Komponisten

Francesco Cilea

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nach Beliebtheit
3 Pezzi, Op.29Adriana LecouvreurCello Sonata, Op.38 (Cellosonate, Op.38)Gloria (Ruhm)L’ArlesianaRomanza for Piano (Romanze für Klavier)Serenata (Serenade)
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Francesco Cilea (* 23. Juli 1866 in Palmi, Provinz Reggio Calabria; † 20. November 1950 in Varazze, Provinz Savona) war ein italienischer Komponist, Musikpädagoge und Leiter musikalischer Ausbildungsstätten.
Seiner Erinnerung nach fasste Francesco Cilea schon als Junge den Entschluss, sich der Musik zu widmen, nachdem er das Finale der Oper Norma von Vincenzo Bellini (1801–1835) erlebt hatte – gespielt von der städtischen Kapelle seiner Heimatstadt Palmi. Auf den Rat von Francesco Florimo (1800–1888) studierte er ab 1879 am Konservatorium „San Pietro a Majella“ Neapel bei Beniamino Cesi (1845–1907) und Paolo Serrao (1830–1907), wo er durch Fleiß und Intelligenz auffiel. Er erhielt eine Goldmedaille des Ministeriums für das öffentliche Schulwesen und eine Ernennung zum ersten Meisterschüler. Zum Abschluss seines Studiums in Neapel schrieb er 1889 die Oper Gina, die mit Erfolg im kleinen Theater des Konservatoriums aufgeführt wurde. Diese kleine Oper, in der die Naivität des Librettos mit der Musik wetteifert, wurde vom Kritiker und Verleger Edoardo Sonzogno so geschätzt, dass er bei Cilea eine weitere Oper namens La Tilda in Auftrag gab, auf das Libretto von Angelo Zanardini, die vom Stil her dem Verismus nach dem Vorbild der Cavalleria rusticana von Pietro Mascagni (1863–1945) folgen sollte.
Nach seinem Studienabschluss in Neapel wirkte Cilea von 1889 bis 1898 am gleichen Institut als Lehrer für Klavier und Harmonielehre. In diese Zeit fällt die erfolgreiche Aufführung seiner zweiten Oper La Tilda am 7. April 1892 im Teatro Pagliano in Florenz. Es folgten Aufführungen in vielen weiteren italienischen Theatern. Am 24. September des gleichen Jahres wurde La Tilda im Ausstellungs-Theater in Wien aufgeführt, wo auch andere Opern aus dem Haus Sonzogno zu hören waren. Cilea selbst hatte seine zweite Oper weniger geschätzt; vielmehr nahm er die Aufführungserfolge Sonzogno zuliebe hin, auch, um sich die Gelegenheit des Bekanntwerdens nicht entgehen zu lassen. Die Orchester-Partitur ist verloren gegangen, sodass La Tilda in unserer Zeit nicht mehr aufgeführt werden kann, jedoch sind im erhalten gebliebenen Klavierauszug (Singstimmen und Klavier) die frischen und eingängigen Melodien erkennbar. Die dritte Oper Cileas, L'Arlesiana, die auf dem Drama von Alphonse Daudet (1840–1897) beruht, kam am 27. November 1897 mit dem Libretto von Leopoldo Marenco im Teatro Lirico in Mailand zur Aufführung. Auf der Besetzungsliste dieser Aufführung ragt der Name des damals noch sehr jungen Enrico Caruso (1873–1921) heraus, welcher das enthaltene Stück Il lamento di Federico mit ungewöhnlichem Erfolg sang – eine Romanze, die noch heute als „Zugstück“ für Tenöre gilt. Insgesamt war jedoch L'Arlesiana damals eher ein Misserfolg. Cilea war allerdings überzeugt vom Wert dieser Oper und versuchte, sie gleich nach der Premiere bis in seine letzten Lebensjahre hinein zu verbessern. Dies galt für feine Details, aber er scheute sich auch nicht vor drastischen Eingriffen. Heute findet man kaum noch einen Takt, der der ersten Fassung entspricht. Dennoch wurde diese Oper kein dauerhafter Erfolg; mit Ausnahme der 1930er Jahre, wo ein Erlass des Diktators Benito Mussolini, der nach der italienischen Eroberung Äthiopiens und den darauf folgenden Sanktionen anderer Länder angeordnet hatte, dass nur Opern aus denjenigen Ländern aufgeführt werden dürfen, welche sich den Sanktionen nicht angeschlossen haben. Cilea bemerkte dazu wörtlich: „Bei dieser Gelegenheit hatte ich Glück.“
Nach seiner Tätigkeit in Neapel übernahm Cilea von 1898 bis 1904 die Stelle eines Lehrers für Harmonielehre am Instituto Musicale in Florenz. In diese Zeit fällt die Uraufführung seiner vierten Oper Adriana Lecouvreur am Teatro lirico in Mailand am 6. November 1902, wieder mit Enrico Caruso als mitwirkendem Sänger. Sie ist ein Bühnenwerk auf das Libretto von Arturo Colautti nach einem Theaterstück von Eugène Scribe (1791–1861), welches im Frankreich des 18. Jahrhunderts spielt. Dieses Werk ist beim heutigen Theaterpublikum die am besten bekannte Oper Cileas, was auf der geglückten Vereinigung der melodischen Spontaneität nach der Neapolitanischen Schule und einer modernen harmonischen Schreibweise nach neuerem französischen Vorbild beruht.
Die letzte Oper Cileas, Gloria, wurde am 15. April 1907 im Teatro alla Scala in Mailand unter der Leitung von Arturo Toscanini (1867–1957) erstmals aufgeführt. Sie ist eine Tragödie in drei Akten ebenfalls auf das Libretto von Colautti, nach einem Theaterstück von Victorien Sardou (1831–1908). Sie zeigt eine bemerkenswerte kompositorische Weiterentwicklung Cileas gegenüber seinen Zeitgenossen (abgesehen von Giacomo Puccini), was sie aber für das Publikum schwer verständlich machte. Trotz ihres Werts und gewissen relativen Erfolgen war die Oper deshalb insgesamt kein Erfolg und wurde vom Verleger Ricordi in Mailand boykottiert, wobei der Verleger Sonzogno dem nur wenig entgegengewirkt hat. Dies hat Cilea dazu bewogen, das Opernschaffen endgültig aufzugeben. Es gibt zwar Belege aus dem Jahr 1909 für eine geplante Oper namens Il matrimonio selvaggio, die aber nicht aufgeführt wurde und Skizzen von Libretti zu Il ritorno dell’amore (von Renato Simoni) sowie Malena und La rosa di Pompei (beide von Ettore Moschino), datiert mit „Neapel, 20. Mai 1924“; sie wurden aber nicht weiter verfolgt.
Cilea setzte seine Arbeit mit der Komposition von vokaler und instrumentaler Kammermusik sowie sinfonischer Musik fort. Er übernahm in den Jahren 1913 bis 1916 die Leitung des Konservatoriums Vincenzo Bellini in Palermo. In das Jahr 1913 fiel auch die Aufführung einer Sinfonischen Dichtung auf den Text von Sem Benelli (1877–1949) zu Ehren von Giuseppe Verdi (1813–1901) im Theater Carlo Felice in Genua. Im Jahr 1916 kehrte Cilea zu seiner ersten Unterrichtsstätte in Neapel zurück, dem Konservatorium San Pietro a Majella, und leitete dieses Institut bis zum Jahr 1938, wo er mit 72 Jahren seine Unterrichtstätigkeit beendete, nachdem er den Ehrentitel Accademico d'Italia erhalten hatte. Seine letzten Lebensjahre, die von Krankheit und finanziellen Sorgen überschattet waren, verbrachte Cilea in Rom und schließlich in der kleinen ligurischen Stadt Varazze, wo er Ehrenbürger war. Dort starb er am 20. November 1950. Zur Erinnerung an ihn sind das Konservatorium und das Theater in Reggio Calabria nach ihm benannt; darüber hinaus wurde für ihn in seiner Geburtsstadt Palmi ein Mausoleum errichtet und eine Straße im historischen Stadtzentrum benannt.
Francesco Cilea fühlte sich als letzter Repräsentant der Neapolitanischen Schule; entsprechend sind Einflüsse dieser alten Schule neben einer gleichsam französisch anmutenden Eleganz zu spüren. Nach Meinung des Musikwissenschaftlers Roman Vlad ist in der frühen Fassung von Cileas Cellosonate (1888) stilistisch sogar Maurice Ravel (1875–1937) vorweggenommen. Andererseits sind in seinem Hauptwerk, der Oper Adriana Lecouvreur, deutliche Anklänge an Jules Massenet (1842–1912), der ihn schätzte, zu hören. Cilea wird auch oft als Generationsgenosse von Pietro Mascagni und Umberto Giordano (1867–1948) als Komponist des veristischen Stils bezeichnet, was aber nur bedingt zutrifft; eher sind in seiner Musik Anklänge an Vincenzo Bellini und Edvard Grieg (1843–1907) erkennbar. In Cileas besten Opern herrscht die Belcanto-Gesangslinie vor, sowie harmonische Raffinesse, klangliche Transparenz und eine feine melancholische Grundstimmung. Seine Oper Adriana Lecouvreur geriet nach den ersten erfolgreichen Jahren weitgehend in Vergessenheit und ist erst in den 1980er Jahren wieder in das Repertoire der Opernhäuser zurückgekehrt.