Komponisten

Philippe Rogier

Stimme
Sopran
Alt
Tenor
Bass
Mixed chorus
Motette
Geistliche Musik
Heilige Messe
Buch der Psalmen
Sacred choruses
Choruses
nach Beliebtheit
Inclina cor meum (Cor meum Neigung)Laboravi in Gemitu (Laboravi in ​​Gemitu)Missa Philippus II Rex HispaniaeRecordatus est
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Philippe Rogier (* um 1560 in Arras; † 29. Februar 1596 in Madrid) war ein franko-flämischer Komponist, Sänger und Kapellmeister der späten Renaissance.
Es wird angenommen, dass Philippe Rogier seine erste musikalische Ausbildung an der Kathedrale seiner Geburtsstadt erhalten hat; über sein Elternhaus und seine frühe Zeit gibt es keine Belege. Aus dem Titel eines späteren Messendrucks ergibt sich sein Geburtsort. Gérard de Turnhout, seit 1571 Kapellmeister der capilla flamenca des spanischen Königs Philipp II., hatte in den damals spanischen Niederlanden Kapellknaben für seine Kapelle rekrutiert, reiste 1572 mit Philippe Rogier und anderen jugendlichen Sopranisten nach Madrid und führte sie am dortigen Königshof ein. Weil solche Sänger-Anwerbungen üblicherweise den etwa 10-jährigen Sängern galt, ergibt sich daraus das ungefähre Geburtsjahr Rogiers. In Madrid konnte er als jugendlicher Sänger seine musikalische Ausbildung vervollständigen. Als junger Erwachsener erhielt er vor 1586 die Priesterweihe, nachdem er in den Mitgliederlisten der Kapelle von 1586 unter den Kaplänen aufgeführt wurde; auch belegt in der Widmung des Motettendrucks von 1595 das „S.“ für sacerdos nach seinem Namen diesen Status. Während der Kapellmeistertätigkeit von George de La Hèle erreichte er 1584 die Stellung des Vizekapellmeisters und nach Hèles Tod 1586 die des Kapellmeisters der spanischen Hofkapelle.
Anlässlich der Hochzeit von Charles Emanuel I. von Savoyen mit Katharina, der Tochter von König Philipp II., im Jahr 1585 in Saragossa komponierte Philippe Rogier die sechsstimmige Messe Ave martyr gloriosa auf die gleichnamige Motette von Jacobus Clemens non Papa und die achtstimmige Motette In illo tempore accesserunt ad Jesum; sie wurde bei der Hochzeitsfeier aufgeführt. Beide Kompositionen sind nicht erhalten. Im Jahr 1590 machte der Komponist eine Reise nach Flandern, um für seine Kapelle neue Sänger anzuwerben. Er hatte auch einen seiner Schüler, Géry de Ghersem (1574/1575–1630), testamentarisch beauftragt, nach finanzieller Hilfszusage des Königs fünf seiner Messen im Druck herauszugeben. Dieses repräsentative Chorbuch erschien dann erst nach dem Tod des spanischen Königs (September 1598) und war seinem Nachfolger Philipp III. gewidmet. Rogier genoss die besondere Gunst seines Dienstherrn und erhielt mehrere Pfründen in seiner Heimat; darüber hinaus bekam er 1593 eine jährliche Pension von 300 Dukaten. Er bildete an der Hofkapelle auch mehrere Schüler aus, neben Ghersem beispielsweise Matheo Romero, der später sein Nachfolger wurde. Ende Februar 1596 verstarb Rogier in Madrid im Alter von etwa 35 Jahren.
Das hohe Ansehen von Philippe Rogier blieb noch weit bis ins 17. Jahrhundert lebendig. Der spanische Dichter Lope de Vega rühmt ihn in seinem Gedicht Laurel de Apolo von 1630, und noch 1669 erwarb die Kathedrale von Toledo sechs Bücher mit seinen Kompositionen. Dennoch ist von Rogier nur etwa ein Fünftel seines Gesamtwerks erhalten geblieben. In dem Katalog der portugiesischen Hofbibliothek in Lissabon zur Zeit König Johanns IV. sind 243 Werke verzeichnet, darunter 8 Messen, 66 Motetten, 65 Chansons und 71 Villancicos. Diese Bibliothek wurde bei dem Erdbeben 1755 vernichtet; weitere Werke können bei dem Brand der Madrider Hofkapelle 1734 untergegangen sein. Somit lässt sich der Rang des Komponisten nur anhand des schmalen verbliebenen Teils seiner Kompositionen abschätzen, dies sind 7 Messen, 18 Motetten, 4 Canzonen, 4 Psalmen und 2 Instrumentalstücke.
Die Messen Rogiers bewegen sich zwischen dem traditionellen, linearen franko-flämischen Stil von Nicolas Gombert und der neueren Richtung der Mehrchörigkeit mit Generalbass. Seine traditionellen Parodiemessen setzen die jeweilige Vorlage allerdings relativ frei und phantasievoll um. In den acht- und zwölfstimmigen Werken kommt eine monumentale Mehrchörigkeit zum Zuge; die zwölfstimmigen Messen und Motetten korrespondieren wohl mit den drei Orgeln im Escorial, die um 1590 fertiggestellt wurden. Diese Stücke gehören zu den frühesten Beispielen der spanischen Mehrchörigkeit. Die überlieferten linear komponierten Motetten orientieren sich an der Tradition Gomberts. Dagegen wirken die erst um 1995 entdeckten Instrumentalsätze in ihrer klanglichen Farbigkeit und ihrem schwungvollen Rhythmus ausgesprochen modern.
Gesamtausgabe: Philippe Rogier, Opera omnia, herausgegeben von Lavern J. Wagner, Rom [1974] (= Corpus Mensurabilis Musicae 61)