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Christian Hollander

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Christian Janszone Hollander (* um 1512 möglicherweise in Dordrecht; † zwischen Januar und Juli 1569 in Innsbruck) war ein franko-flämischer Komponist, Sänger und Kapellmeister der Renaissance.
Bei der Erforschung von Hollanders Lebenslauf hatten die Musikhistoriker das Problem der Identität hauptsächlich von Christian und Johannes (Jean de) Hollander infolge der Zuschreibung von zwei Motetten durch den Verleger Tielman Susato, in zweiter Linie noch von einem Sebastiaen Hollander, dessen Name wohl von einer Fehlzuschreibung kommt. Johannes Hollander war in seinen sechs Jahren in Brügge von 1538 bis 1541 zweiter Kapellmeister an der Kirche St. Salvator und ging dann an die Kathedrale St. Donatian, verlor die Stellung aber 1544 wegen schlechten Verhaltens. In neueren Zeiten wird er von der Musikwissenschaft eher für den Vater von Christian Hollander gehalten, wenn es überhaupt eine Verbindung zwischen beiden gab. Christians erstes dokumentiertes Erscheinen war seine Ernennung zum Singmeister an der Kirche St. Walburga in Oudenaarde am 1. Juni 1549 als „Christiaen Janszone, gheseyed de Hollandere“. Wegen finanzieller Probleme seines Dienstgebers konnte sein 1557 auslaufender Vertrag nicht verlängert werden, und Christian verließ die Stadt zur Suche einer anderen Anstellung.
Er scheint sich Ende 1557 der Hofkapelle von Kaiser Ferdinand I. in Innsbruck angeschlossen zu haben und machte noch im gleichen Jahr einen Besuch in Florenz; in den kaiserlichen Rechnungsbüchern wird Anfang 1558 ein „preceptor der musica aus dem Niderlandt“ als neu angekommen vermerkt. Sicher als Kapellmitglied dokumentiert ist er dort ab 1559 und ist bis zum Tod von Kaiser Ferdinand 1564 geblieben. Er kehrte Anfang 1565 vorübergehend in die Niederlande zurück und fand noch im gleichen Jahr Aufnahme bei der Kapelle von Erzherzog Ferdinand in Prag, wo er schon eine besondere Reputation als „ain beruembter Musicus und Componist“ genoss. Im Jahr 1568 bekam er die Erlaubnis, mit seiner Ehefrau und seinem Freund Johann Pühler nach Nürnberg zu reisen. Pühler half ihm dort, über 200 Motetten, darunter die Sammlung „Newe teutsche geistliche und weltliche Liedlein“ drucken zu lassen. Noch im gleichen Jahr machte er einen Besuch in München, erkrankte danach aber offenbar schwer und ist wohl in der ersten Jahreshälfte 1569 verstorben. Am 14. Juli 1569 wurde seiner Witwe eine Pension bewilligt. Später erschien sein Name in zwei Gedenkgedichten seines Landsmanns Gerard de Roo, und er wurde in den „Ragionamenti accademici“ von Cosimo Bartoli (1567) als „Christiano Olanda“ aus Antwerpen aufgeführt.
Wegen der nicht völlig geklärten Identitäten der Personen mit Namen Hollander ist eine abschließende Würdigung der Kompositionen noch nicht möglich; zudem sind viele Stücke nur mit „Hollander“ oder „Hollandus“ signiert. Insbesondere sind auch die Messen von Christian Hollander noch nicht eingehend untersucht. Bei den in den 1550er Jahren erschienenen Motetten zeigt sich der Komponist als Nachfolger von Jacobus Clemens non Papa und Thomas Crécquillon. Die wichtigsten Charakteristika seiner Werke sind Durchimitation, gelegentliche Verringerung der Stimmenzahl (Ausdünnung) in einem Stück, musikalische Themen, die sich an der Textdeklamation ausrichten, und er bevorzugt eine Wiederholung von kurzen Motiven. Als Musterbeispiel für all diese Eigenschaften kann die Responsoriumsmotette „Dum transisset sabbatum“ angesehen werden. Der Komponist verzichtete weitgehend auf die vor seiner Zeit üblichen Cantus-firmus- und Ostinato-Techniken; hiervon ausgenommen ist seine berühmte Motette „Saulus cum iter faceret“. In den 1568 bei Gardano gedruckten Motetten erscheint insofern bei Hollander ein neuer Entwicklungsschritt, als sich die Imitation mehr auf den Anfang der Motette beschränkt; der Rest kommt in vollstimmigem Kontrapunkt mit spürbarer Betonung von Homophonie, beispielsweise in „Vitam que faciunt“. Eine Vorliebe für doppelchörige Satzweise zeigt sich in den Gelegenheitsmotetten zu Ehren von Ferdinand I., in denen der Text nahezu vollständig syllabisch gebracht wird, beispielsweise in „Austria virtutes aquilas“. Grundsätzlich war Christian Hollander der erste niederländische Komponist mit einem ausgesprochen wichtigen Beitrag zum deutschen Lied und einer der ersten, die das Prinzip doppelchöriger Sätze auf das deutsche Lied übertragen haben. Chansons sind dagegen von ihm nur wenige überliefert.