Komponisten

Jean-Baptiste Lully

Orchester
Stimme
Mixed chorus
String ensemble
Sopran
Alt
Tenor
Bass
Oboe
Violine
Ballett
Opern
Tragedies en musique
Motette
Geistliche Musik
Suite
Buch der Psalmen
Trio
Ouvertüre
Piece
nach Beliebtheit

#

12 Motets (12 Motetten)4 Bühnenwerke4 Piezas de clarines (4 Pc Trompeten)

A

Achille et Polixène, LWV 74Acis et GalatéeAirs tirés des opéras, comédies-ballets, pastoralesAlcesteAmadisArmideAtys

B

Ballet d'Alcidiane, LWV 9Ballet de Flore, LWV 40Ballet de la Raillerie, LWV 11 (Taunt Ballett, LWV 11)Ballet de la Revente des Habits, LWV 5 (Der Weiterverkauf der Ballettkleidung, LWV 5)Ballet de l'Amour Malade, LWV 8 (Ballet of Love Sick, LWV 8)Ballet de l'Impatience, LWV 14 (Ballett Ungeduld, LWV 14)Ballet de Toulouse, LWV 13 (Ballett von Toulouse, LWV 13)Ballet de Xerces, LWV 12Ballet des Arts, LWV 18Ballet des muses, LWV 32 (Ballet des Musen, LWV 32)Ballet des plaisirs, LWV 2 (Ballett Freuden, LWV 2)Ballet des saisons, LWV 15 (Ballett Jahreszeiten, LWV 15)Ballet des sept PlanettesBallet du temple de la paix, LWV 69 (Ballett der Tempel des Friedens, der LWV 69)Ballet du temps, LWV 1 (Ballett Zeit LWV 1)Ballet les amours déguisés, LWV 21 (Ballett liebt Verkleidung, LWV 21)Ballets de Lully, Tom 4Balletstücke für OrchesterBellérophonBenedictus Dominus, LWV 64/2

C

Cadmus et Hermione

D

De Profundis, LWV 62Der Bürger als EdelmannDie Liebe als ArztDies Irae, LWV 64/1

E

Exaudiat te Dominus, LWV 77 No.15

G

Gavotte in G minorGeorge DandinGrands Motets, LWV 77 (Grands Motetten, LWV 77)

H

Harpsichord Pieces from the Manuscrit de Mademoiselle de La Pierre (Cembalo Stücke aus der Manuscrit de Mademoiselle de La Pierre)

I

Idylle sur le Paix, LWV 68 (Idylle am Frieden, LWV 68)Isis

L

La grotte de Versailles, LWV 39 (Cave Versailles, LWV 39)La naissance de Vénus, LWV 27 (Die Geburt der Venus, LWV 27)La pastorale comique, LWV 33 (Comic pastoral, LWV 33)La Princesse d'ÉlideLe carnaval, LWV 36Le mariage forcé, LWV 20 (Le mariage Kraft, LWV 20)Le Sicilien, LWV 34 (Der Sizilianer, LWV 34)Le triomphe de Bacchus dans les Indes, LWV 30 (Der Triumph des Bacchus in Indien, LWV 30)Le triomphe de l'amour, LWV 59 (Der Triumph der Liebe, LWV 59)Les Fâcheux, LWV 16 (Die unglückliche, LWV 16)Les fêtes de l'Amour et de Bacchus, LWV 47 (Feste der Liebe und des Bacchus, LWV 47)Les folies d'Espagne, LWV 48Les jeux pithiens, LWV 42 (Die pithiens Spiele, LWV 42)Les noces de Village, LWV 19 (Die Hochzeit Village, LWV 19)Les plaisirs de l'île enchantée, LWV 22 (Die Freuden der verzauberten Insel, LWV 22)Les Trio des OperaL'Hercule amoureux, LWV 17L'Impromptu de Versailles, LWV 28

M

Marche de Savoye (Gehen Savoye)Miserere, LWV 25Monsieur de Pourceaugnac

N

Notus in Judæa Deus

O

Overture-Suite in F majorOverture-Suite in G minorOverture-Suite, Schrank II/37/7

P

PerséePhaëtonPlaude Laetare GalliaProserpinePsyché (Psyche)Psyché, LWV 45

Q

Quare Fremuerunt, LWV 67

R

Recueil de motets, B-BrRecueil des plus beaux endroits de tous les opéras de Mr de LullyRoland

S

Suite d'Armide

T

Te Deum, LWV 55ThéséeTrios de la ChambreTrios de la Chambre du Roi, LWV 35 (Trios von der Königskammer, LWV 35)

V

Venerabilis barba capucinorum, LWV 76/26
Wikipedia
Jean-Baptiste Lully (* 28. November 1632 in Florenz; † 22. März 1687 in Paris; ursprünglich Giovanni Battista Lulli) war ein italienischer Komponist, Geiger und Tänzer, der den größten Teil seines Lebens für den Hof Ludwigs XIV. arbeitete. Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des französischen Barocks und einer der einflussreichsten Komponisten der französischen Musikgeschichte. Im Jahre 1661 wurde er französischer Bürger.
Jean-Baptiste Lullys Vorfahren väterlicherseits waren Bauern. Die Eltern, Lorenzo Lulli und seine Ehefrau Caterina, geborene del Sera, bewohnten eine Stadtwohnung in Florenz. Vermutlich gehörte das Haus dem Großvater mütterlicherseits, einem Müller. Am 13. Juni 1638 starb sein älterer Bruder Vergini, im Oktober 1639 seine Schwester Margherita. Mit sieben Jahren verblieb Jean-Baptiste als einziges Kind seiner Eltern. Er erhielt eine gediegene Ausbildung, ein Franziskaner gab ihm ersten Musikunterricht.
Bei der Rückkehr von einem Feldzug gegen die Türken machte Roger de Lorraine, Chevalier de Guise, im Februar 1646 Station in Florenz. Er hatte seine Kindheit am Hof des Großherzogs der Toskana verbracht. Anne Marie Louise d’Orléans, duchesse de Montpensier, genannt La Grande Mademoiselle (Tochter von Gaston d’Orléans, der ein Bruder von Ludwig XIII. war), hatte ihn gebeten, ihr einen Italiener mitzubringen, mit dem sie reden könne, um dabei die Sprache zu erlernen. Er wurde auf den komödiantisch begabten Lully aufmerksam, oder dieser wurde ihm empfohlen, und Roger de Lorraine nahm ihn mit dem Einverständnis der Eltern nach Frankreich mit.
In Frankreich lebte Lully bei der Grande Mademoiselle Anne Marie Louise d’Orléans im Palais des Tuileries. Zu seinen Aufgaben gehörte es nicht nur, die Dame des Hauses zu unterhalten und sie auf der Gitarre zu begleiten, sondern auch, die Garderobe zu sortieren, die Kamine zu heizen und die Kerzen anzuzünden. Er vervollkommnete weiter sein Geigenspiel. Da in diesen Jahren Bocan für die Grande Mademoiselle arbeitete, liegt nahe, dass er von ihm lernen konnte – und vielleicht dessen Abneigung gegen die Vingt-quatre Violons du Roy erbte. Er nahm Cembalo- und Kompositionsunterricht bei Nicolas Métru, François Roberday und Nicolas Gigault und trat in komischen Rollen auf. Jean Regnault de Segrais, der mit François de La Rochefoucauld und Madame de Sévigné verkehrte und 1661 in die Académie française aufgenommen wurde, sorgte für Lullys Ausbildung zum Ballett-Tänzer.
Am 7. März 1652 trat Lully in der Mascarade de la foire Saint-Germain als Händler auf. Danach folgte er kurzzeitig der Grande Mademoiselle nach Saint-Fargeau. Diese hatte sich während der Fronde gegen die Regentschaft der Königinmutter Anna von Österreich und des Kardinals Mazarin aufgelehnt und sogar eine Kanone auf die königlichen Truppen abfeuern lassen. Daher fiel sie nach Niederringung der Revolte in Ungnade und war gezwungen, Paris zu verlassen. Der mittlerweile zwanzigjährige Lully war Ende 1652 wieder in Paris. Im Ballet royal de la nuit, mehrere Male zwischen dem 23. Februar und 16. März 1653 aufgeführt, war er als Schäfer, Soldat, Bettler, Krüppel und Grazie zu sehen. Der vierzehnjährige König selbst tanzte hier zum ersten Male die Rolle der aufgehenden Sonne. Der Übergang aus dem Dienst der Mademoiselle d'Orleans in jenen des Königs konnte nicht ohne Empfehlung einer einflussreichen Person vonstatten gegangen sein. Des Königs Tanzlehrer Jean Regnault – Mitorganisator des Ballet royal de la nuit – kommt hier in Frage.
Lully war offenbar ein begabter Tänzer, „balladin“, fühlte sich wohl auf der Bühne, war Theatermann. Seinem Tanz haftete etwas Ungewöhnliches an, sodass Zeitungsleute, die sich sonst kaum mit Tänzern befassten, ihn als „Baptiste“ zum Gegenstand ihrer Berichte auswählten. Die Hoftänze und Ballette, die er in den kommenden Jahrzehnten schreiben sollte, entstanden offenbar aus einer besonderen persönlichen Neigung heraus.
Der jugendliche Ludwig XIV. fand so sehr Gefallen an Lully, dass er ihn am 16. März 1653 zum Compositeur de la musique instrumentale ernannte. Nicht selten tanzte er an der Seite des Königs, zum Beispiel im Ballet des plaisirs. Es heißt, dass zwischen Lully und dem jungen König eine echte Freundschaft entstand, die über bloßes Mäzenatentum weit hinausgegangen sei. Lully konnte auch erste Erfolge als Komponist verzeichnen: Zum Ballet de Psyché hatte er ein Concert italien beigesteuert. Seine erste größere Komposition war die Maskerade La Galanterie du temps, die im Palais Mazarins unter Mitwirkung der Petits violons aufgeführt wurde. Mit den seit 1648 bestehenden Petits violons fand Lully ein eigenes Ensemble vor, das flexibler einsetzbar war als die länger etablierte Grande bande, die sogenannten 24 Violinen des Königs. Diese waren schon von Ludwig XIII. gegründet worden und gelten als das erste feststehende Orchester der Musikgeschichte; ihr Leiter war Guillaume Dumanoir. Laut Philippe Beaussant entstand zwischen Lully und Dumanoir, sowie dem bis dahin für die Tanzmusik am französischen Hof zuständigen Jean de Cambefort eine ernste Rivalität, da die beiden den jüngeren als ernste Bedrohung ansahen. Andere Hofmusiker hatten einen fördernden Einfluss, wie Regnault und Michel Lambert, der als größter Meister des Air de Cour in die Musikgeschichte einging. Er wurde später Lullys Schwiegervater.
Lully gehörte zur Gruppe der in Paris unter Förderung Mazarins tätigen Italiener. Die Sängerin Anna Bergerotti trug zu seiner Anerkennung als Komponist bei, indem sie ihn für Konzerte wählte und ihren Glanz mit dem Landsmann teilte. Doch ungeachtet seiner Herkunft stieg er bereits in dieser Zeit zum Hauptvertreter des französischen Hoftanzes und des Ballet de Cour auf. Daneben schrieb er einige italienisch klingende „chaconnes“, „ritournelles“ und italienische Vokalmusik. Mit Amour malade, am 17. Januar 1657 uraufgeführt, gelang Lully der Durchbruch als Komponist. Der Einfluss der Oper war erheblich, nach ihr wurde das traditionelle Einführungsrezitativ durch die Neuerung eines prologue ersetzt. Lully brillierte wieder als Tänzer, hier als Scaramouche, dem ein Esel eine Dissertation widmet. Das Stück hatte einen sehr italienischen Einschlag – Grund für Henri duc de Guise mit viel Geld die mascarade Plaisirs troublés mit einer nach französischer Tradition von Louis de Mollier komponierten Musik im Februar 1657 aufführen zu lassen.
Lully gehörte nun dem inneren Kreis um den König an. Als dieser 1659 mit Mazarin zur Vorbereitung des Pyrenäen-Friedensvertrages in die Pyrenäen reiste, begleitete ihn Lully und komponierte unter anderem das Ballet de Toulouse. Am 29. August 1660, drei Tage nach dem Einzug Ludwigs in Paris, erklang in der Église de la Merci in Anwesenheit der Königinmutter Anna von Österreich, des Königs, der Königin Marie Therese und Philippe I. de Bourbons, des Königs Bruder, mit großem Erfolg Lullys Friedensmotette Jubilate Deo.
Der Kardinal hatte anlässlich der Feierlichkeiten den berühmten italienischen Opernkomponisten Francesco Cavalli nach Paris kommen lassen. Auch vorher schon hatte Paris Aufführungen italienischer Opern erlebt: Luigi Rossis Werke wurden oft gespielt, besonders erfolgreich dessen Oper Orfeo. Cavalli sollte unter dem Titel Ercole amante (Der verliebte Herkules) eine Festoper zu Ehren des Hochzeitspaares schreiben, Lully verfasste die Balletteinlagen. Cavalli konnte das Werk nicht rechtzeitig vollenden und musste auf ein älteres Werk zurückgreifen: Xerse. Auch hierfür komponierte Lully die Balletteinlagen. Als am 21. November 1660 Cavallis Xerse in der Gemäldegalerie des Palais du Louvre aufgeführt wurde, überwucherten die von Lully beigesteuerten Tanzeinlagen die Oper geradezu. Lully, der gebürtige Italiener, hatte eine ganz und gar französische und moderne Musik komponiert, mit der das französische Publikum mehr anfangen konnte, als mit Cavallis italienischen Rezitativen und Arien. Die geringe Wertschätzung der Oper Cavallis galt aber nicht so sehr dem Komponisten, sondern Kardinal Mazarin, der durch das Versagen des von ihm protegierten Komponisten lächerlich gemacht werden sollte.
Nach dem Tode Mazarins am 9. März 1661 verließen viele Italiener Frankreich. Doch obwohl man die italienische Oper in ihre Schranken verwiesen hatte, wurde Ercole amante im neu erbauten Théâtre des Tuileries doch noch aufgeführt. Das Ballett Hercule amoureux sollte eines der denkwürdigsten Ereignisse der Musikgeschichte werden, denn hier trat der König nun zum zweiten Mal in aller Pracht als Apollo auf, der Hof skandierte während seines Tanzes „Lang lebe der Sonnenkönig!“ Diesen Beinamen behielt Ludwig XIV. für immer. Cavalli kehrte nach seinem Misserfolg in Paris gedemütigt nach Venedig zurück.
Am 5. Mai 1661 ernannte Ludwig XIV. Lully zum Surintendant de la musique du roi, wobei er auf die 10.000 Livres, die das Amt gekostet hätte, verzichtete. Michel Lambert wurde Maître de musique de la chambre.
Im Februar 1662, zwei Monate nachdem er den König erfolgreich um die Einbürgerung gebeten hatte, nahm er Magdelaine Lambert zur Frau. Er behielt zeitlebens einen florentinischen Akzent und sorgte für eine Großfamilie nach italienischer Art: Seine sechs Kinder, Verwandte und deren Freunde wohnten bei ihm. Nach drei Umzügen wurde das Hôtel Lully in der Pariser Rue Sainte-Anne der endgültige Wohnsitz. In der Musik jedoch verschwand sein bisheriger Stil eines italienischen „bouffon“, eines Spaßmachers. Er komponierte mit dem Ballet des Arts 1663 sein erstes vollständig rein französisches „Grand Ballet de cour“. Die Liedtexte schrieb Isaac de Benserade. In gleichem Maß für den Erfolg bedeutend waren dessen Verse im „livret“, die kommentierten, was auf der Bühne getanzt wurde.
Der Finanzminister Nicolas Fouquet hatte sich in Vaux-le-Vicomte einen Palast erbauen lassen und dafür die besten Künstler Frankreichs verpflichtet: Louis Le Vau als Architekt, André Le Nôtre für die Gartenanlagen und Charles Lebrun, den ersten Hofmaler und hervorragenden Dekorateur, für die Gestaltung der Prunkräume. Am 17. August 1661 fand das große Fest statt, zu dem der König, seine Familie und zahlreiche Gäste geladen waren. An achtzig Tischen wurden sie bewirtet und auf dreißig Büffets fanden sich 6000 massiv silberne Teller. Für die Musik sorgten die fähigsten Instrumentalisten, darunter Michel Lambert und Lully. Lully, mit Molière befreundet, hatte diesen wenige Tage zuvor noch in panischer Stimmung gefunden, da er für seine Komödie Les Fâcheux (Die Lästigen) nicht genügend Schauspieler zur Verfügung hatte. Abhilfe schuf eine einfache und geniale Idee: Zwischen die Szenen wurden Ballettnummern eingefügt, um den Schauspielern Zeit zum Umkleiden zu geben. Pierre Beauchamp und Lully arrangierten die Ballettnummern, für die Lully nur eine Courante neu komponierte.
Die Aufführung wurde ein großer Erfolg, und die Comédie-ballet (Ballett-Komödie), für die nächsten Jahre das wichtigste Medium Lullys, war geschaffen. Das teure Schloss und das verschwenderische Fest hatten jedoch den König verärgert. Bald darauf ließ er Fouquet verhaften, seine Besitztümer beschlagnahmen – und begann das alte Jagdschloss seines Vaters zur Residenz zu erweitern: Schloss Versailles.
Als 1664 die ersten Arbeiten im Park abgeschlossen waren, wurde ein gewaltiges Fest ausgerichtet: Les Plaisirs de l’îsle enchantée, thematisch bezogen auf eine Geschichte aus Ariosts Orlando furioso, dauerte vom 7. bis 13. Mai. Eröffnet wurde mit einem „Carrousel“, einem Pferdeballett, in dem sich der Hof in kostbaren Kostümen präsentierte. Der König selbst führte, als Roger kostümiert, den Zug an. Den Abschluss des Tages bildete das Ballet des Saisons (Ballett der Jahreszeiten), in dem unter anderem der Frühling auf einem Pferd, der Sommer auf einem Elefanten, der Herbst auf einem Kamel und der Winter auf einem Bären einzogen. Die Musik, die Lully für diesen ersten Tag komponiert hat, ist verschollen.
Es gab Lotterien, Bankette, Bälle, Aufführungen dreier Comédie-ballets von Molière-Lully: La Princesse d’Élide (Die Fürstin von Elis, 8. Mai), Les Fâcheux (11. Mai), Le Mariage forcé (Die Zwangsheirat, 13. Mai), und am 12. die Premiere des Tartuffe, der ein Verbot des Stückes folgte.
Den Höhepunkt des Festes aber bildete die Erstürmung des „Palastes der Alcina“, einer großartigen Kulisse auf einer künstlichen Insel im großen Kanal von Versailles, die in einem aufwändigen Feuerwerk unterging.
In den folgenden Jahren entstanden weitere Ballettkomödien: George Dandin wurde 1668 im Rahmen des zweiten großen Festes von Versailles gegeben, Monsieur de Pourceaugnac im Jahr darauf (auch Le Divertissement de Chambord, Chambord 1669). Lully sang dabei – er hatte die Stimmlage eines Bariton – unter dem Pseudonym „Chiacchiarone“, was seiner Position als „Surintendant“ geschuldet war. Doch den größten Erfolg hatten 1670 die beiden Ballett-Komödien Les amants magnifiques (Die Fürsten als Brautwerber) und Le Bourgeois gentilhomme (Der Bürger als Edelmann). Letztere war auf den türkischen Botschafter gemünzt, der sich bei Hof lächerlich gemacht hatte.
Neben der Zusammenarbeit mit Molière komponierte Lully weiterhin die Ballets de Cour. Als letztes entstand 1669 das Ballet Royal de Flore, in dem Ludwig XIV. zum dritten Mal als die Sonne auftrat, in der Ballettkomödie Les amants magnifiques dann zum vierten und letzten Mal – so das vorab gedruckte und verteilte Livret. Tatsächlich hatte er zugunsten des Comte d'Armagnac und des Marquis des Villeroy verzichtet, da er sich nach Fieberanfällen benommen und unwohl fühlte. Er gab im Alter von 30 Jahren den Bühnentanz auf, Lully hatte dasselbe 1668 mit 35 Jahren getan.
1671 schufen Lully und Molière die Tragédie-ballet (Ballett-Tragödie) Psyché (Psyche), um dem „größten König der Welt“ Heroisches vorzuführen. Aus Zeitnot musste Molière zwei weitere Librettisten beschäftigen, nämlich Pierre Corneille und für die Divertissements Philippe Quinault, der von da an Lullys Librettist erster Wahl wurde. Neun verschiedene Bühnenbilder wurden gebraucht, alle Götter des Olymp und eine Vielzahl von Monstern und Fabelwesen waren zu sehen. Das Werk war trotz seiner Länge sehr erfolgreich. Aufgeführt im Tuilerientheater war Psyché bis dahin mit Kosten in Höhe von 334.645 Livres die mit Abstand teuerste Produktion des Hofs, diesen Betrag erreichten Lullys Opern in den folgenden Jahren jeweils nur etwa zur Hälfte.
Als der Herzog von Orléans, der Bruder des Königs, sich nach dem Tod seiner ersten Gattin 1671 mit Liselotte von der Pfalz vermählte, wurde das Ballet des Ballets bestellt. Lully und Molière schufen ein Pasticcio aus erfolgreichen Szenen der letzten gemeinsamen Werke, gerieten aber während der Arbeiten in Streit und trennten sich im Zorn. Zwar wurde das Ballett aufgeführt, aber Molières Komödie La Comtesse d’Escarbagnas (Die Gräfin von Escarbagnas, Dezember 1671) wurde bereits von einem anderen vertont: Marc-Antoine Charpentier, der auch für Molières letztes Werk Le malade imaginaire (Der eingebildete Kranke) die umfangreiche Bühnenmusik schrieb.
1671 brachte Robert Cambert, der ehemalige Oberhofmeister der Musik der Königinmutter, die erste französische Oper auf die Bühne: Pomone. Der Erfolg war wider Erwarten bombastisch. Pierre Perrin war für das Libretto verantwortlich. Lully beobachtete den Erfolg der beiden mit Neugier und Neid.
Perrin hatte zwei clevere Geschäftspartner, die Gewinne in ihre Taschen kanalisierten, die Rechnungen hingegen ihm zukommen ließen. Bald landete er in der Conciergerie, weil er sich vor Schulden kaum noch retten konnte; auch Colbert war in die Angelegenheit verwickelt, da er ihn gefördert hatte. Lully konnte beiden helfen, indem er den Unglücklichen aufsuchte und ihm ein Angebot unterbreitete: er sorge für die Begleichung der Schulden und erwirke beim König seine Freilassung, dafür müsse er ihm das Opernprivileg und alles, was damit zusammenhing, überlassen. Perrin ging auf den Handel ein.
Lully hatte nun das Monopol zur Aufführung von Opern, doch er erwirkte noch weitere Rechte beim König, der sie ihm bereitwillig einräumte. So war jegliche Aufführung mit Musik ohne die Genehmigung des Surintendanten untersagt und wurde mit Konfiszierung sämtlicher Instrumente, Kostüme, Einnahmen etc. geahndet. Dies traf Molière in seinem letzten Lebensjahr besonders schwer, da alle Texte, zu denen Lully Musik komponiert hatte, nun Eigentum des Florentiners waren. Die Académie royale de musique war fest in den Händen Lullys. Seine Macht ließ er nun jeden spüren, weswegen angeblich viele angesehenen Komponisten und Musiker den Hof verließen. Als ein Beispiel dafür gilt der Begründer der französischen Cembaloschule Jacques Champion de Chambonnières, der allerdings schon 1662 sein Amt des Hofcembalisten an den mit Lully befreundeten Jean-Henry d’Anglebert verkauft hatte.
1672, im Jahr der Erteilung der Erteilung des Privilegs, brachte Lully schließlich seine erste Oper auf die Bühne, die Pastorale Les Fêtes de l’Amour et de Bacchus. Hier folgte er aus Zeitnot dem Modell des Ballet des Ballets, also ein Pasticcio. Das Werk war sehr erfolgreich und legte den Grundstein für seine weitere Karriere als Begründer der französischen Nationaloper.
Im Gegensatz zu Cambert und Perrin räumte er dem Tanz enormen Raum in seinen Werken ein. So bestehen alle Tragédies Lullys aus einem Prolog und fünf Akten. Jeder Akt verfügt über ein Divertissement, eine großzügige Szene mit Ballett und Choreinlagen.
1673 kam die Oper Cadmus et Hermione auf die Bühne, sie gilt als Lullys erste Tragödie. 1674 folgte Alceste, diese Prunkoper wurde im Marmorhof von Versailles uraufgeführt. Sie war einer der Höhepunkte des dritten großen Festes von Versailles. 1675 wurde Thésée gegeben, ebenso prunkvoll, ebenso erfolgreich.
Im selben Jahr nahm auch die affaire Guichard ihren Anfang, in der Lully nicht gut aussah, obwohl Henry Guichard am Ende das Feld räumen musste. Jener hatte nämlich ein Privileg ähnlich dem Lullys erwirkt, nämlich für Aufführungen von Schauspielen, das der Académie royale des spectacles. Nur die Musik fehlte ihm zur Vervollkommnung, doch Lully ließ sich nichts nehmen. Eine Sängerin berichtete ihm von angeblichen Plänen Guichards, ihn mit in den Schnupftabak gemischtem Arsen zu vergiften, und Lully strengte deswegen einen Prozess an, den er letztlich nie gewann. Umgekehrt zog Guichard ihn von 1676 an mit Enthüllungen über sein Privatleben ausgiebig durch den Schmutz. In Verlegenheit geriet hierdurch auch Carlo Vigarani, der Bühnenbildner und Theaterarchitekt, Teilhaber an Lullys Oper, der nebenbei drei Jahre lang für Guichard arbeitete.
1676 wurde Atys gegeben. Da der König hier angeblich selbst mitkomponiert hatte und zumindest sehr lange mit Lully zusammensaß, um das Werk zu vollenden, hat die Tragödie den Untertitel Die Oper des Königs. Hier verzichtet Lully auf Pauken und Trompeten, um einen dunklen rauen Klang zu erzielen. In einer Schlummerszene trat der noch junge Marin Marais als einer der Träume auf.
1677 folgte Isis. Der eigenwilligen Oper war wenig Erfolg beschieden. Man kritisierte die seltsame Handlung, die Philippe Quinault vorgelegt hatte, und empfand Lullys Musik als zu intellektuell. Die Oper bekam den Untertitel Die Oper der Musiker, denn Musiker und musikalisch gebildete Zuschauer waren vom Werk begeistert.
1678 arbeitete Lully die Tragédie-ballet Psyché mit Hilfe der Librettisten Thomas Corneille und Bernard le Bovier de Fontenelle zu einer Oper um; die gesprochenen Dialoge wurden durch Gesang ersetzt.
1679 kam Bellérophon auf die Bühne, wieder in Kooperation mit Thomas Corneille. Eine bemerkenswerte Neuerung war dabei die Begleitung des Rezitativs durch das Streicherensemble. 1680 folgte Proserpine, 1681 auf Befehl des Königs ein Hofballett, Le Triomphe de l’Amour. Ludwig XIV. wünschte sich eine Wiederbelebung der alten Hofballette. Das Stück wurde von den Nachkommen des Königs getanzt, es wurde zu einem der berühmtesten Werke Lullys überhaupt. Vor Proserpine trennten sich bereits die Wege von Lully und Carlo Vigarani, dessen Nachfolger Jean Bérain als Bühnenbildner an der Opernakademie statt Teilhaber nur bediensteter Künstler wurde. Er entwarf zwar bewundernswerte Bühnenkostüme, scheiterte aber an der Bedienung der Theatermaschinen, weshalb er nach Proserpine durch den Italiener Ercole Rivani ersetzt wurde. Doch der verlangte hierfür von Lully 5000 Livres jährlich, was 1682 die Arbeit wieder an Bérain fallen ließ.
1682 zog der Hof endgültig nach Versailles. Zu diesem Anlass wurde Persée gegeben. Mit diesem Werk wurde noch neunzig Jahre später, am 17. Mai 1770, das Opernhaus zu Versailles eingeweiht, zur Hochzeit des zukünftigen Ludwig XVI. mit Marie Antoinette. Dies spricht für die Bedeutung, welche man den Werken Lullys noch im 18. Jahrhundert zubilligte.
1683 starb Marie Therese, die Königin von Frankreich, daher wurden die Aufführungen von Phaëton auf 1684 verschoben, ebenso jene von Lullys erfolgreichstem Werk Amadis. Amadis wurde dann jedes Jahr aufgeführt, solange der König lebte. Des Weiteren wandten sich Lully und Quinault von der Mythologie ab und besangen französische Ritterepen, welche die Verteidigung des Glaubens als höchstes Ideal zum Inhalt haben. Die Aufhebung des Ediktes von Nantes sollte auch in der Musik seine Spuren hinterlassen.
1685 wurde die Oper Roland gegeben. Um diese Zeit kam es zum Eklat, als öffentlich ruchbar wurde, dass Lully eine Affaire mit einem Pagen namens Brunet hatte; hinzu kam seine Beteiligung an den Orgien der Herzöge von Orléans und Vendôme. Der König zitierte Lully zu sich und unterbreitete ihm, dass er nicht weiter gewillt sei, sein Verhalten zu dulden. Zwar war Lully inzwischen zum Secrétaire du Roi ernannt worden, war (zumindest auf dem Papier) Berater des Königs und geadelt worden, doch der König behandelte seinen ehemaligen Vertrauten nun mit Kälte.
Lully schrieb dem König und bat ihn um Vergebung. Beinahe wäre er erfolgreich gewesen: Der Marquis de Seignelay, Sohn Jean-Baptiste Colberts, hatte ein Werk bei ihm in Auftrag gegeben, Idylle sur la Paix. Den Text dazu schrieb Jean Racine. Der König, der in Sceaux der Aufführung beiwohnte, war äußerst angetan von dem neuesten Werk seines Oberhofmeisters, er ließ Lully große Abschnitte wiederholen.
1686 wurde Armide uraufgeführt, aber nicht am Hof, sondern in Paris. Lully war seit längerem in Ungnade gefallen, und der König empfing ihn nicht mehr. Lully hoffte jedoch, die Protektion des Königs wiederzuerlangen. Seine nächste Oper, die er für Louis-Joseph Duc de Vendôme auf ein Libretto von Jean Galbert de Campistron komponierte, war eine subtile Huldigung an den Thronfolger und damit an den König. Acis et Galatée erklang am 6. September 1686 im Schloss Anet anlässlich einer Jagdpartie des Dauphins. Im Vorwort der dem König gewidmeten Partitur schrieb Lully, er verspüre in sich eine „Gewissheit“, die ihn „über sich selbst hinaushebe“ und „mit einem göttlichen Funken erfülle“. Ende 1686, wohl nach der Wiederaufnahme von Acis et Galatée in Paris, ließ der Regent ihm mitteilen, er beabsichtige im Palais Royal Wohnraum für den Herzog von Chartres zu schaffen und Lully habe das Theater zu verlassen. Jener wollte daraufhin in der rue Saint-André-des-arts eine Oper aufbauen und kaufte dort ein bebautes Grundstück.
1687 arbeitete Lully an seiner Oper Achille et Polixène. In dieser Zeit bekam der König erhebliche gesundheitliche Probleme. Der Arzt Charles-François Félix de Tassy hatte am 18. November eine gefährliche Fistel am Gesäß des Monarchen zu entfernen. Richelieu war bei einem solchen Eingriff gestorben. De Tassy übte im Hospital von Versailles an herbeigeschafften Leidensgenossen des Königs und entfernte das Geschwür mit Erfolg. Man rechnete schon mit dem Tod des Königs, doch dieser erholte sich. Für die Feierlichkeiten zur Genesung bearbeitete Lully sein 1678 komponiertes Te Deum und ließ es auf eigene Kosten mit 150 Musikern aufführen. Von Lecerf de La Viéville wurde 1705 beschrieben, dass Lully bei der Aufführung der Motette am 8. Januar 1687 in der Église des Pères Feuillants mit dem zum Schlagen des Taktes gebrauchten Stock seine Fußspitze traf. Die kleine Verletzung entzündete sich rasch und infizierte sich mit Wundbrand. Lully weigerte sich, den Zeh amputieren zu lassen, und starb wenige Monate darauf. Er wurde in Notre-Dame-des-Victoires unter großer Anteilnahme begraben. In zeitgenössischer Literatur oder auf Abbildungen finden sich allerdings keine Belege für das Dirigieren mit langen Stöcken – benutzt wurde meist ein aufgerolltes Blatt Papier in einer oder beiden Händen. Möglicherweise wollte Lully mit einem Spazierstock die anwesenden Musiker zur Aufmerksamkeit rufen.
Seine letzte Oper wurde von seinem Sekretär Pascal Collasse vollendet. Die Nachfolge im Amt des Surintendanten übernahmen zuerst seine Söhne Jean und Louis de Lully zusammen mit seinem Schüler Marin Marais, bis der König das Amt Michel-Richard Delalande übertrug.
Seit 1961 tragen die Lully Foothills auf der Alexander-I.-Insel in der Antarktis und seit 1992 auch der Asteroid (8676) Lully seinen Namen.
Lully prägte mit seiner neuen Orchesterdisziplin nicht nur maßgeblich den französischen Stil, sondern übte damit großen Einfluss auf die Musikpraxis des ausgehenden 17. Jahrhunderts aus.
Typisch für den Klang seines Orchesters sind der fünfstimmige Streichersatz, die Mischung von Streichern und Bläsern, und die für seine Zeit große Besetzung des Orchesters. Die 24 Violinen des Königs bildeten den Kern des Ensembles; hinzu treten die 12 Oboen (an der Weiterentwicklung der Schalmei zur Oboe soll Lully maßgeblich beteiligt gewesen sein), außerdem Block- und Traversflöten, eine umfangreiche Continuogruppe mit Lauten, Gitarren, Cembalo etc. und in bestimmten Szenen Pauken und Trompeten. Beliebt war auch die ins Werk eingebundene „Zurschaustellung“ neuer Instrumente wie der Traversflöte, oder das „französische Trio“ aus zwei Oboen und Fagott. Diese Instrumente hatten in vielen Tänzen und Instrumentalstücken Soloauftritte, meist sogar auf der Bühne. In der nachfolgenden deutschen Tradition wurde das französische Trio oft verwendet, z. B. von Telemann und Fasch. In den frühen Jahren spielte Lully selbst die erste Violine in seinem Ensemble, oftmals sind in den Partituren der Philidor-Sammlung Vermerke wie „M. de Lully joue“ („Herr von Lully spielt“) zu lesen, die Violinstimme sollte dann mit möglichst blumigen Verzierungen dargeboten werden.
Die französische Ouvertüre mit einem ersten Teil im gravitätischen punktierten Rhythmus mit anschließender Fuge und am Ende (manchmal) einer Wiederaufnahme des ersten Tempos ist nur zum Teil eine Neuschöpfung Lullys. Seine Vorgänger, Lehrer und Zeitgenossen wie Jean de Cambefort, François Caroubel, Nicolas Dugap, Jacques de Montmorency de Bellville, Jacques Cordier, Pierre Beauchamps, Guillaume Dumanoir, Michel Mazuel, Mignot de la Voye oder Robert Cambert schrieben bereits Ouvertüren, oder besser gesagt Eröffnungsmusiken für die Hofballette. Diese Ouvertüren haben nichts mit den italienischen Sinfonias zu tun, wie sie von Monteverdi, Luigi Rossi oder Francesco Cavalli und Antonio Cesti komponiert wurden. Der französische Orchesterstil wurde schon zu Zeiten Ludwigs XIII. und seiner Ballettmeister entwickelt und ist auf die Gründung der 24 Violinen zurückzuführen – Lullys Wirken besteht vornehmlich in der Weiterführung der Tradition seiner Vorgänger. Doch während die alten Ouvertüren eher nur gravitätisch waren, fügte Lully ihnen noch einen fugierten Teil hinzu. 1660 wurde eine solche „neue“ Ouvertüre im Ballett Xerxes zum ersten Male aufgeführt, Seitdem wurde diese Form beibehalten. Fast jedes seiner Werke beginnt mit einer solchen Ouvertüre, eine Ausnahme bilden Les Fêtes de l’Amour et de Bacchus, die noch mit einem altertümlich anmutenden Ritournell eröffnet werden.
Das größte Verdienst Lullys liegt in der Begründung der französischen Nationaloper. Ludwig XIV. forderte, wie in allen Bereichen der Kunst, eine eigene französische Ausdrucksform auch in der Musik. In Lully und seinem Librettisten Philippe Quinault fand er Meister, die seine Vorstellungen umsetzten. Mit der von ihnen geschaffenen Opernform der Tragédie lyrique gelang es Lully und Quinault, eine eigene Form der Oper zu schaffen, die formal auf den großen klassischen Tragödien bedeutender Schriftsteller wie Corneille oder Racine basierten. Auf dieser Grundlage entwickelte Lully seine Opern als Gesamtkunstwerk, unter Einbeziehung großer Chorszenen und des für Frankreich traditionell wichtigen Tanzes in Form von Balletteinlagen. Damit konnte er die Erwartungen des Königs und des französischen Publikums zufriedenzustellen.
Jede seiner Opern ist in fünf Akte und einen Prolog unterteilt. Es wurden nur klassische Stoffe behandelt wie Ritterepen oder Geschichten der griechisch-römischen Mythologie. Der Prolog, inhaltlich nur lose mit der nachfolgenden Tragödie verbunden, diente der Verherrlichung des Königs und seiner "Ruhmestaten". Er beginnt und endet mit der Ouverture und besteht in der Regel weniger aus Rezitativen, sondern vor allem aus einem Divertissement mit Airs, Chören und Ballett. Die fünf Akte der Tragödien sind in Versen abgefasst, die in der Form des französischen Rezitativs deklamiert werden. Jeder der fünf Akte verfügt über ein weiteres Divertissement mit Arien, Chorszenen und Ballett, meistens – aber nicht immer – am Ende. Bestimmte Szenen wurden zum Standard, wie die poetischen Traumszenen („Sommeil“, z. B. in Atys), pompöse Schlachten („Combats“), die Stürme („Vents“) und die abschließenden großen Chaconnen und Passacaillen, oft mit Solisten und Chor.
Die französische Oper war von Anfang an als Gegenpol zur etablierten italienischen Oper gedacht. Der Unterschied beginnt bei den verwendeten Stimmen und Stimmlagen. Die italienische Barockoper war nicht denkbar ohne die perfekt ausgebildete Virtuosität der männlichen Kastratenstimmen. Das führte zusammen mit den weiblichen Primadonnen zu einer deutlichen Betonung hoher Sopran- und Altstimmen, es gab nur wenige Rollen für tiefe Stimmen und fast gar keine Tenöre. In Frankreich lehnte man die Kastration ab; daher sind in der französischen Oper auch alle Arten von Männerstimmen in tragenden Rollen präsent. Eine typisch französische Stimmlage ist der haute-contre, ein hoher, weich geführter Tenor, beinahe eine Altlage.
Ein wichtiger Unterschied ist auch die Verwendung von Chören in der französischen Oper.
Besonders auffällig im Vergleich zur italienischen Oper ist das von Lully und Lambert entwickelte französische Rezitativ. Es basiert auf der Theaterdeklamation der französischen Tragödie und ist eine Weiterentwicklung des Air de Cour. Es unterscheidet sich deutlich vom italienischen Rezitativ, das geradtaktig notiert ist, aber frei vorgetragen wurde; dagegen sind im französischen Rezitativ Taktwechsel häufig, es kommen also streckenweise verschiedene geradtaktige Metren wie C, 2 oder Allabreve und Dreiermetren wie 3/2 oder 3 (= 3/4) vor. Dabei orientiert sich der Rhythmus sehr genau am Duktus des Französischen. Rezitierte Passagen können in kleine Ariosi oder in liedhafte Airs übergehen, die Übergänge zwischen dramatischer Deklamation und Gesang sind also fließend. Lully verwendete sogar zweistimmige Passagen in manchen Rezitativen, und es kann auch zu Einwürfen eines Chores kommen (z. B. in Atys).
Auch die französischen Airs unterscheiden sich von den Arien der italienischen Oper. Der französische Gesangsstil hatte grundsätzlich wenig gemein mit dem italienischen Belcanto, und französische Sänger hätten sich technisch nicht mit großen italienischen Kastraten und Primadonnen messen können. Typisch für die französische Oper ist ein syllabischer Gesangsstil: jede Silbe bekommt einen, nicht mehrere Töne; lange Läufe oder schwierige Koloraturen wie im italienischen Belcanto sind tabu (von seltenen Ausnahmen abgesehen, die vom Text oder der Situation motiviert sein müssen). Daher wirken die Airs der Lullyschen Tragèdie lyrique relativ einfach, abgesehen von Verzierungen wie gelegentlichen Vorhalten, Mordenten oder Trillern. (Triller gab es in Italien auch, aber sie wurden dort nicht so genau notiert.) Viele Airs von Lully und seinen Nachfolgern entsprechen formal einem der zeitgenössischen Tänze, wie z. B. dem Menuet oder der Gavotte, und gehen auch häufig mit dem entsprechenden Bühnentanz einher. Solche Airs können außerdem von einem Chor wiederholt werden. Die italienische Da-capo-Arie existiert in der französischen Oper nicht.
Eine berühmte Szene ist der Monolog der Armide aus der gleichnamigen Tragèdie lyrique: Enfin il est en ma puissance! (Akt II, Szene 5). Zeitgenossen wie später auch Jean-Philippe Rameau betrachteten diese Passage als das Ideal der französischen Opernkunst.
In Frankreich blieb der Stil Lullys für etwa weitere hundert Jahre bindend. Die Formen, die er der Tragédie lyrique mit ihrem Gesangsstil und dem Ballett gab, wurden nicht angetastet. Es war selbst tabu, einen Text, den Lully bereits vertont hatte, ein weiteres Mal zu vertonen. So komponierten die französischen Komponisten in der direkten Nachfolge Lullys ihre Opern ganz in seinem Stil. Zu ihnen gehörten u. a. Pascal Collasse, Marc-Antoine Charpentier, André Campra, André Cardinal Destouches, Marin Marais, und später Jean Marie Leclair, François Francœur, Jean-Joseph Cassanéa de Mondonville und Antoine Dauvergne. Erst Jean-Philippe Rameau wagte einen moderneren Stil und einige Neuerungen, vor allem im Bereich der Instrumentierung und des virtuosen Umgangs mit dem Orchester, was das Pariser Publikum teilweise in „Lullysten“ und „Ramisten“ spaltete.
Mit der Gründung des Concert spirituel 1725 in Paris und den immer öfter aufgeführten italienischen Konzerten wich die Abneigung gegen die italienische Musik. Als eine italienische Truppe Pergolesis La serva padrona in Paris aufführte, brach ein offener Konflikt zwischen den Anhängern der französischen traditionellen Oper und den Anhängern der neuen Opera buffa aus. Zeitgenossen berichten, dass es dort des Öfteren wie in Religionskriegen zugegangen sei, zumindest was die Schmähschriften betrifft. Dieser Buffonistenstreit ging in die Geschichte ein und wurde erst Jahre später durch die ersten Aufführungen der Opern Glucks beigelegt. Mit Gluck verschwand auch allmählich die Oper des Ancien Régime, Lully, Campra und Rameau wurden kaum noch gespielt. Trotzdem haben Gluck und seine Epigonen aus der dramatischen französischen Deklamation und dem syllabischen Gesang der französischen Oper, wie sie von Lully erfunden worden war, sehr viel gelernt. Das ist auch in den französischen Opern Glucks zu hören (Iphigénie en Tauride, Iphigénie en Aulide, Alceste). Es ist kein Zufall, dass seine Opernreform in Frankreich den größten und vor allem dauerhaften Erfolg hatte – das französische Publikum war auf einen dramatischen Gesang ohne Koloraturen vorbereitet.
Spätestens seit den Plaisirs de l’îsle enchantée ging vom französischen Hof, von Versailles und der glamourösen Person des "Sonnenkönigs" eine immense Faszination aus. Französische Sprache und Kultur gaben den Ton an, auch das Interesse an der französischen Musik war groß. Die Tragédie lyrique fand allerdings relativ wenig Anklang, da zur gleichen Zeit und auch zuvor die italienische Oper ihren Siegeszug angetreten hatte. Dem konnte die französische Oper mit ihrer Betonung dramatischer Deklamation und ihren im Vergleich „harmlosen“ Airs nicht genug entgegensetzen. So gab es außerhalb Frankreichs nur wenige Höfe, wo ganze Opern von Lully aufgeführt wurden.
Trotzdem ließen sich manche Komponisten von der französischen Oper inspirieren. Das gilt vor allem für Henry Purcell. In England wurde die musikalische Entwicklung ab 1660 durch den frankophilen Geschmack der Stuartkönige Charles II und James II mitgeprägt; das gilt auch für die Musik von Locke, Humfrey, Blow und Purcell. In Dido and Aeneas und in seinen Semi-Operas setzt Purcell z. B. den Chor auf eine Weise ein, die auf Lully zurückgeht. Auch Arien und Tänze sind französisch beeinflusst, wenngleich mit starker englischer Eigennote. Überhaupt kann man sagen, dass die musikalischen Einlagen der Semi-Operas eigentlich Divertissements auf englische Art sind. Purcells berühmte Frostszene im dritten Akt von King Arthur (1692) geht vermutlich direkt auf den "Chor der Zitternden" in Lullys Isis (1677) zurück. Auch einige Komponisten der frühen deutschen Oper haben sich von Lully inspirieren lassen, vor allem Reinhard Keiser.
Lullys Einfluss machte sich besonders in der barocken Orchestermusik bemerkbar: Die Ouvertüren und Tänze seiner Opern und Ballette kursierten als Suiten in gedruckter Form in ganz Europa und trugen maßgeblich zur Entstehung der Orchestersuite bei. In fast jeder Musikbibliothek eines Fürsten fanden sich Abschriften der Werke Lullys. An deutschen Fürstenhöfen wurde nicht nur Lullys Musik gesammelt, sondern man beschäftigte auch französische Musiker. Selbst wenn Lullys Opern noch in der Entstehungsphase waren, so gab es schon Schwarzkopien seiner fertiggestellten Szenen, die auf dem Schwarzmarkt verkauft wurden.
Viele junge Musiker kamen nach Paris, um bei Lully zu studieren. Diese Schüler sollten zu den sogenannten europäischen „Lullisten“ werden: Pelham Humfrey, Johann Sigismund Kusser, Johann Caspar Ferdinand Fischer, Agostino Steffani, Georg Muffat und andere. Sie machten den Stil Lullys bzw. die Musik vom Hof des Sonnenkönigs vor allem in Deutschland und England populär. Nicht nur die Form der französischen Ouverture wurde verbreitet, sondern auch Tänze wie Menuet, Gavotte, Bourrée, Rigaudon, Loure, selbst so unpräzis definierte Gattungen wie die Air oder Entrée, auch die französischen Formen der Chaconne und der Passacaille verbreiteten sich in Europa.
Die Ouverturensuite „in französischer Manier“ war neben dem italienischen Concerto in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die wichtigste Orchestergattung in Deutschland, allerdings mit stilistischen Neuerungen und auch italienischen, konzertierenden Einflüssen: allen voran Georg Philipp Telemann, Johann Joseph Fux, Philipp Heinrich Erlebach, Johann Friedrich Fasch und Christoph Graupner. Auch die Orchestersuiten von Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel – die Wassermusik und die Musick for the Royal Fireworks – basieren auf den von Lully begründeten Formen. Händel pflegte sein Leben lang die Ouverture im französischen Stil, selbst in seinen italienischen Opern. Seine Oper Teseo (1713) basierte auf Quinaults Libretto zu Lullys Thésée und hat daher ungewöhnlicherweise fünf Akte, ist aber ansonsten eine italienische Oper mit Dacapo-Arien.
Das Menuett der klassischen Sinfonien von Haydn und Mozart geht letztlich auf Lully zurück.
Grands motets
Petits motets
Ballets de cour, Mascarades und Divertissements
Intermedien, Comédies-ballets
Tragédies en musique, Pastorale, Pastorale héroïque
Le Bourgeois gentilhomme – 1. Ouvertüre
Le Bourgeois gentilhomme – 2. Gravement
Le Bourgeois gentilhomme – 3. Sarabande
Le Bourgeois gentilhomme – 4. Bourée
Le Bourgeois gentilhomme – 5. Gaillarde Canarie
Le Bourgeois gentilhomme – 6. Gavotte
Le Bourgeois gentilhomme – 7. Loure
Le Bourgeois gentilhomme – 8. Air des Espagnoles
Le Bourgeois gentilhomme – 9. Menuett 1 und 2
Le Bourgeois gentilhomme – 10. Chaconne des Scaramouches, Trivelins
Le Bourgeois gentilhomme – 11. Marche pour la cérémonie des Turcs