Komponisten

Nicolas Gombert

Stimme
Mixed chorus
Alt
Tenor
Bass
Sopran
Geistliche Musik
Magnificat
Vesper
Lied
Motette
Chanson
Heilige Messe
Hymne
Sacred hymns
Buch der Psalmen
nach Beliebtheit

A

Ave Maria (Ave-Maria)

B

Beati omnes qui timent Dominum

C

Canticum Beatae Mariae VirginisChangeons propos (Über Wechsel)

H

Homo erat in Jerusalem

I

In illo tempore loquente JesuIn Josquinum a PratoIn te, Domine, speravi

L

Le bergier et la bergiere

M

Magnificat octavi toniMagnificat primi toni (Magnificat ersten Töne)Magnificat quarti toni (Magnificat Töne Quartalen)Magnificat quinti toni (Magnificat Töne Fünftel)Magnificat secundi toniMagnificat septimi toniMagnificat sexti et primi toniMagnificat tertii et octavi toniMille regretzMissa Beati OmnesMissa Je Suis DesheriteeMissa Quam pulchra esMissa Tempore paschaliMort et fortune

O

O Iesu Christe miserere nobis

S

Super flumina Babilonis (Super-flumina Babilonis)

T

Tous les regretz (Alle regretz)Triste départ (Sad Abreise)

V

Vous êtes trop jeune (Du bist zu jung)
Wikipedia
Nicolas Gombert (* um 1495 in La Gorgue bei Lille (unsicher); † um 1560 in Tournai) war ein franko-flämischer Komponist und Sänger der Renaissance.
Da der Familienname des Komponisten in dem Dorf La Gorgue westlich von Lille öfters vorkommt, spricht dies nach Ansicht von Musikhistorikern für eine mögliche Abstammung von dort; Belege gibt es dafür jedoch nicht. Der Musiktheoretiker Hermann Finck berichtet in seiner Practica musica (1556), dass Gombert ein Schüler von Josquin Desprez († 1521) gewesen sei, welcher seit 1504 im etwa 40 km entfernt gelegenen Condé-sur-l’Escaut Propst gewesen ist. Auch Gomberts Trauermusik Déploration „musae Jovis“ auf Josquins Tod unterstützt eine solche Annahme. Weitere Informationen über seinen Lebensweg vor dem Eintritt in die Kapelle Karls V. 1526 sind nicht vorhanden. Weil er aber kirchliche Pfründen in Béthune, Courtrai, Metz und Tournai besaß, besagt dies, dass er Kleriker gewesen ist.
Der Name Gomberts erscheint erstmals in einem von Karl V. in Granada unterzeichneten Dokument vom 2. Oktober 1526, in dem er als Sänger in Karls Hofkapelle benannt wurde; in den ersten drei Jahren bis 1529 hielt er sich mit dieser Kapelle in Toledo, Sevilla, Granada, Valladolid, Valencia und Madrid auf, weil die Kapelle den Kaiser auf dessen Reisen begleitete. 1529 wurde der Komponist zum maitre des enfants ernannt. Kapellmeister waren zu dieser Zeit Adrien Thibault und später Thomas Crécquillon. Als Meister der Chorknaben war Gombert für die musikalische und stimmliche Ausbildung der Knaben verantwortlich sowie für ihre Erziehung, ihre Unterbringung und ihr Wohlergehen. Der Chor bestand um diese Zeit aus 14 Erwachsenen, einem Organisten, einem „Souffleur“ (Kalkant oder Blasebalgtreter der Orgel) und etwa zwölf Chorknaben. Weitere Reisen mit der Hofkapelle führten Gombert im Jahr 1530 nach Bologna, Mantua, Innsbruck, München und Augsburg. Im darauf folgenden Jahr kam es zu Aufenthalten in Köln und in den so genannten Spanischen Niederlanden, anschließend in Regensburg. Ab 1532 hielt sich Gombert wieder für längere Zeit in Spanien auf.
Während Karl V. 1533 einen Feldzug gegen Tunis unternahm, rekrutierte Gombert in den Niederlanden weiteres Personal für die Hofkapelle und kehrte 1537 mit etwa 20 erwachsenen Sängern und Chorknaben, einem Lateinlehrer, einigen Kuraten und einem Organisten nach Valladolid zurück. Das letzte größere Ereignis, an dem er teilgenommen haben könnte, war das Treffen der drei größten europäischen Hofkapellen in Aigues-Mortes im Jahr 1538; dies waren die päpstliche Kapelle von Paul III., die französische Hofkapelle von König Franz I. und die von Karl V. Nach 1538 erscheint Gomberts Name nicht mehr in den Rechnungen des kaiserlichen Hofs; in dem Rechnungsbuch vom 28. Dezember 1540 erscheint Cornelius Canis an seiner Stelle. Der italienische Humanist Hieronymus Cardanus (1501–1576) schreibt hierzu in zwei seiner Veröffentlichungen, dass Gombert wegen sexueller Vergehen an einem der Chorknaben zu einer Galeerenstrafe verurteilt worden war. Durch die Widmung einer Kompositionsreihe hat er später, nach Annahme von Cardanus, bei Karl V. seine Begnadigung erwirkt. Lange Zeit haben Musikhistoriker die acht Magnificat-Zyklen für das Gnadengesuch Gomberts gehalten; inzwischen sprechen ein Brief Gomberts an Ferrante I. Gonzaga von 1547 und andere zeitliche Bezüge mehr dafür, dass das erste Buch der vierstimmigen Motetten, erschienen in Venedig 1539, diese Begnadigung bewirkt hat und Gombert die Strafe vielleicht gar nicht erst antreten musste. Auch ist die Fülle der nach 1540 erschienenen Motettendrucke ohne die Mitwirkung des Komponisten schwer vorstellbar.
Gombert hat sich in dem erwähnten Brief von 1547 als Kanoniker in Tournai bezeichnet, wo er seit 1534 eine kirchliche Sinekure innehatte. Sein Name erscheint nicht in der Liste der Geistlichen, die in Tournai Messen gelesen haben, und er übte wohl keine priesterlichen Funktionen mehr aus. Hier dürfte er Pierre de Manchicourt kennen gelernt haben, der 1545 Kapellmeister an der dortigen Kathedrale und Lehrer der Chorknaben war. Der Musiktheoretiker Hermann Finck hatte in seiner Practica musica 1556 noch von einem lebenden Komponisten gesprochen, während Cardanus (1561) und später der Schriftsteller Lodovico Guicciardini in seiner Descrizione de tutti i Paesi Bassi (Antwerpen 1566) Gombert zu den Verstorbenen gerechnet haben.
Nicolas Gombert gehört zusammen mit Adrian Willaert, Jacobus Clemens non Papa und weiteren franko-flämischen Komponisten zu den herausragenden Meistern geistlicher Musik in der Zeit zwischen Josquin und Orlando di Lasso. Die Aneignung und Bewältigung von Josquins Kompositionstechniken durch Gombert hat entscheidend dazu beigetragen, dass diese für die Komponisten der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts zum richtungweisenden Maßstab geworden ist. Er kann als einer der größten Meister des Kontrapunkts im 16. Jahrhundert gelten; er schreibt melodisch weit ausgreifende Linien ohne prägnante rhythmische Gliederung und setzt sich so in einen gewissen Gegensatz zur Schreibweise Josquins. Sein imitatorisch reicher, kaum durch Pausen und ausgeprägte Kadenzen unterbrochener Stil ist für viele seiner Zeitgenossen, insbesondere Clemens non Papa, vorbildlich geworden. Seine Schreibweise ist in den von ihm bearbeiteten Gattungen auffallend konstant und zeichnet sich durch die Einheit des Satzes und die Gleichwertigkeit aller Stimmen aus, so dass der Gegensatz zwischen Haupt- und Nebenstimmen, aber auch zwischen musikalischem Thema und freien Kontrapunktstimmen fast ganz aufgehoben wird.
Mit Ausnahme von zwei Messen, denen ein liturgischer Cantus firmus zu Grunde liegt, benutzt Gombert in dieser Gattung die Parodietechnik, wobei er auf Vorlagen von Matthaeus Pipelare, Philippe Verdelot, Noel Bauldeweyn, Jean Richafort und eigene Motetten zurückgreift. Bei seinen über 160 Motetten zeigt Gombert eine vollstimmige, durchimitierende Schreibweise; mehr als ein Viertel dieser Kompositionen thematisiert die Marienverehrung. In direktem Bezug zu höfischen Ereignissen stehen relativ wenige seiner Motetten. Zur Gattung der Evangelienmotetten hat Gombert wichtige Beiträge gebracht. Claudio Monteverdi schrieb am Anfang des 17. Jahrhunderts auf der Vorlage von Gomberts Motette „In illo tempore“ seine sechsstimmige Messe a appella, die 1610 zusammen mit der Marienvesper gedruckt wurde. Die acht Magnificat-Vertonungen Gomberts verbinden die betreffenden liturgischen Konventionen mit höchstem künstlerischen Anspruch. Die meisten der über 70 Chansons des Komponisten unterscheiden sich stilistisch nur wenig von seinen Motetten, und nur einige wenige sind im mehr homophonen Pariser Stil gehalten.
Gesamtausgabe: Nicolas Gombert. Opera omnia, herausgegeben von Joseph Schmidt-Görg, Rom bzw. ohne Ortsangabe 1951–1975 (= Corpus mensurabilis musicae VI, 1–11; Band 1–3: Messen und Credo, Band 4: Magnificat, Band 5–10: Motetten, Band 11: Chansons). In der folgenden Liste steht jeweils das Jahr der Erstveröffentlichung; ohne Jahreszahl: Werk ist handschriftlich überliefert.