch für Fehldeutungen im Licht zeitgenössischer Ideologien. Die Droste bleibt letztlich ein nie ganz ausschöpfbares geniales Dichterphänomen.
Annettes Werdegang zu einer der bedeutendsten Schriftstellerinnen ging zunächst mit dem einer Musikerin und Komponistin einher. Ihr Wirken als Komponistin wurde lange Zeit verdrängt oder vergessen. Dabei standen ihre Musik und ihr Dichten zunächst miteinander in Wechselwirkung.
Annettes Eltern waren offen für Musik, ihr Vater war selbst passionierter Violinist. Im Stammsitz der Droste-Hülshoffs auf Burg Hülshoff befindet sich noch heute eine ansehnliche Noten- und Musikmaterialien-Sammlung, die für das häusliche Musizieren im Familienkreis unerlässlich war. Die Kinder der Familie wurden oft in Konzert- und Musiktheaterveranstaltungen mitgenommen und mit der zeitgenössischen Musik vertraut gemacht. Annettes Onkel Maximilian-Friedrich von Droste zu Hülshoff war selbst Komponist und Freund Joseph Haydns. Ab 1809 erhielt Annette Klavier- und Orgelunterricht, u. a. beim Organisten der Stiftskirche Hohenholte. Sie wurde oft gebeten, vorzuspielen oder andere am Klavier zu begleiten – so perfektionierte sie nach und nach ihr Können. 1812 schrieb ihre Mutter Therese begeistert, dass sich die Tochter „mit aller Heftigkeit ihres Charakters auf’s Componieren geworfen“ habe.
1820 gab Annette ihr erstes öffentliches gesangliches Konzert in Höxter. Erst spät, zwischen 1824 und 1831, erhielt Annette auch Gesangsunterricht. Über ihre Stimme wurde berichtet, sie sei „voll, aber oft zu stark u. grell, geht aber sehr tief, u. ist dann am angenehmsten“. Aus Köln wird berichtet, dass sie eine bessere Stimme als Angelica Catalani (1780–1849) gehabt habe, die als eine der besten Sopranistinnen ihrer Zeit galt. Annette gab auch anderen Familienmitgliedern Unterricht in Gesang und am Klavier.
1821 bekam Annette von ihrem Onkel Maximilian eine Ausgabe seiner Kompositionslehre Einige Erklärungen über den General=Baß und die Tonsetzkunst überhaupt geschenkt, worüber sie freudig schreibt: „Was folgt daraus? Dass ich aus Dankbarkeit das ganze Werk von Anfang bis zu Ende durchstudiere und auswendig lerne!“ Optimal vorbereitet – auch durch das Studium zeitgenössischer Musikschriften und Kompositionen – begann Annette zu komponieren. Zu vier Opernprojekten entstanden mehr oder weniger ausgeführte Libretti und Musik. 1836 wurde sie während eines Aufenthaltes im Schweizerischen Eppishausen auf das Lochamer Liederbuch aufmerksam gemacht und angeregt, die darin enthaltenen Lieder für Singstimme und Klavier zu bearbeiten. So haben sich rund 74 Lieder aus ihrer Feder erhalten, die sich ganz auf die Gebote der damaligen Liederschulen berufen und sich durch ihre leichte und eingängige Sangbarkeit auszeichnen.
Mit Clara Schumann und Robert Schumann stand Annette in brieflichem Kontakt: 1845 bat die berühmte Pianistin und Komponistin Annette um ein Libretto, damit ihr Mann es vertone. Robert selbst hatte bereits ein Gedicht von Annette (Das Hirtenfeuer, op. 59,5) in Musik gesetzt, das 1844 in einer Gedichtsammlung erschienen war, die er sehr schätzte.
Annette spielte ihre eigenen Werke nie öffentlich. Erst 1877 kam ihr Wirken als Komponistin ans Licht, als Christoph Bernhard Schlüter (1801–1884) einige Werke aus dem Nachlass der Dichterin veröffentlichen ließ (Lieder mit Pianoforte-Begleitung. Componirt von Annette von Droste-Hülshoff). Er setzte ihr auch im Nekrolog von 1848 ein Denkmal, indem er „ihr großes Talent für Gesang und Musik“ hervorhob und auch, dass sie die „seltenste Gabe“ besaß, „Poesie in Musik und Musik in Poesie zu übersetzen“. Erst im 20. Jahrhundert wurde ihr Nachlass komplett gesichtet und somit auch ihre Musik eingehender untersucht.
Annette von Droste-Hülshoff verknüpfte ihre musikalische Begabung mit einem hohen Anspruch, was aber auch zu einem Konflikt mit ihren literarischen Ambitionen führte: „… das Operntextschreiben ist etwas gar zu Klägliches und Handwerksmäßiges.“ Letztlich hat sich Annette für die Poesie entschieden – die Musik trat in den Hintergrund. Ihr (musikalischer) Nachlass befindet sich heute als Dauerleihgabe in der Universitäts- und Landesbibliothek Münster.
Ihre Schwester Jenny malte mehrere Porträts der Dichterin. Eine Miniatur, die 1820 von Jenny geschaffen worden war, diente später als Vorlage für die Gestaltung der vierten Serie der 20-DM-Banknote mit ihrer berühmten Schwester. Als Jugendliche war Annette von Droste-Hülshoff um 1818 auch von C. H. N. Oppermann gemalt worden.
Neben einer Zeichnung von Adele Schopenhauer aus dem Jahr 1840 existieren viele Gemälde von Johann Joseph Sprick (1808–1842), den sie oft finanziell unterstützte.
Fotografisch porträtiert wurde sie von Friedrich Hundt, durch den Daguerreotypien von Annette von Droste-Hülshoff der Nachwelt erhalten blieben.
Briefmarke 1961
Neben der bereits erwähnten 20-DM-Banknote war Annette von Droste-Hülshoff auch als Motiv auf zwei deutschen Briefmarken-Dauerserien zu sehen: ab 1961 im Rahmen der Serie Bedeutende Deutsche und ab 2002 im Rahmen der Serie Frauen der deutschen Geschichte.
Der Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis, der Asteroid (12240) Droste-Hülshoff und der Droste-Preis der Stadt Meersburg wurden nach ihr benannt. Mehrere Schulen führen ihren Namen.
2014 wurde ihr ein Google Doodle gewidmet.
Im Schlosspark von Burg Hülshoff befindet sich ein Denkmal von Anton Rüller und Heinrich Fleige aus dem Jahr 1896. Das Denkmal diente als Vorlage für eine Büste, die sich heute in der Nähe der Burg Meersburg befindet. Sie wurde kurz danach von Emil Stadelhofer gefertigt. Auch für das Brustbild auf einen Teil der Notmünzen der Provinz Westfalen und der dazugehörigen Zwittermedaille wurde dieses Denkmal als Vorlage verwendet.
Der Droste-Stein im Königslau, einem Wald in der Nähe von Bökendorf, wurde im Jahr 1964 zur Erinnerung an Annette von Droste-Hülshoff errichtet. Der Hinweis auf den Standort der Judenbuche beruht auf einem Irrtum. Der Mord an dem Juden Soistmann Berend aus Ovenhausen am 10. Februar 1783, der die Droste zu ihrer Novelle Die Judenbuche anregte, geschah am Südhang des Berges auf dem Waldweg von Bökendorf nach Ovenhausen.
Im Münsteraner Tatort bringen die Autoren immer wieder eine Hommage an Droste-Hülshoff unter, etwa in Folge 511 (Der dunkle Fleck, 2002), an deren Anfang die Ballade Der Knabe im Moor gebracht wird, oder in Folge 659 (Ruhe sanft!, 2007), in der in einer nächtlichen Friedhofsszene Die tote Lerche rezitiert wird. Der Konstanzer Tatort widmete 2015 die 935. Folge Château Mort einem – frei erfundenen – „Hochzeitswein“ der (unverheirateten) Annette von Droste-Hülshoff. Tatsächlich produziert das Staatsweingut Meersburg, das auch die der Dichterin ehemals gehörenden Reben bewirtschaftet, seit 1998 ihr zu Ehren einen Wein Cuvée Annette.
In vielen Städten wurde eine Straße nach Annette von Droste-Hülshoff benannt, auch in ihrem Heimatort Roxel. Zudem wird der Stadtteil Münsters am Ortseingangsschild als Geburtsort der Dichterin beworben. Im Juni 2012 wurde bekannt, dass die Gemeinde Havixbeck, der nach der kommunalen Neuordnung im Jahre 1975 die Burg Hülshoff zugeschlagen wurde, plane, ihre Ortseingangsschilder mit dem Zusatz „Havixbeck – Geburtsort der Annette von Droste-Hülshoff“ zu versehen, was in Roxel als „Geschichtsverfälschung“ kritisiert wurde.
„Die Droste“ war und ist Gegenstand zahlreicher literaturwissenschaftlicher Studien, die insbesondere durch die Annette-von-Droste-Gesellschaft und die Droste-Forschungsstelle des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe gefördert werden. Ihr literarisches und musikalisches Werk sowie ihre Korrespondenz sind durch eine historisch-kritische Werkausgabe und die Droste-Jahrbücher gut erschlossen. Ihr Andenken als bedeutendste Dichterin des 19. Jahrhunderts und eine der frühesten und wichtigsten deutschsprachigen Dichterinnen wird auch durch die Droste-Museen an ihren Wirkungsstätten, durch Droste-Literaturpreise, durch die Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung mit ihrem center for literature auf Burg Hülshoff, durch zahlreiche Schulen mit ihrem Namen und durch Romane und Filme mit Bezug zu ihrem Leben und Schaffen aktuell gehalten.
Schriftsteller wie z. B. Gertrud von le Fort, Reinhold Schneider und Werner Bergengruen schätzten Annette von Droste-Hülshoff.
Sarah Kirsch drückt in ihrem Gedicht Der Droste würde ich gerne Wasser reichen ihre Bewunderung für die Kollegin aus, mit der sie, die „Spätgeborene“, „glucksend übers Moor“ geht, und interpretiert die Beziehung Droste-Hülshoffs zu Levin Schücking (Ihr Lewin, Beide lieben wir den Kühnen).
Mit dem Leben der Droste befassen sich mehrere Biografien und biografische Romane. Karen Duve z. B. erzählt mit Fräulein Nettes kurzer Sommer, erschienen 2018, in Romanform mit detailreichem Blick auf das familiäre Umfeld und das Milieu der jungen Spätromantiker von einer kurzen Phase im Leben der 20-jährigen Droste-Hülshoff, die sich als tiefgreifende Zäsur prägend auf ihr weiteres Leben und Werk auswirkte.
Annette von Droste-Hülshoff regte auch das schriftstellerische Talent späterer Mitglieder ihrer Familie an: Ihr Neffe Ferdinand von Droste zu Hülshoff, ihr Patenkind Elisabeth von Droste zu Hülshoff, ihre Nichte Therese Dahn und ihr Ur-Urgroßneffe Wilderich von Droste zu Hülshoff (u. a. Verfasser des Buches Annette v. Droste-Hülshoff im Spannungsfeld ihrer Familie) publizierten bzw. publizieren belletristisch.
Ein Brief von Annette von Droste-Hülshoff an Anton Matthias Sprickmann aus dem Jahr 1819 wurde von Walter Benjamin in die Briefsammlung Deutsche Menschen aufgenommen.
Im Westfälischen Literaturarchiv des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) werden Arbeitsmanuskripte und Reinschriften aus dem „Meersburger Nachlass“ der Annette von Droste-Hülshoff aufbewahrt und digitalisiert.
Am 28. September 2012 wurde die Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung offiziell anerkannt. Sie will das Geburtshaus der Dichterin auf Burg Hülshoff bei Havixbeck dauerhaft für die öffentliche Nutzung erhalten. Darüber hinaus werden literarische Veranstaltungen, Ausstellungen und Forschungsvorhaben gefördert.
Einer der bekanntesten Autoren zu und Herausgeber von Werken von Annette von Droste-Hülshoff war Clemens Heselhaus. Er gab Ausgewählte Werke, Werke. In einem Band und Sämtliche Werke heraus, die in mehreren Auflagen erschienen.