Komponisten

Giacomo Fogliano

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Motette
Madrigal
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A la mia grave pen’Adoramus teBeati omnesDe profundis (De Profundis)
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Giacomo Fogliano, auch Giacomo Fogliano da Modena, Jacopo Fogliani oder Jacobus Folianus (* 1467 oder 1468 in Modena; † 10. April 1548 ebenda) war ein italienischer Komponist, Organist und Orgelsachverständiger der frühen Renaissance.
Giacomo Fogliano war der Sohn von Alessandro Foiano aus Modena; auch Giacomos Bruder Lodovico (um 1475 – um 1540) ist als Komponist bekannt geworden, aber auch als Musiktheoretiker. Aus Giacomo Foglianos früher Zeit und Ausbildung sind keine Informationen überliefert. Aus seinem gesicherten Todesdatum, das in dem Sterberegister der Stadt Modena und auf seinem Grabstein im Dom vermerkt ist, sowie aus der dortigen Angabe, dass er 80 Jahre alt wurde, ergibt sich sein ungefähres Geburtsjahr.
Fogliano wurde im Jahr 1489 Organist im Dom zu Modena und übte dieses Amt zunächst bis 1497 aus. Über sein Wirken und seinen Aufenthalt in den sieben Folgejahren ist nichts überliefert. Die Vermutung des Musikhistorikers Daniele Fusi aus dem Jahr 1985, dass er mit einem „Stadtpfeiffer“ in Siena namens Giacomo di Salvatore oder Piffaro dei Magnifici Signori identisch sein könnte, der 1498 in den dortigen Stadtakten genannt wird, ist wegen dessen Namen Salvatore höchst unwahrscheinlich. Nicht ganz so unsicher ist die gelegentliche Behauptung von Musikhistorikern, Fogliano sei zumindest vorübergehend auch Kapellmeister am Dom zu Modena gewesen. Gesichert ist Giacomo Foglianos erneutes Wirken am Modenaer Dom vom Jahr 1504 bis zu seinem Ableben 1548.
Seine Aufgaben umfassten außer dem Organistendienst die Tätigkeit als Sänger, die Unterrichtung der Corknaben, die Komposition und der Orgelunterricht. Der Verleger Ottaviano Petrucci veröffentlichte viele von Foglianos Vokalwerken; das früheste war eine Frottola im Jahr 1502. Von den Jahren 1512 bis 1514 unterrichtete der Komponist auf Bitten von Kardinal Ippolito I. d’Este den späteren Kardinal Giulio Segni (1498–1561) im Spiel auf Tasteninstrumenten; es gibt einen Brief von Fogliano an Ippolito vom 13. März 1514 zum Abschluss dieses Unterrichts. Diesem Brief war eine von Foglianos neuen Motetten (Zitat: un mio novo mottetto) beigelegt.
Der Schriftsteller Giovanni Maria Parente (15. Jhd. – 1495) bezeichnet den jungen Fogliano in seiner Schrift Dialogo in commendazione delle donzelle modenensi (Modena 1482) als einen excellenten Organisten und Spieler anderer Tasteninstrumente sowie weiterer Instrumente, auch als Liebhaber einer gewissen Elisabetta Cavalarina. Im Jahr 1543 reiste Fogliano nach Parma zur Überprüfung der dort gebauten Orgel von Carlo Sabbadini aus Reggio. Eine ähnliche Orgelprüfung, nämlich in der Kirche San Francesco seiner Heimatstadt Modena, erbaut von Giovanni Cipria aus Finale, ist für das Jahr 1547 bekannt geworden. Der Modenaer Chronist Lancellotti hinterließ einen kurzen Bericht über Krankheit und Tod Foglianos, und dass der Komponist noch im hohen Alter bis kurz vor seinem Tod sein Amt ausgeübt hatte.
Die überlieferten Werke von Giacomo Fogliano stammen teilweise aus seiner Tätigkeit als Domorganist von Modena (vier Orgel-Ricercare und zehn liturgische Vesper-Psalmsätze), teilweise aus 29 Madrigalen aus einem Einzeldruck von 1547 und mehreren Sammeldrucken sowie einer kleinen Zahl von Frottolen, Lauden und Motetten. Eine besondere Bedeutung hat der Komponist insofern, als er sich mit einer Vielzahl von Gattungen beschäftigte und wie kein Zweiter auf dem Gebiet der Vokalmusik zwei zeitgenössische Generationen umspannte, nämlich die von Marco Cara und Bartolomeo Tromboncino einerseits und die von Philippe Verdelot und seinen Nachfolgern andererseits; dies gilt besonders für die beiden italienischen Kompositionstypen der Frottola und des Madrigals.
Die vier handschriftlich überlieferten Ricercare Foglianos, vermutlich um 1530 geschrieben, gehören neben den Recercari, motetti, canzoni. Libro Primo (Venedig 1523) von Marco Antonio Cavazzoni zu den ältesten italienischen Orgelwerken überhaupt. Seine zehn Vesperpsalm-Sätze enthalten zum Teil einfache, homorhythmische Abschnitte nahe dem Falsobordone-Typ, zum Teil aber kunstvollere imitatorische Partien. Die drei Motetten mit Foglianos gesicherter Autorschaft sind kunstvoll imitatorisch angelegt; die erste davon, das zweiteilige Christusgebet Adoramus te Jesu Christe, enthält häufige und nachdrückliche, in einen Blocksatz eingeschaltete Anreden. Die beiden anderen, Beati omnes, qui timent Dominum und De profundis clamavi, sind umfangreiche, zweiteilige Werke auf der Basis der jeweils ersten Strophen des 127. und 129. Psalms. Diese Psalm-Motetten unterscheiden sich im Stil erheblich von den etwas einfacheren Vesperpsalmen. Die einzige Lauda-Komposition, die Fogliano mit Sicherheit zugeschrieben werden kann, ist Ave Maria gratia plena, welcher die betreffende liturgische Melodie zugrunde liegt.
So weit aus der Überlieferung hervorgeht, hat Fogliano als einziger sowohl Frottolen als auch Madrigale verfasst und veröffentlicht. In der Ode Occhi suavi e chiari hat der Musikwissenschaftler Walter R. Rubsamen (1961) einen andeutungsweisen Übergang von der Frottola zum Madrigal gesehen. Eine Reihe von Stücken aus dem Madrigal-Individualdruck war schon in Handschriften und Drucken der 1530er Jahre erschienen, teilweise unter dem Namen von Verdelot. Die Frottolen fallen jedoch überwiegend in die Blütezeit dieser Gattung um 1510, die Madrigale dagegen in eine spätere Phase. Hier scheint Fogliano offenbar selbst an der Ausprägung des neueren Madrigaltyps beteiligt gewesen zu sein, wofür auch seine Tätigkeit in Modena spricht, während sich die Frühgeschichte des Madrigals in anderen Zentren Italiens abgespielt hat. Allerdings ist unsicher, ob Fogliano Verdelot gekannt hat, oder wie nun Foglianos Madrigale in die Quellen der 1530er Jahre gelangt sind. Bei dem Madrigaldruck von 1547 deuten andere Anzeichen darauf hin, dass hier über einen längeren Zeitraum hinweg entstandene Werke zusammengetragen worden sind.